Tumblewild / When The World Had Four Corners
When The World Had Four Corners Spielzeit: 38:06
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Folk, Pop

Review vom 09.04.2014


Markus Kerren
Puuh, beim Lesen des Promozettels zum ersten Album der Band Tumblewild hatte ich so ein starkes Déjà-vu-Erlebnis, dass es auf keine Kuhhaut mehr ging. Hier kurz der Abriss zur Vorgeschichte dieses Duos. Die beiden Musiker Audrey Evans (Mediaeval Baebes) und Alonza Bevan
(Kula Shaker) lernten sich 2002 in London kennen und heirateten zwei Jahre später. Weitere vier Jahre zogen ins Land, bevor die beiden genug von der Großstadt hatten und sich sehr ländlich in Belgien niederließen, dort das The Tea Rooms-Studio aufbauten (wo auch das vierte Kula Shaker-Album Pilgrims Progress entstand) und schließlich damit begannen, auch ernsthaft zusammen zu spielen.
Und herausgekommen ist ein richtig schönes Folk/Pop-Album mit durchweg handgespielten Instrumenten (also ohne jegliche künstlichen Sounds), guten eingängigen Songs und einer fantastischen Sängerin. Das eröffnende "Revenge" kommt passend zum Titel richtig treibend daher, während die meisten anderen Tracks doch eher in zarteren Gefilden ihre Wurzeln schlagen. Was die beiden Engländer tatsächlich schaffen, ist die Gratwanderung zwischen sehr angenehmem (nicht zu verwechseln mit seichtem) Country und Folk auf der einen Seite sowie eingängigen wie auch radiotauglichen Popmelodien auf der anderen.
Ein klassisches Beispiel für das gerade Beschriebene ist "Walk On Fire", das sehr gut ins Ohr geht... selbst wenn es auch nicht sehr lange drin bleibt. Das alles umgreifende Thema dieser Platte ist das Thema Liebe, die ewige große Liebe mit all ihren schönen Seiten, aber auch ihren Fallen und schwierigsten Momenten. Auch hier muss man fast schon wieder ein Kompliment dafür aussprechen, dass dies musikalisch ebenso wie gesanglich sehr gut gelungen ist. Und das, ohne irgendwie aufgesetzt, seicht, zu todernst oder gar kitschig zu wirken.
Hier und da (beispielsweise bei "One In A Million", das den Westcoast-Geist der Byrds etwa Mitte der Sechziger atmet) hat man zwar das Gefühl, eine der gebrachten Gesangsmelodien irgendwann und -wo schon mal gehört zu haben, aber dieses Feeling gewinnt nie wirklich die Oberhand oder vermag zu stören. Richtig fein rockend kommt dann im Anschluss auch gleich "Lucinda", bei dem der sanfte Gesang von Audrey Evans einen etwas ungewöhnlichen, aber dennoch perfekt passenden Gegenpol zur Musik zu bilden scheint. "Dog On A Chain" klingt gar sehr stark nach amerikanischem Pop der ganz frühen Sechziger. Trotzdem - oder gerade deshalb - toll gemacht.
Der einzige Coversong auf "When The World Had Four Corners" ist auch zugleich der Bonustrack. Dabei handelt es sich um das Traditional "Sinnerman", das unter anderem auch der selige
Bob Marley öfter gespielt haben soll. Auch Tumblewild lassen sich hier zu einer (wenn auch eher poppigen) Reggae-Version hinreißen, die die Scheibe sehr angenehm beendet. Davor überzeugt das Duo noch einmal mit dem Earcatcher "Run", dem für das Album eher ungewöhnlichen "Poison Arrow" (das sowohl von den Sounds als auch vom Songwriting aus der Reihe fällt), dem verträumten "Elevator Girl" (mit französischem Text) oder auch mit lethargischer Grundstimmung versehenen "Way Home".
Bleibt also abzuwarten, wieviel Zeit den beiden neben ihren Hauptbands in Zukunft bleiben wird, um dieses Projekt fortzuführen. Sollten sie so produktiv bleiben, wie sie auf diesem Debüt zu hören sind, dann wäre es schade, falls es keine Fortsetzung geben würde. "When The World Had Four Corners" ist ein Album zum Zuhören und Entspannen, aber auch was für jeden Tag und die Hintergrundbeschallung, selbst wenn dieser Begriff immer negativ behaftet ist. Keine Killerscheibe, aber dennoch gut, sehr zugänglich und verträglich.
Line-up:
Alonza Bevan (lead vocals)
Audrey Evans (guitars, vocals)

With:
Marc Descamps (drums - #3-11)
Paul Winterhart (drums - #2)
Christian Gerard (cellos)
Julien Brasseur (horns - #2,4)
Fred Goffin (horns - #5)
Flore Laurent (horns - #5)
Olivier Leclercoz (sitar - #3)
Tracklist
01:Revenge
02:Walk On Fire
03:Sweet Bones
04:One In A Million
05:Lucinda
06:Elevator Girl
07:Poison Arrow
08:Run
09:Way Home
10:Dog On A Chain
11:Sinnerman
Externe Links: