Für den Neunzigerjahre-Gitarren-Rock aus deutschen Landen stand definitiv auch eine Band aus Hannover: Terry Hoax.
Allerdings war die Lebensdauer des niedersächsischen Quintetts nicht von der der anderen Combo aus Hannover: Fury In The Slaughterhouse. Ein Freund von Schattenspielen bin ich nicht.
Terry Hoax hatte immer einen Platz in meiner Plattensammlung und als vor kurzem aktuelle Tourtermine für die seit 1996 eingefrorene Combo auftauchten, sollte es doch endlich bei RockTimes an der Zeit sein, diese tolle Rock-Band zu würdigen.
Von 1991 bis 1995 brachte man vier Alben in Umlauf und nach "Life In Times Of..." war die zweite Veröffentlichung "Freedom Circus".
Mit einem Jahr Pause brachte man "Splinterproof" auf den Plan und "Den Kindern geht es gut und sie lassen grüßen" markierte bereits den Schlusspunkt der Studio-Produktionen.
Der Split war beschlossene Sache und so wurde die bereits festgezurrte Tour zur klingenden Terry Hoax-Abschiedsreise, 1996 dokumentiert als "Happy Times - Live".
2008 spielten sie auf der Farewell & Goodbye-Tour von den Hannoveraner Lokalmatadoren und bereits für 2009 ist ein neues Studio-Album angekündigt.
"Freedom Circus" soll die am erfolgreichsten verkaufte Einheit in der doch recht kurzen Karriere der Band gewesen sein.
Mit einer astreinen, sehr stark rockenden Version von Depeche Modes "Policy Of Truth" hatte man für ordentliche Aufmerksamkeit in der Medienwelt gesorgt und das vorliegende Album zeigt eine Band, die es verstand, alle Varianten gut gemachten Gitarren-Rocks zu präsentieren.
Der Hoax-Hit ist übrigens auch vertreten, offenbart allerdings nur die eine Seite der sehr guten, gemeinsam von der Gruppe geschriebenen Musik.
Sänger Perau war für die englischen Texte verantwortlich.
Vielschichtige Gitarren der Gebrüder Wichary, wo man hinhört, Up- und Mid-Tempo, Balladeskes, tolle Rhythmen sowie ein wandlungsfähiger Sänger waren die Markenzeichen von Terry Hoax.
Einmal griff der Produzent Jens Krause im für das Album perfekt inszenierten Opener "Freedom Circus" in die Tasten des Keyboards. Wie offen die Szene war, wird durch den Mann, der das Gitarren-Solo hinlegte, bewiesen. Gero Drnek (Ex-Fury In The Slaughterhouse) zupft die Saiten und es passt schon zum Hoax-Sound, der amtlich abrockt. Herrliche E-Gitarren und die Keyboards erfüllen ebenfalls ihren Part. Schon zeigt sich, welch ein formidabler Sänger Perau ist. Richtig guter Drive in den höheren Gängen ist angesagt.
Das Jonglieren mit den Sounds führt mit "Insanity" zu einem vortrefflichen Zwischenhoch. Die Drums und der Gesang werden mit Effekten verziert und schon haben wir eine psychedelische Spielart der Gruppe vorliegen. Es wird empfohlen, diesen Track über Kopfhörer zu genießen. Gigantisch! Christian Reinicke am Clavinet sorgt für klasse Akzente.
Nach Hochoktanigem setzt man in der ersten Nummer ohne Gäste auf akustische Gitarre als Begleitung. "Sick" heißt es und trotz seines balladesken Ambientes ist es eine Anklageschrift für alle Klima- und Umwelt-Ignoranten.
Was die beiden E-Gitarren unabhängig voneinander in den beiden Kanälen treiben, ist irre. Letztendlich trifft man sich gemeinsam im Mitsing-Refrain Es rockt abermals mit Schmackes.
Melancholie ist in "Live All" die Trumpfkarte. Ein Highlight, wenn E-Gitarre sowie Akustische, hier mehr im Vordergrund gelassen, unisono spielen.
Fast durchgehend hat Terry Hoax den Perkussionisten Hilko Schomerus in der Manege des "Freedom Circus". Der steht jetzt besonders im Spotlight, genauso wie die Vocals, inklusive der Backings von Britt Peters als auch Sabine Bulthaupt und am Ende einer ganzen Horde von Leuten an den Mikrofonen. Wenn dieser Song nicht zum Mitsingen ist, dann weiß ich es auch nicht.
Mit scharfen Riffs macht man im Überflieger "Touch The Sky" ordentlich Druck. Ein guter Rocker vor dem Herrn, mit klasse Breaks und einem fast schon metallischen Solo versetzt.
Oh ja, ich mag immer noch dieses "When Love's Gone". Eine opulente Zwischenmahlzeit des akustischen Wohlgeschmackes. Dieser groovende Track geht unter die Haut. Gratulation an Hachy Hachmeister, der eine super Partie trommelt, nicht nur hier.
Über die ultimative Ballade auf der Platte, "You Someone - Somewhere" mit Sebastian Frank am Cello und nicht viel mehr Instrumentierung kommt es am Schluss zu einem Evergreen: "Fish Named Napoleon" ist die perfekt Zusammenfassung all dessen, was die Band an tollen Ideen zu bieten hatte und das waren wahrlich nicht wenige.
"Freedom Circus" ist eine ganz starke Rock-Platte und... warum, wieso, weshalb... sich schließlich Terry Hoax aufgelöst haben, soll an dieser Stelle nicht behandelt werden, sondern es geht viel mehr um die Tatsache, dass es wieder weitergeht.
Ein erster Rückblick hat sich allemal gelohnt.
Line-up:
Perau (vocals)
Martin Wichary (guitar)
Marcus Wichary (guitar)
Armin Treptau (bass)
Hachy Hachmeister (drums)
With:
Jens Krause (keyboards - #1)
Gero Drnek (guitar solo - #1, backing vocals - #5)
Christian Reinicke (clavinet - #2)
Sebastian Frank (cello - #10)
Hilko Schomerus (percussion - #2,5,6,8,13)
Britt Peters (backing vocals - #6,13)
Sabine Bulthaupt (backing vocals - #6)
Tracklist |
01:Freedom Circus (5:26)
02:Insanity (4:08)
03:Sick (2:57)
04:From Love To Hate And Back (4:00)
05:Live All (4:54)
06:Hot Heyday (4:05)
07:Touch The Sky (3:41)
08:When Love's Gone (4:41)
09:Goodbye (3:35)
10:You Someone - Somewhere (3:48)
11:Another Face (5:27)
12:Policy Of Truth (4:45)
13:Fish Named Napoleon (5:01)
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