Puh, manchmal isses wirklich schwer objektiv zu bleiben... Vor allem, wenn man schon vor lauter Vorfreude auf den nächsten Live-Auftritt einer Künstlerin rumhibbelt. Wenn diese auch noch vom sehr geschätzten Kollegen Markus einen Tipp für ihr letztes Studioalbum Sleeptalk verliehen bekommen hat und bei ihrem letzten, privat besuchten, Gig sehr überzeugte, dann könnte sich eine gewisse positive Grundhaltung bemerkbar machen...
Die aber ihre Berechtigung hat, wenn besagte Künstlerin Toby heißt, aus Perth, Australien kommt, mit ihrer Musik durch die ganze Welt tingelt und dabei erfreulicherweise auch in Franks Bodega einbiegt. Mit in ihrem Merchandising-Koffer wird sie auf dieser Tour - in hoffentlich ausreichender Menge - ihr neues Album "Coming Home" haben.
"Coming Home" ist ihre zweite Live-Scheibe, deren älteste Songs "Driveway" und "Temple" ins Jahr 2001 zurückführen und in einem großen Bogen das Spektrum zeigt, das sich die Australierin in den letzten Jahren erarbeitet hat.
Für die Aufnahmen dazu ist die Weltenbummlerin nach Down Under heimgekommen, in den The Ellington Jazz Club in Perth (Tracks 4-7) und den Fly Trap in Fremantle. Die CD hat sie ausschließlich mit eigenem Songmaterial bestückt, genügend Auswahl dafür hat sie ja in ihrem Fundus.
Es gibt relativ wenig Überschneidungen mit ihren bisherigen Longplayern, "Coming Home" bietet sich nicht nur denjenigen an, die Toby bisher noch gar nicht kennen, auch ihre Fans werden sich über diese Zusammenstellung freuen, sind doch beispielsweise "Don't Go", "Goodbye Baby", "Rumpus Room", "Three Days" und "Untamed" zumindest derzeit nicht auf anderen Tonträgern erhältlich, jedenfalls nicht bei den mir bekannten Bezugsquellen, weder den auf ihrer Homepage angegebenen, noch bei JPC.
Toby zeigt wieder eine unglaubliche Vielfalt an Stilen und behält doch ihre ganz eigene Handschrift über's ganze Album bei. So unterschiedlich die Songs auch sind, allen gemeinsam ist die Wärme und Energie, die ihnen ihre Schöpferin eingehaucht hat. Sie sind voller Gefühl, doch weit entfernt von Gefühlsduselei. Übers ganze Album ziehen sich Sehnsucht, Liebe, Verlassen und Verlassen werden, Weggehen und Heimkommen als Themen, aber mit viel positiver, energiegeladener und ursprünglicher Kraft und Leichtigkeit umgesetzt.
Sehr schwungvoll geht es mit Ukuleleklängen bei "Don't Go" los, die Trompete und Geige lassen einen Hauch Sehnsucht mitschwingen. Auch in "Catch You" kommen die beiden Letzteren zum Einsatz und bereichern den warmherzigen Song. In bester Singer/Songwriter-Manier zeigen sich "Goodbye Baby" und "Welcome Home" überwiegend ruhig, aber doch mit der Passion am rechten Fleck. Ruhig und besinnlich beginnt "Stay", um sich tragisch schön und unheimlich intensiv zu steigern – einer meiner absoluten Favoriten auf dieser durchweg sehr starken Scheibe.
Ohne jetzt jeden Song im Detail zu besprechen, ich bin jedesmal wieder hin und weg, wie vielfältig und doch stimmig Tobys Repertoire ist. Ob sie nun das Chanson "Tu es belle" darbietet, es bluesig oder auch mal angejazzt wird, gar mit Caféhaus-Geigenmusik wie in "Temple" liebäugelt – sie verbindet all diese Richtungen zu einem runden Ganzen. Auch übers ganze Album betrachtet ist da eine schöne Entwicklung drin, die keine Langeweile aufkommen lässt. Ausfälle gibt es hier gar keine zu vermelden, als einzigen Mini-Kritikpunkt könnte ich bekriteln, dass man etwas mehr Publikumsreaktionen hätte dazunehmen können – aber das ist schon sehr in den Krümeln gesucht.
Abgeschlossen und abgerundet wird der Silberling mit dem sehr kraftvollen "Untamed" und dem atemberaubenden "Breathe".
Als Fazit bleibt mir nur noch ein schlichtes »Kaufen!!«. Am besten auf einem der Livetermine der Australierin. Im März startet ihre nächste Europa-Tour (mit einigen wenigen Terminen in D) und auch wenn ich mich wiederhole, ich sehe dem Termin in Franks Bodega schon mit sehr viel Vorfreude entgegen. Schaut am besten in unsere Tourdaten und falls sie in eurer Nähe stoppt – nix wie hin! Es lohnt sich, ganz großes Indianerehrenwort!
Line-up:
Toby Beard (lead vocals, guitars, ukulele)
Robin Murray (double bass – #5-7)
Gavin Arnold (bass, backing vocals - #1-3,8-10,13-15)
Shannon Puig (trumpet, backing vocals - #1,2,4,6,9,12,15)
Rachael Aquilina (violin - #1-3,5-8-12,13,15)
Jean-Guy Lemire (harmonica - #3,8,11,13,14)
Mo Wilson (keys, backing vocals - #1,3,9,10,14)
Tracklist |
01:Don't Go
02:Catch You
03:Goodbye Baby
04:Welcome Home
05:Driveway
06:Stay
07:Temple
08:Run
09:Rumpus Room
10:Again
11:Three Days
12:Photos In The Sand
13:Tu es belle
14:Untamed
15:Breathe
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Externe Links:
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