Jimmie Vaughan / Out There
Out There Spielzeit: 40:23
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2013, Sony Music 1998
Stil: Blues

Review vom 20.05.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Wie bei Strange Pleasure ist man auch auf "Out There" vergeblich auf der Suche nach einem Bassisten. Vom Line-up bildet ein Trio aus Gitarre, Orgel und Schlagzeug die Basis der zehn Nummern des vorliegenden Albums. Der hervorragende Bill Willis ist der Hammond B3-Mann und für die tiefen Töne zuständig. Um den Dreier ranken sich einige weitere Musiker wie zum Beispiel
Dr. John, Larry Bunker (Ella Fitzgerald, Stan Getz, Dizzy Gillespie, Billy Holiday, Diana Krall, Dean Martin, Garry Mulligan, Nina Simone) oder Greg Piccola. Im Opener "Like A King" ist es Nile Rodgers (Rhythmusgitarre/Tambourin). Nur diese Nummer wurde von ihm auch produziert. Die Vermutung liegt nahe, dass dieses Stück noch aus den "Strange Pleasure"-Sessions stammt, denn ansonsten hatten der Protagonist persönlich beziehungsweise John Hampton (Alex Chilton, Robert Cray, Eric Gales, Ana Popovic, George Thorogood, Walter Trout) die Produktion in ihren Händen. Der Gitarrist widmete dieses Album dem 1997 verstorbenen
The Fabulous Thunderbirds-Bassisten Keith Ferguson.
"Like A King" hätte auf dem Debüt eine gute Figur gemacht, passt aber auch sehr gut in den "Out There"-Zusammenhang. Durch die Wahl von Larry Bunker, der sich vornehmlich im Jazz tummelt, bringt er eine entsprechende Note in die Songs, zumindest in die, bei denen der Vibrafonist mitmischt ... "Lost In You" beziehungsweise "Can't Say No". Allerdings ist auch Dr. John in "Astral Projection Blues" am selben Instrument unterwegs. Hier steht die dadurch kreierte jazzige Atmosphäre deutlicher im Kontrast zur Blues-Gitarre des Protagonisten. Klasse!
Nur mit dem akustischen Sechssaiter spielt Jimmie Vaughan quasi in einem Juke Joint. Die instrumentale Nummer "Little Son, Big Sun" ist ein toller Abschluss der Platte und zeigt auch hier, wie einfühlsam der Musiker seine Ideen umsetzt. Wie bei "Strange Pleasure" serviert man uns einen Titel mit Saxofoneinsatz. "The Ironic Twist" ist ein weiteres Instrumental und voller Groove. Bill Willis spielt die Solo-Hammond in einem echten Retrosound und bei dem Saxofonisten Greg Piccolo sind wir wieder beim Jazz gelandet. Die Nummer hat Live-Feeling. "Kinky Woman" ist noch so ein Stück mit dieser Rhythmik. Keine Frage, die Fußwippe ist gefordert.
Jimmie Vaughan geht ein durchaus ordentliches Tempo an, allerdings darf man bei dieser Platte nicht von Rock sprechen, auch wenn "The Ironic Twist" mit einem Grammy für die »Best Rock Instrumental Performance« ausgezeichnet wurde. Besonders gut sind die Balladen, wie zum Beispiel "Positively Meant To Be". Ein herrlicher Slow Blues mit wunderschön-sanften Backing Vocals, die wie beim Vorgänger eine hervorgehobene Rolle spielen. Die einzige Fremdkomposition ist "Motor Head Baby" von Johnny 'Guitar' Watson. In der Jimmie Vaughan-Fassung passt der Coversong natürlich perfekt in die Tracklist. Der Künstler verfügt über eine ordentliche Portion Soul auf den Stimmbändern.
Die zehn Songs kann man sich ohne auch nur einen Deut aufkommender Langweile von Anfang bis Ende durchhören. Aus meiner Sicht ist "Out There" auf Augenhöhe mit dem Vorgänger einzusortieren. 1998 auf den Markt gebracht, klingt die Platte kein bisschen verstaubt. Solch ein Album müssen andere Blueser erst einmal hinbekommen. Jimmie Vaughan rückte deutlicher vom Schaffen seines Bruders Stevie Ray ab und formulierte mit seinen Kompositionen eine eigene musikalische Sprache.
Die im Digipak daherkommende Platte verfügt über ein schönes Booklet, in dem sich die von Michael Heatley 2013 verfassten Linernotes befinden. Darin wird unter anderem The News-Times mit folgenden Worten zitiert: »a textbook performance of contemporary R&B by a musician who quietly has become a master.« Wie wahr! Außerdem erhält man einen detaillierten Überblick zu den einzelnen Titeln des herrlichen Albums.
Line-up:
Jimmie Vaughan (guitar, vocals)
Nile Rodgers (rhythm guitar - #1, tambourine - #1)
Bill Willis (Hammond B3)
Denny Freeman (Hammond B3 - #8)
Dr. John (piano - #9, vibes - #9)
Junior Brantley (piano - #7)
Larry Bunker (vibes - #2,4)
Greg Piccolo (saxophone - #5)
George Rains (drums)
Dave McNair (tambourine - #2,3)
Dennis Collina (background vocals - #1)
Darryl Tookes (background vocals - #1)
Harry Bowens, Jr. (background vocals - #3,4)
Vincent Bonham (background vocals - #3,4)
Darryl Phinnessee (background vocals - #3)
Michael Newell (background vocals - #6,9)
Kevin Baker (background vocals - #6)
Donald Bryant (background vocals - #9)
Tracklist
01:Like A King (3:56)
02:Lost In You (4:14)
03:Out There (3:51)
04:Can't Say No (3:28)
05:The Ironic Twist (5:11)
06:Positively Meant To Be (4:20)
07:Motor Head Baby (3:59)
08:Kinky Woman (3:27)
09:Astral Projection Blues (5:36)
10:Little Son, Big Sun (2:13)
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