Tinez Roots Club / Almost Nasty
Almost Nasty Spielzeit: 42:22
Medium: CD
Label: Aunt Ricky Records, 2011
Stil: Jazz, Blues, Swing

Review vom 08.11.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Ping ... in roter Schrift leuchtet im Display 'bitte anschnallen' auf. Das sollte man beim Tinez Roots Club auch machen. "Almost Nasty" heißt das neue Album des Quartetts aus dem niederländischen Arnhem und auf dem Coverbild steht auch noch »two red hot saxophones with a blasting band.« Beim Dollars Jazzclub-Konzert im Klever Coffee House war der Saxofonist Martijn 'Tinez' van Toor mit von der Partie und einer im Bund der heißen Show.
Jetzt kann man sich davon überzeugen, was der Mann zusammen mit Koen Schouten (Saxofone), Martin Roggenkamp (Hammond) und Henk Punter (Schlagzeug) unter das Volk bringt. Die elf Titel, zum kleineren Teil mit Gesang, sind ein feuriges Werk aus Jazz, Soul, R&B, Blues sowie Rock'n'Roll. Wow, hier lernt die Kuh fliegen und bei zwei Saxofonen, einer Hammond und einem Schlagzeug vermisst man wahrlich kein anderes Instrument.
Der Vierer geht mit swingenden Stücken und viel Sinn für Melodie volle Kanne ab. Hier hat jeder seine Freiräume und so kann sich auch Roggenkamp oftmals bestens in Szene setzen. Mit dem Starter "Tinez Shuffle" geht die Platte fantastisch groovend los und ziemlich flott ist man auch mit dem ersten, schon ausgiebig langen Bläser-Solo zur Stelle. Das macht Laune und es ist richtig feurig gespielt. Dann kommt Roggenkamp mit seinem Hammond-Ausflug zu Wort und was der auf dem Kasten hat, ist beeindruckend. Die beiden Holzbläser gefallen durch Stakkato-Riffs und mit fein gesetzten Rhythmus- sowie Stimmungswechseln sind die viereinhalb Minuten echt zupackend.
"She's So Fine" ist das erste Stück mit Gesang und der ist gut. Nicht mehr und nicht weniger. Man kann der Dynamik des Tinez Roots Club nur schwer widerstehen. Das Treiben ist einfach ansteckend und obwohl sich kein Bassist im Line-up befindet, haben die Tracks selbstredend ein tieftönendes Fundament. Dafür sorgt Roggenkamp mit seinem Pedaleinsatz.
Die vier Musiker sind nicht nur durch ihre Zusammenarbeit in der Band Tinez Roots Club bekannt. Martijn 'Tinez' van Toor spielte bereits für JW-Jones, CC Jerome, Nick Curran sowie Ian Siegal. Koen Schouten ist auch bei The Jig und Walking The Trigger aktiv. Wolfgang Roggenkamp hat unter anderem Jan Akkerman, Kenny Wheeler, Luther Allison, Helmut Hattler, Eddie Hayes oder Nippy Noya auf der Visitenkarte stehen. Der Schlagzeuger Henk Punter ist ebenfalls ein äußerst umtriebiger Musiker. Mit seiner Philosophie »a drummer should be a bit like a chameleon« verweist er auf Memo Gonzalez, T-99, Lynwood Slim, Sax Gordon, Boyd Small oder Paul Orta.
Das Quartett fühlt sich auch in den vermeintlichen Zwischenräumen der großen Genres pudelwohl. So gibt es auch herrlichen Jump Jazz oder Boogie Woogie auf die verzückten Ohren und selbst zwei Saxofone können fast so viel Wirbel wie ein ganzes Orchester machen. Henk Punter trommelt akzentuiert und immer im Dienste des Songs. Unstrittig ist, dass es in den gut vierzig Minuten ungemein viele Soli gibt und es muss nochmals betont werden ... wer im weitesten Sinn auf Jazz und Saxofon steht, macht mit "Almost Nasty" keinen Fehler.
Bei dieser schwungvoll-swingenden Musik lässt es sich kaum vermeiden, in Bewegung zu sein. Oh, und dann gibt es am Ende noch einen teuflisch guten "Devil's Boogie". Die Tracklist ist gut durchgewürfelt worden und nach der letzten Nummer wird die CD sofort wieder zum Rotieren gebracht. Der Tinez Roots Club (übrigens ist das 'Roots' im Namen sehr passend) bringt jeden Besucher eines Konzerts auf Betriebstemperatur und auch darüber hinaus.
Mit der Bandbesetzung ist Tinez Roots Club schon ungewöhnlich und "Almost Nasty" bringt die heimischen vier Wände zum Wackeln.
Line-up:
Martijn 'Tinez' van Toor (tenor saxophone, vocals)
Koen Schouten (baritone saxophone, shouts)
Wolfgang Roggenkamp (Hammond B3, vocals)
Henk Punter (drums, vocals)
Tracklist
01:Tinez Shuffle (4:20)
02:She's So Fine (3:43)
03:Frenzy (3:08)
04:Walkin' And Talkin' (4:02)
05:Weepin' (4:20)
06:Slim Slam (4:20)
07:High Five (3:19)
08:Full Tilt Boogie (3:28)
09:Sweet And 17 (3:41)
10:That's My Gal (4:16)
11:Devil's Boogie (3:44)
(all songs written by M. van Toor)
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