In seinem Review zum letzten Album Obsession der mir bis dato nicht bekannten Hamburger Band Three Wishes hatte mein Kollege Michael Knoppik ihrer Musik einen gewissen Grad zur Beliebigkeit attestiert (was letztendlich einen dezent negativen Beigeschmack hinterlässt) und das für jemanden wie mich, der schon sehr viele Scheiben aus dem Genre reviewt hat, dies auch relativ nachvollziehbar begründet. Zumal ich Englisch singenden, deutschen Bands eh sehr kritisch gegenüber stehe, hätte ich das Ganze wenn überhaupt, nur beiläufig zur Kenntnis genommen und weiter wär's gegangen.
Wie der Zufall es manchmal so will, landete jetzt ihr brandaktuelles Werk "Resurrection" bei mir im Briefkasten und, um es vorwegzunehmen, ich komme nach den üblichen Hördurchläufen zu einem wesentlich positiveren Ergebnis, hier scheint im Laufe der letzten beiden Jahre ein deutlicher Reifeprozess, bzw. eine Fortentwicklung vonstattengegangen zu sein.
Wie so oft hängt das Wohl einer Band im Prinzip stark von ihrem Frontmann ab, und gerade bei Combos aus unseren Landen, die sich an englischem Liedgut versuchen, besonders. Hier haben die Hamburger mit der Neubesetzung durch Sammy Barry (mit viel Gesangserfahrung in diversen anderen Truppen und auch Teilnehmer bei X-Factor), der sich mit recht rotziger Stimme sogar überwiegend wohltuend amerikanisch anhört, aus meiner Sicht einen Glücksgriff getätigt (so ein Sänger würde einer instrumentell starken Band wie Lizard z. B. auch gut zu Gesicht stehen).
Noch eine Veränderung gab es mit Nico Bruderhofer am Schlagzeug, das Grundgerüst bilden weiterhin Michael Degen (Gitarren, backing vocals), Artur Qoku (Keys) und Holger Niedrich (Bass, backing vocals). Die Tracks des neuen Albums "Resurrection" wurden in Teamarbeit kreiert, was sich auch in der musikalischen Umsetzung abbildet. Eine klar strukturierte Aufgabenverteilung, man hat das Gefühl, dass sich jeder hier völlig gleichberechtigt einbringen konnte, was vermutlich auch zu guter Harmonie in einem Kollektiv beiträgt. Und eine stimmige Chemie führt ja dann oft auch zu guten Ergebnissen.
Die Rhythmus-Sektion liefert solides Handwerk ab ( Niedrichs und Bruderhofers markanteste Momente sind zu Beginn und im schönen Bridge von "Hot Bitches"), Arthur Quoku erweist sich mit vielen Piano-In- und -Outros, sowie Bläser- und Streichersimulationen am Syntheziser als der vielleicht variabelste Mitstreiter und Michael Degen zeigt sich mit typisch quirligen Soli als gelehriger Studierer von Gitarristen wie Tommy Denander, Dann Huff oder Steve Lukather. Und wenn Barry bei besagtem Song im Refrain »Hot bitches are doing it right« röhrt - welcher richtige Mann würde ihm da zu wiedersprechen wagen…?
Kommen wir zu den Ungerechtigkeiten im Leben: Würden Powerballaden wie "Someday" oder "More Than Words Can Say" von Interpreten wie Nickelback oder Ozzy Osbourne performt werden, wären Hitgarantie oder zumindest internationale Radiopräsenz die logische Konsequenz. Klasse auch der atmosphärische Opener "Fire In Your Eyes" und die southern-soulige Hommage an Ronnie Van Zant / Skynyrd bei "Take My Soul".
Trotz dieses durchgehend guten Albums voller schöner Hooklines und eingängigen Refrains (befürchte ich) wird sich das zukünftige Wirken vermutlich weiter hauptsächlich auf den regionalen Sektor beschränken (wie z. B. das Wiederaufrichten der enttäuschten St. Pauli-Fans nach einer Heimniederlage gegen Rot Weiß Essen mit Konzerten im schönen Knust). Ein eventueller kommerzieller Durchbruch wird zunächst von guten Leistungen bei Supportauftritten für namhaftere Bands oder gelungenen Teilnahmen bei größeren Festivals und letztendlich von ein bisschen Glück abhängen.
Three Wishes befinden sich mit ihrem auf "Resurrection" praktizierten, (selbst betitelten) 'Elbcoastrock' auf dem richtigen Weg. Eine kurzweilige Scheibe auf einer Ebene mit guten deutschen Acts wie Lizard, Midnite Club, Axel Rudi Pell, Dreamcatcher & Co. überwiegend sogar mit Potential zu Mehr. Auch das selbstfabrizierte Art-Design des DigiPaks mit eingestecktem Booklet (inkl. aller Texte) lässt keine Wünsche offen. Von meiner Seite hierfür ein Kompliment und eine ehrlich gemeinte Kaufempfehlung (über den bandeigenen Vertrieb: order@3-wishes.de).
Tracklist |
01:Fire In Your Eyes
02:Someday
03:Fallen From Grace
04:Take My Soul
05:Let Us Go
06:This Beat Is Mine
07:I Will Remember You
08:Hot Bitches
09:More Than Words Can Say
10:This Is My Life
11:What I Feel For You
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