Walter Trout - vereinzelt liebevoll (oder etwa spöttisch?) 'Wal-Traut' genannt - ist bei RockTimes schon seit einiger Zeit - insbesondere seit dem Erscheinen seiner CD Full Circle im Jahr 2006 - im positiven Sinne 'unter Beobachtung'. Die Reviews dieser und der aktuellen CD The Outsider aus dem Jahr 2008 sowie mehrere Konzertberichte machen dies deutlich, obwohl die Karriere des mittlerweile 57jährigen schon ewige Zeiten andauert (s.a. Review: Canned Heat - Living The Blues).
Um so überraschender ist es, dass die zwischenzeitlich im Jahr 2007 vom Walter Trout Power Trio veröffentlichte CD "Hardcore" - soweit ersichtlich - überhaupt keine Erwähnung gefunden hat. Aber vielleicht ist dies doch nicht so überraschend. Denn die CD ist bei keiner Plattenfirma erschienen und daher auch in keinem Plattenladen erhältlich, sondern von Walter Trout selbst veröffentlicht worden. Sie ist erhältlich als mp3-download bei iTunes bzw. Amazon oder aber bei der Firma CDBaby, wo es wohl auch eine Hardcopy selbst - sprich: CD - gibt. Sei's drum: Jedenfalls kann die - ausdrücklich für 'Hardcore-Fans' vorgesehene - Musik problemlos beschafft werden. Mit dem Download erhält man zudem das Plattencover (das entsprechende Foto auf der Homepage von Walter Trout ist copyright-geschützt), so dass jeder 'Hardcore-Fan' mit Vorliebe für 'Hardware' sich eine vollständige CD einschließlich Cover brennen kann. Was allerdings aufgrund dieser Veröffentlichungspolitik fehlt, ist ein Booklet, so dass man - außer der Angabe der Titel - keine näheren Informationen zu den einzelnen Stücken bzw. zum Line-up der Band erhält.
Es handelt sich durchweg um Live-Aufnahmen, die angabegemäß im April 2007 in Europa aufgenommen wurden. Sie stammen also aus der Zeit des Konzertberichtes von 'Mike' Schröder über den Auftritt von Walter im März 2007 in der Zeche Bochum. Ob hier selbst auch Mitschnitte gemacht wurden, ist nicht bekannt; jedenfalls enthält der letzte Song, an dessen Ende sich Walter beim Publikum von Dortmund bedankt, ähnlich wie in Bochum ein immerhin noch fünfminütiges Drum-Solo von Joey Pafumi, so dass davon auszugehen ist, dass Walter die CD zusammen mit besagtem Drummer sowie Rick Knapp am Viersaiter eingespielt hat.
Die Widmung der CD »Für unsere Hardcore-Fans« ist auf den ersten Blick etwas abschreckend, lässt sie doch die Befürchtung entstehen, dass das eingespielte Material nur etwas für die eingefleischtesten Fans ist, die auch den letzten Sch…. sammeln. Doch keine Sorge: Die CD ist eine typische Walter Trout-Scheibe, mit zwar nur neun Titeln der unterschiedlichsten Art, davon acht Songs - aber einer, nicht zuletzt aufgrund des letzten Tracks - Gesamtlaufzeit von immerhin 70 Minuten.
Wie auch "Full Circle" und "The Outsider" beginnt "Hardcore" mit einem Slow-Blues, dem bereits neunminütigen "Gotta Leave This Town". Walter ist von Anfang an gut drauf, seine Soli machen nicht den Eindruck, dass er sich noch aufwärmen müsste. Bei "Tellin' Stories", einem Titel, den Walter bereits 1994 auf der gleichnamigen CD veröffentlicht hat, geht es schon etwas härter zu, doch bei "Finally Gotten Over You", von Walter bereits auf seiner CD "Live Trout" im Jahre 2000 veröffentlicht und dessen Intro entfernt an "Albatross" von Fleetwood Mac erinnert, wird der Druck schon wieder herausgenommen.
Dagegen fetzt das nachfolgende "Give Me Back My Wig" wieder richtig los. Rockig, fast schon ein Rock'n'Roll im Stile von Little Richard oder Chuck Berry, handelt es sich bei dem Track doch um eine Cover-Version des gleichnamigen Songs des Bluesers Hound Dog Taylor aus dem Jahre 1971. Und danach heißt es wieder: Tempo und Adrenalin runter. "The Reason I'm Gone", mit über 11 Minuten ein erster Longrunner.
Beim nächsten Titel denkt man ohne Blick auf das Track-Listing bereits nach den ersten Trommel-Schlägen: Das muss doch, das ist doch, ja, es ist eine Adaption des Stones-Klassikers "Not Fade Away", den Walter musikalisch wie stimmlich auf seine ganz persönliche Art interpretiert. Einfach klasse! Das nachfolgende "Channeling Neil Young" gibt einen kurzen Dialog mit dem Publikum wieder, aus dem sich die Ankündigung des nächsten Titels entwickelt: "Sittin' On Top Of The World", ein aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts stammendes Traditional, von dem es unendliche Cover-Versionen gibt. Zwar gibt es auch eine Version von Bob Dylan, worauf Walter zuvor anspielt. Am bekanntesten dürfte aber wohl die aus dem Jahr 1957 stammende Version von Howlin' Wolf (veröffentlicht unter seinem Geburtsnamen Chester Burnett) sein, auf den bei zahlreichen Neueinspielungen (zuletzt u.a. Ana Popovic auf "Comfort To The Soul" und Kenny Wayne Shepherd auf "10 Days Out") verwiesen wird. Walter macht daraus natürlich wieder 'sein Ding'.
Last but not least: Walters 16-minütiger "Tribute To Muddy Waters", den er schon im Jahr 2005 auf "Deep Trout" geleistet hat. Anfangs von Walter gänzlich allein angespielt, bittet er nach etwa zwei Minuten seine Kumpels, ihm zu helfen, was diese sich nicht zwei Mal sagen lassen. Dennoch entwickelt sich der Song zunächst nur gemächlich weiter. Nach vier Minuten wird der Ton härter, bis nach gut der Hälfte des Tracks Joey Pafumi unvermittelt sein bereits angesprochenes ausgiebiges, dennoch aber äußerst abwechslungsreiches Drum-Solo beginnt. Die letzten zwei Minuten gehören dann wieder dem vollständigen 'Power Trio' einschließlich einem abschließenden Solo von Walter Trout, bevor das obligatorische 'Dankeschön' ans Publikum die Scheibe beendet.
"Hardcore" ist eine rundum gelungene Aufnahme und guten Gewissens jedem - und nicht nur dem 'Hardcore'-Fan zu empfehlen.
Line-up:
Walter Trout (guitar, vocals)
Rick Knapp (bass)
Joey Pafumi (drums)
Tracklist |
01:Gotta Leave This Town (9:00)
02:Tellin' Stories (7:31)
03:Finally Gotten Over You (7:44)
04:Give Me Back My Wig (6:31)
05:The Reason I'm Gone (11:13)
06:Not Fade Away (5:18)
07:Channeling Neil Young (0:57)
08:Sittin' The Top Of The World (5:45)
09:Tribute To Muddy Waters (16:09)
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