Es scheint mittlerweile Tradition zu werden, Bandjubiläen spektakulär abzufeiern
und sie auch noch audiovisuell für die Nachwelt zu manifestieren.
Es konnte damals keiner ahnen, dass aus der ehemaligen kalifornischen Highschool-Band von David Paich und Jeff Porcaro eine der beständigsten Spitzenformationen im hart umkämpften Musikgeschäft werden sollte.
Heutzutage kennt wohl auch der geschmacksresistenteste Radiokonsument die großen Erfolge von Toto in- und auswendig, aber auch Liebhaber innovativerer Kompositionen wussten sich immer für den besonderen musikalischen Stil, welcher geschickt 'Adult Oriented Rock' mit Westküstensound verknüpft, zu erwärmen.
Gemäß ihrer Namensgebung vom Lateinischen 'en totus' (all umfassend), hat es die ehemalige Studioformation geschafft, ihren leichtfüßigen Mainstream mit exzellenter spielerischer Virtuosität, nebst einer Bilanz von siebzehn Plattenveröffentlichungen und sieben Grammyauszeichnungen, dreißig Jahre auf hohem Level zu halten.
2006 erschien ihr bisher letztes Studiowerk Falling In Between, mit welchem die US-Musiker im vergangen Jahr auf Tour gingen und dabei beschlossen am 26.März im Pariser Le Zenith die Aufnahmegeräte mitlaufen zu lassen, obwohl die letzte Live-
Konserve gerade mal vier Jahre zurückliegt.
Schaut man auf die Titelliste, fallen nämlich einige Songüberschneidungen ins Auge, welche aber teilweise wie bei "Africa"oder "Rosanna", in jazzig-angehauchten ausgedehnten Arrangements dargeboten werden und klar aufzeigen, dass sich diese Band musikalisch nie auf der Stelle bewegt hat.
Ein wenig vermisst man das neue Songmaterial, das der Tour eigentlich den Namensstempel verpasste. Nur ganze vier Titel schafften es auf die Setlist, dafür können diese aber unter all den Klassikern gut bestehen bzw. ihr instrumentales Mark ausspielen.
Ansonsten darf sich der Konsument schon auf die edlen Hochglanzversionen aus Totos Karrieremomenten erfreuen, wobei mancher dieser musikalischen Zeitreisen einem einzigen Medley gleichkommen, wie beispielsweise mit "I'll Supply The Love", "Isolation" und "Gift Of Faith".
Sehr bezeichnend und auch recht legitim, wie ich finde, sind die ausgedehnten spielerischen, sprich solistischen Freiräume, welche bei diesem Konzert für drei Beteiligte geschaffen wurden. So darf Saitenhexer Steve Lukather, welcher ein Ernie Ball Luke-Gitarrenprototyp sein eigen nennt, ausgiebig die euphorischen Franzosen mit typischen Strat-Soundmustern, wie es Jimi Hendrix einst vermochte, malträtieren.
Der ewige Schlagzeuglehrmeister Simon Phillips hält sich dagegen bei seiner aalglatten Solodarbietung dezent zurück, ist aber aller Wahrscheinlichkeit nach auf solchen altmodischen Tom Toms schwer nachzutrommeln.
Beim Tastensolo beweist Greg Phillinganes eindrucksvoll, dass er weit mehr als ein
Ersatz für den an Diabetes erkrankten David Paich ist. Gesangstechnisch bewältigt er jedenfalls sehr souverän seinen Teil ("Africa"), tastenmäßig verfällt er aber des Öfteren in jazzige Phrasen, die er einst bei seinem Schulmeister Stevie Wonder erlernen durfte.
Aber auch die anderen Bandprotagonisten wissen an diesem Abend mit ihrer Leistung zu brillieren, wie Sänger Bobby Kimball, welcher sich stimmlich markant durchs Programm röhrt, nur prozentual zu wenig zum Einsatz kommt.
Verzichten mussten die Musiker bei dieser Konzerreise auch auf ihren Bassisten Mike Porcaro, der, von einer Handverletzung geplagt, von Rauschebart Leland Sklar
(u.a. Jackson Browne, James Taylor, Phil Collins) gleichwertig vertreten wurde.
Kritiker werfen der Band immer wieder ihren Hang zu seichtem, zuckersüssen, mainstreamigen Liedmaterial und das Festhalten am traditionellem, mittlerweile etwas angestaubt wirkenden Sound vor. Auf dem noch aktuellen Studiooutput jedenfalls haben sich die Altrocker musikalisches Viagra verordnet, und ihre Kompositionen sehr viel kantiger bzw. rockiger gestaltet. Die kraftvollen Opener "Falling In Between" und "King Of The World" beweisen es hier doch recht nachhaltig.
Ungefähr im mittleren Teil der DVD wird mit einem kleinen Akustikset für Erholung gesorgt, wobei sich die Protagonisten auf Barhockern versammeln und Simon Phillips sein gigantisches Schlagzeug-Kit für ein Miniaturisiertes eintauscht.
Bei "Stop Loving You" zeigt Tourgitarrist Tony Spinner, dass er mittlerweile mehr als nur eine gesangliche Unterstützung für Kimball und Co. mimt, sondern seit einigen Jahren ein wichtiger Fixpunkt in der Liveband ist.
Resümierend bekommt der Zuhörer bzw. Zuseher mit diesem bunten Livedokument ein Rundumpaket geboten, das trotz einiger Wiederholungen mit neuen Interpretationen verblüffen kann.
Mehrere Kameras fingen die Band und das Publikum in allen Winkeln der Konzerthalle ein, und es wurden einmal mehr alle technischen Möglichkeiten voll ausgeschöpft. Das Bild überzeugt den Zuschauer durch kräftige Farben und eine sehr gute Schärfe. Die Bühne wurde mit Schwarzlicht ausgeleuchtet, was fälschlicherweise manchmal das Gefühl eines verschwommenen Bildes suggeriert.
Die Musikstücke werden sauber und dynamisch über alle Boxen wiedergegeben, so dass der Betrachter ein absolut räumliches Gefühl genießen kann. Dabei kann man zwischen einer Stereospur, Dolby Digital 5.1 und DTS wählen, wobei Letztere mit einer Spur mehr Räumlichkeit die Nase eindeutig vorn hat.
Technisch gesehen befindet sich diese visuelle Tonkonserve auf dem Stand der Zeit. Bild
und Ton geben keinen Anlass zum Meckern, nur das Bonusmaterial, das aus Interviews mit allen Bandmitgliedern besteht, hätte vielleicht etwas üppiger ausfallen können.
Im Fazit ist festzustellen, wer Toto auf ihre Hits reduziert, wird überrascht mit einer
zeitgemäßen genialen Momentaufnahme dieser Ausnahmetruppe und Liveformation der Spitzenklasse. Für alle puren Musikliebhaber spreche ich hiermit meine Kaufempfehlung aus!
Tracklist |
01:Falling In Between
02:King Of The World
03:Pamela
04:Bottom Of Your Soul
05:Caught In The Balance
06:Don't Chain My Heart
07:Hold The Line
08:Stop Loving You
09:I'll Be Over You
10:Cruel
11:Greg Solo
12:Rosanna
13:I'll Supply The Love
14:Isolation
15:Gift Of Faith
16:Kingdom Of Desire/Luke Solo
17:Hydra/Simon Solo
18:Taint Your World
19:Gypsy Train
20:Africa
21:Drag Him To The Roof
Bonus:
Toto Interviews
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Externe Links:
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