Ad Vanderveen And The O'Neils / Live Labor
Live Labor Spielzeit: 72:26
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2013
Stil: Americana

Review vom 19.09.2013


Ulli Heiser
»Näher dran war noch niemand!«. Das schrieb Manni Hüther vor über zehn Jahren in seinem Review zu Ad Vanderveens Moment That Matters. Dieses Zitat hat auch heute noch Gültigkeit. Mir jedenfalls ist kein Musiker bekannt, der so nah an den Meister Young gerückt ist. Dabei handelt es sich mitnichten um eine Kopie. Gitarrenspiel, Harmonika und natürlich die unverwechselbare Stimme lassen zwar zu jeder Zeit an den berühmten Kanadier denken, aber Ads Stimme ist 'stabiler' und musikalisch bleibt er stets 'vernehmbar', driftet also nie in wildes 'Gitarrenchaos' ab. Quasi die niederländische Variante, wenngleich der Großteil seiner Familie aus Kanada stammt. Schon wieder eine Nähe zu Neil Young. Und noch eine habe ich: Was dem Neil sein Crazy Horse, sind dem Ad die O'Neils. Der Name seiner Begleittruppe ist selbstverständlich mit einem Augenzwinkern zu sehen. Vanderveen weiß natürlich um seine Stimme und sein Gitarrenspiel, sodass er genug Selbstbewusstsein und -ironie besitzt und seiner Band mit erhobener Brust diesen Namen geben kann.
Die O'Neils - sind sie an Bord, dann erwartet den Hörer Rockiges und meistens auch Livemusik. So auch auf "Live Labor". Ad Vanderveen bringt seine Alben in einer Frequenz, wie der Bäcker das tägliche Brot. Nicht mal ein Jahr alt ist seine letzte Studioplatte "Driven By A Dream". Danach kam der Livemitschnitt "Live At Crossroads" und nun "Live Labor" vom März dieses Jahres aus der Scheune in Wredenhagen. Was muss dort los gewesen sein, hört man sich vorliegende CD an...
Ad und die O'Neils waren in Höchstform. Es wird gerockt, gezupft, geschlagen, geblasen und die Tasten schwirren. Jeder Ton kommt wohl akzentuiert und trotzdem ist da auch diese Dichte in den Arrangements der alten und neuen Songs. Die Musiker sind perfekt aufeinander eingestellt und wenn Ad zusammen mit Timon in die Saiten greift, dann kann nur die Desert-Sonne des Hörers Freudentränen trocknen. "Water Under The Bridge" - fast dreizehn Minuten treibt dieser Monstertrack durch die Wüste. Roels Hiebe und Martijns Bass legen den staubtrockenen Zeitlupen-Rhythmus, den die beiden Gitarristen scharf durchschneiden. Glückshormone werden frei, bei diesem an "Cortez The Killer" gemahnenden Stück. Blue Rose Records hat alles richtig gemacht, als dieser Musiker in das Portfolio aufgenommen wurde. Man kann eigentlich nur darauf warten, bis sich das Schlachtschiff Gov't Mule diese Nummer schnappt und covert. Passen würde es. Neben dem Desert-Feeling bietet "Water Under The Bridge" auch Passagen à la Pink Floyds
Wish You Were Here. Jesses, was für ein Teil!
Vanderveens Freundin Kersten de Ligny sorgt an den Tasten für die flirrenden Momente und gibt mit ihrer Stimme immer wieder perfekte Begleitung. Klasse auch ihre perkussive Arbeit in "Satisfied". Klasse auch die Mischung aus halbakustischen Tracks und den elektrischen Jam-Monstern. "Well Of Wonder" startet als akustische Wüstenbrise und mutiert nach einigen Minuten zum ausgewachsenen Sandsturm, der die Tumbleweeds durch die Gegend jagt, auf denen traumhafte Gitarrenparts entfesselt reiten. "Soul Power" entwickelt sich zur staubtrockenen Gitarrenorgie, die im Gegensatz zu den Crazy Horse-Pendants stets jeden Ton als solchen erkennen lässt. Hut ab vor dieser niederländischen Truppe, die diese uramerikanische Musik in Europa so zelebriert wie keine zweite Band.
Bis dato unveröffentlicht ist "The Abyss", und hatte ich vor einigen Buchstaben noch Maestro Haynes samt seinen Mannen - aus anderem Grund - erwähnt, so scheinen Gov't Mule dieses Stück zu eröffnen. Eine typische Mule-Sequenz rollt auf uns nieder. Gepaart mit CCRs "Effigy" (aber das haben Gov't Mule ja auch im Programm). Noch mal zehn Minuten Americana Jam zum Abschluss musikalisch sehr hochwertiger 72 Minuten. Freunde des Genres sollten unbedingt zuschlagen. So ein Album gibt es nicht alle Tage!
Line-up:
Ad Vanderveen (vocals, guitars, harmonica)
Roel Overduin (drums, vocals)
Timon van Heerdt (guitar)
Martijn van Donk (bass, vocals)
Kersten de Ligny (vocals, keyboard, percussion)
Tracklist
01:Time Has Told (4:15)
02:Driven By A Dream (4:20)
03:Days Of The Greats (4:12)
04:Wouldn't That Be A Shame (4:20)
05:Water Under The Bridge (12:43)
06:Will And Testament (3:54)
07:Satisfied (7:09)
08:Well Of Wonder (10:43)
09:Soul Power (9:54)
10:The Abyss (10:00)
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