Dass Threshold das Label wechseln, muss den geneigten Fan wahrlich nicht nervös machen. Als ich erfuhr, dass die Band zum metallastigen Nuclear Blast geht, machten sich bei mir kurz gemischte Gefühle breit. Nun ist "Dead Reckoning" da und ich kann sofort Entwarnung geben. Wer auf Threshold in jüngster Vergangenheit stand, wird es auch weiterhin tun. Denn es hat sich nicht viel geändert. Man setzt auf bewährte Mittel und letztlich sind genau diese der Garant dafür, dass die Formation bei weiten Teilen der Prog Metal-Gemeinde beliebt ist.
Da gibt es den typischen und druckvollen Gitarrensound, die wirklich filigrane Rhythmusarbeit von Drummer Johanne James und die markante Stimme von Andrew MacDermott. Bass und Tasten erledigen ihr Übriges. Ein gehöriger Schuss an Kommerz ist natürlich, wie wir es von Subsurface kennen, wieder vorhanden.
So gibt es bereits mit "Slipstream" ein Soundgewitter. Diesmal ergänzen Grunzlaute von Gastsänger Dan Swanö den satten Inhalt. Druckvoll mit ordentlich Power rockt die Band mainstream und im Refrain wird es dann vollkommen eingängig, so dass die Melodie nicht mehr aus den Ohren will. Ein großartiges Stück, auch wenn man einfach in Kauf nehmen muss, dass sich Freunde ausgefallener Progressivität wohl eher abwenden werden.
Nach gleichem Strickmuster spielt sich der Folgetrack "This Is Your Life" ab. Nicht wirklich neu, denn ohne Zweifel hätte diese Nummer auch auf den Vorgänger aus dem Jahr 2004 oder auf "Hypothetical" gepasst. Hier wird nur allzu deutlich, dass sich Threshold auf eine bestimmte Richtung festgelegt haben.
Anders verhält es sich auch nicht bei "Elusive". Die Synthies rücken etwas mehr in den Vordergrund, Dan Swanö ist nochmals zu hören, ansonsten besticht man mit gewohnten Mitteln. Wenn man Threshold vielleicht etwas vorwerfen kann, dann ist es die Tatsache, dass auf dem neuen Album überhaupt keine Überraschungen zu hören sind (mit Ausnahme der bereits genannten Growls von Dan Swanö. Das scheint sehr kalkuliert. "Hollow" lässt zwar eine Prise mehr an Gefühl zu, passt aber auch ins Schema.
Was auf "Subsurface" die traumhafte Ballade "Flags And Footprints" war, dass ist auf dem neuen Silberling "Pilot In The Sky Of Dreams". Und zwar auch, wenn im zweiten Teil des Stückes das Tempo merklich angezogen wird. Da spielt der Bass geile Läufe, die Drums setzen Breaks und die Synthesizer lassen volle Sounds raus, während die Gitarren in gewohnter Manier braten. Immerhin über neun Minuten kann man hier staunen. Das ist gutes Songwriting mit ordentlich Abwechslung, ausgeklügelten Keyboards und gekonnten Riffs.
Es gibt auch ein paar schräge Töne, die sich aber schnell in den Tasten auflösen. Mit der Stimme wird bei "Fighting For Breath" gekonnt experimentiert, so dass auch die technische Seite eine Herausforderung erfährt. "Disappear" bietet Groove, die im Refrain abgespielten Melodien schrammen allerdings knapp an der Schnulze vorbei. Einen Schwung Düsternis, aufgehebelt mit einer gehörigen Portion Mainstream-Rock, bekommen wir mit "Save To Fly" zu hören. Das kleine Manko ist wieder da. Threshold tischen uns wieder das Altbekannte auf.
Nichtsdestotrotz, "Dead Reckoning" ist ein gelungenes Album geworden. Brillant produziert, ein Top-Sound und wer die Gruppe bisher gerne hörte, wird auch diesmal nicht enttäuscht. Die Musiker sind über jeden Zweifel erhaben und für meine Begriffe schon immer innovativ. Deswegen habe ich mich auch gar nicht erst auf die Suche nach neuen Tönen und unbekannten Kompositionen gemacht. Bisher gilt: Wo Threshold drauf steht, ist auch Threshold drin. Nichts anderes!
Line-up:
Andrew MacDermott (vocals)
Nick Midson (guitars)
Karl Groom (guitars)
Richard West (keyboards)
Steve Anderson (bass)
Johanne James (drums)
Gastmusician:
Dan Swanö (vocals # 1, 3)
Tracklist |
01:Slipstream (4:53)
02:This Is Your Life (3:41)
03:Elusive (6:10)
04:Hollow (4:00)
05:Pilot In The Sky Of Dreams (9:44)
06:Fighting For Breath (8:16)
07:Disappear (4:17)
08:Safe To Fly (5:06)
09:One Degree Down (8:33)
Bonus-Track:
10:Supermassive Black Hole (3:09)
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Externe Links:
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