The Tossers sind mir zum erstenmal auf der Pogues-Mailingliste begegnet, als dort gepostet wurde, dass Spider Stacy ( The Pogues, tin whistle and vocals) einige Konzerte mit ihnen absolviert hatte. Auch noch erinnern kann ich mich an die Ankündigung des Debüt-Albums "The Valley Of The Shadow Of Death" vor einigen Jahren, aber eigentlich hatte ich die Band aus Chicago, Illinois seitdem schon wieder vergessen. Bis ich sie dann am diesjährigen St. Patrick's Day im Vorprogramm des Pogues-Gigs in New York City bestaunen durfte.
The Tossers stellen musikalisch die zweite Generation der Pogues dar und ihre Musik orientiert sich ganz deutlich an der der Mannen um Shane MacGowan. Als Basis dient Traditional Irish Music, die mit einer gehörigen Portion Rock und einigen Punk-Anstrichen gewürzt wird. Frisch, fromm, fröhlich, frei jagen die 17 (!!!) Tracks von "Agony" garantiert auch noch die letzten Staubkörnchen aus den Boxen der heimischen Anlage, während man fast unverzüglich von der Ungestühmtheit des Septetts mitgerissen wird.
Und was für ein Feuer die unterm Hintern haben! Auch wenn ich diesen Vergleich immer wieder heranziehen muss: "Agony" hat die Leidenschaft, das Feuer, die Ungeduld und die rotzige Attitüde, die 1985 auch auf dem Pogues-Album "Rum, Sodomy And The Lash" zu finden war. Der Reigen wird von den 'Keine-Gefangene-Machenden' "Never Enough" und "Pub And Culture" eröffnet, bevor es bei "Shade" ganz ruhig zugeht, "Did It All For You" alles plattwalzt und mit "The Sheep In The Boots" das erste Instrumental glänzt.
Überhaupt haben The Tosser hier eine gute, wohlüberlegte und abwechslungsreiche Tracklist am Start. Bei dieser Anzahl von Songs natürlich notwendig, aber dennoch hervorragend gelöst. Balladen, Midtempo-Stücke und rasende Überflieger, die einem fast die Rübe abschrauben, fließen ganz locker ineinander über. Beeindruckend auch, wie bei den härteren Nummern die Gratwanderung gelingt, sowohl aggressiv zu klingen, als auch jede Menge Feeling in diese Songs einfließen zu lassen.
Textlich wird so ziemlich alles abgedeckt, was einem der Alltag so beschert. Als da wären der Ärger mit der Allerliebsten (»Siobhan is on the Whiskey, Siobhan is on the Gin, Siobhan is on the whiskey and she won't be home again« aus "Siobhan"), ergebene Liebeserklärungen ("Did It All For You"), Wut über politischen Abschaum ("Political Scum") oder auch die Angst, wahnsinnig zu werden ("The Nut House"), sowie einiges mehr.
Meine persönlichen Favoriten sind die Killer "Did It All For You", "Siobhan", "Where Ya Been, Johnny?" und "The Nut House", die nichts als verbrannte Erde zurücklassen, das flotte, nur mit Mandoline, Akustik-Gitarre, Flöte und Gesang gebrachte "Leopardstown Races" oder das die Tanzbein-schwingende Fraktion herausfordernde "The Sheep In The Boots".
Aber auch das bei mir immer wieder einen Flashback an so manchen urgemütlichen, relaxten und glücklichen Abend in einem Pub Irlands hervorrufende "Political Scum". Allerdings stehen die restlichen Songs meinen Lieblingen in nicht sehr viel nach.
Für den Neueinsteiger mag eine geballte Ladung von 17 amerikanisch-irischen Silberpfeilen, die einen direkt ins Herz und die Seele treffen, möglicherweise etwas zu viel auf einmal sein, aber ein besseres Frühstücks-Album für einen arbeitsreichen Tag, ein treffsichereres
Party-Begleitstück, um die Chose in Fahrt zu bringen, muss man erstmal finden.
Wem die Dropkick Murphys zu heftig und Black 47 zu soft sind, wer dazu neues Material von den Pogues vermisst, der ist bei The Tossers ganz glänzend aufgehoben. Technisch und songschreiberisch haben sie es zwar absolut drauf, aber am einzigartigen wie charismatischen Thron der Pogues (bzw. den Lyrics und der Überlieferung eines Shane MacGowan) zu kratzen, scheint immer noch nahezu unmöglich zu sein.
Und dennoch: The Tossers sind auf einem geradlinigen und guten Weg dorthin.
Great album, boys and girl. Up the republic!
Line-up:
Aaron Duggins (whistle)
Bones (drums)
Dan Shaw (bass, piano, organ)
T Duggins (vocals, mandolin)
Clay Hanson (banjo)
Rebecca Brooke (violin)
Mike Pawula (guitars)
Tracklist |
01:Never Enough
02:Pub And Culture
03:Shade
04:Did It All For You
05:The Sheep In The Boots
06:Not Forgotten
07:Siobhan
08:Traps And Ultimatums
09:Claddayb
10:Leopardstown Races
11:Where Ya Been, Johnny
12:Not Alone
13:Political Scum
14:Romany
15:Movin' On
16:The Nut House
17:Be
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