Laut Infozettel ist die vorliegende Scheiblette nur eine Übergangs-CD, ein Ende mit dem Alten und ein Beginn mit dem Neuen. Es ist ein Neuanfang...
Oder soll ich lieber sagen der Anfang vom Ende?
Ich falle gleich mal mit der Tür in Haus: Trouble ohne Eric Wagner ist etwas, was gar nicht funktioniert!
Hatten Trouble sich mit ihrer letzten Scheibe Simple Mind Condition endlich wieder eines Besseren besonnen und wieder dem Doom Metal zugesprochen, wie sie ihn einst Mitte/Ende der 80er gezockt hatten (zumindest waren wieder einige Riffs im Stile der "Run To The Light"-Ära zu finden), kam 2008 die Nachricht, dass Sänger Eric ausgestiegen ist, doch ein wenig überraschend.
Nun ja, für eine Band, deren größtes Erkennungsmerkmal die Stimme des Sängers ist und war, ist es schon ein echtes Wagnis, diesen auszutauchen. Okay, Eric hat die Band aus freien Stücken verlassen, aber mal ehrlich, genau dieser polarisierte zwischen Fans und Leuten, die Trouble immer gehasst haben.
Gut, dass der Rest der Band weitermachen wollte, ist ihnen ja nicht unbedingt zu verdenken, aber dass sie sich mit dieser Live-CD nicht wirklich einen Dienst erweisen, kann nicht verleugnet werden.
Trouble versuchen, durch die Hinzunahme des Warrior Soul-Sängers Kory Clarke die immense Lücke zu stopfen, die Eric hinterlassen hat.
Ein Versuch, bei dem es nur zwei Möglichkeiten gibt: Glorie oder Untergang!
Leider überwiegt letzteres! Schade.
Kennt man die Platten, die Kory mit Warrior Soul aufgenommen und auf denen er vorzügliche Sangesleistungen vollbracht hat, wundert man sich doch ein wenig, wie schlecht er auf diesem Livetonträger erklingt.
Meilenweit von solch Göttergaben wie "Last Decade Dead Century" oder "Drugs, God And The New Republic" entfernt, die er mit seiner alten Band Warrior Soul erschaffen hat, quält sich Kory nun durch Troubles neueren Backkatalog. Bis auf das Instrumental "Endtime" von der ersten werden die ersten drei Langeisen ignoriert, warum nur?
Quält? Ja richtig! Zuweilen ergreift einen hier das Gefühl, man höre einem versoffenen Penner zu, den Bruce Franklin wenige Minuten vor der Show auf dem Sunset Boulevard aufgegriffen und ihm versprochen hat, dass er nach dem Gig eine Flasche Bourbon bekommt, wenn er mitspielt und versucht, wie Eric Wagner zu klingen. Oder klang Kory live schon immer so schlecht? Ich will es nicht hoffen. Besonders die feinen Harmonien, die in Erics Stimme immer mitschwangen, werden von Kory gnadenlos niedergekrächtzt (fällt besonders bei "Troublemaker" auf).
Okay, das mag jetzt hart klingen, aber "Live In Los Angeles" ist die Demontage einer Legende, nicht mehr und nicht weniger!
Mag die musikalische Seite noch ab und zu an alte Zeiten erinnern (wenigstens ein kleiner Lichtblick), wird man jäh aus dem Glauben gerissen, es mit der alten Doomtruppe zu tun zu haben, die Klassiker wie Psalm 9 oder The Skull erschaffen hat, sobald Kory die Klappe aufmacht.
Ach ja, ich vergas, die Scheibe wurde im Sommer 2008 in einem Club aufgenommen, den es laut Infozettel nicht mehr gibt. Nachtigal, ick hör dir trapsen.
Hoffen wir Doomjünger mal darauf, dass Trouble sich hier nur einen Ausrutscher erlaubt haben und es im Studio noch mal hinkriegen, die alte Magie früherer Zeiten wieder zu entfachen.
Fans der Chicagoer Doomhippies sollten erst mal im Netz oder beim Plattendealer ihres Vertrauens in "Live In Los Angeles" reinhören, bevor sie ihre sauer verdiente Kohle den Herren in den Rachen schieben. Oder lieber eine junge neue Doom-Band unterstützen.
Line-up:
Kory Clarke (vocals)
Bruce Franklin (guitar)
Chuck Robinson (bass)
Jeff Olson (drums)
Rick Wartell (guitar)
Tracklist |
01:Intro
02:R.I.P.
03:The Sleeper
04:Touch The Sky
05:Plastic Green Head
06:The Eye
07:Simple Mind Condition
08:Mr. White
09:Endtime
10:Troublemaker
11:End Of My Daze
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