Fick dieses True- oder Untrue-Getue
Blaspherion True oder Untrue? Was ist mit dem Schwarzwaldelch? Diese und weitere Fragen beantwortete uns Blaspherion von den Black-Metallern Unlight.


Interview vom 22.02.2009


Andrea Groh
RockTimes macht das Licht aus und begibt sich in das Reich des Nicht-Lichtes um dort auf Unlight zu treffen. Reiseführer Blaspherion störte sich an einer zugegebenermaßen nicht ganz so gelungenen Formulierung und erwies sich stellenweise als nicht so auskunftsfreudig, während er sich an anderen Stellen recht weit aus dem Fenster lehnte und seinem Künstlernamen alle Ehre machte. Doch lest nun selbst seine schwarzmetallische Sicht der Welt.
RockTimes: Fangen wir gleich am Anfang der Bandgeschichte an: Wie schon in meiner Rezension geschrieben, vermute ich die Inspiration für den Bandnamen Unlight bei Marduk bzw. deren Album "Those Of The Unlight". Habe ich Recht?
Blaspherion: Das denken die meisten Leute. Stimmt aber nicht. Der Begriff 'Unlight' ist mir das erste Mal in einem Text von Ancient Rites über den Weg gelaufen. Außerdem kommt dieser Begriff auch in der Physik vor. Natürlich im Englischsprachigen. Und klar geht es dabei um Licht.
RockTimes: Bleiben wir bei den Anfängen: Welche Bands haben Euch beeindruckt und veranlasst, selbst eine Band zu gründen. Was sind Eure musikalischen Vorbilder?
Blaspherion: Oh Mann, da gibt es unzählige! Natürlich sind Sodom und Slayer ganz vorne mit dabei. Genauso Destruction und Sarcofago. Damit wäre der Thrash Metal schon mal abgedeckt. Asphyx und Morbid Angel waren schon immer zwei meiner Death Metal-Favoriten. Aber auch Motörhead und W.A.S.P. haben mich bestimmt geprägt. Aber so wirkliche Vorbilder habe ich nicht.
RockTimes: Wie seht Ihr die Unterschiede zwischen der skandinavischen und der mitteleuropäischen Black Metal-Szene?
Blaspherion: Keine Ahnung. Ich weiß nicht mal warum man die dort alle so vergöttert. Die machen nichts anderes, als Bands hierzulande. Es ist nur armselig, dass jeder versucht die paar skandinavischen Musiker nachzuahmen.
RockTimes: Ihr seid aus Freiburg, meines Wissens nach. Wie ist es mit der dortigen Szene bestellt?
Blaspherion: Ja, das stimmt. Also da ich mich nicht großartig in irgendwelchen Locations bewege, kann ich da nicht wirklich Auskunft geben. Es gibt definitiv auch Nachwuchsbands und auch Fans, man wird aber nicht gerade von den Leuten überrannt.
RockTimes: Freiburg liegt in der Nähe des Schwarzwaldes. Kommt es daher, dass Ihr Schwarz Metal bzw. Black Metal macht?
Blaspherion: Freiburg liegt nicht nur in der Nähe, sondern im Schwarzwald. Auf mich hat die Natur meiner Heimat definitiv Einfluss, aber ob wir deshalb Black Metal machen...?
RockTimes: Gibt es den legendären Schwarzwald-Elch oder war das nur eine Erfindung eines cleveren Radiosenders?
Blaspherion: Was soll das denn jetzt. Na ja, o.k. - es gab ihn mal. Wir haben ihn aber letztes Jahr geschlachtet und gegrillt!
RockTimes: Seht Ihr es auch so, dass Unlight, also 'Nicht-Licht' böser klingt als dunkel, weil es sich nach Verneinung des Lichtes anhört?
Blaspherion: Es ist lyrischer, da nicht ein direktes Wort, also Dunkel, benutzt wird. Worte wie dieses gibt es ja auch in der deutschen Sprache, wie z. B. Unglück.
RockTimes: Wie ernst seht Ihr das mit dem Satanismus im Black Metal? Gehört es einfach dazu, ist es ein Image oder eine ernst gemeinte Ablehnungshaltung gegenüber der Gesellschaft - Hass auf das Christentum?
Ist es eine zerstörerische Kraft des Negativen oder ein Weg zum Individualismus? Was ist das Ziel?
Blaspherion: Es gehört dazu! Kein Image! Individualismus und persönliche Freiheit sind das höchste Gut! Deshalb sind diktatorische, faschistische, bestimmende Systeme als Feinbild anzusehen. Und Religionen gehören genau dazu. Das Paradebeispiel eines solchen Systems ist das Christentum. Diese Typen stehen den politischen Führern des dritten Reiches eigentlich in nichts nach. Im Black Metal geht es um die maximale individuelle Freiheit. Darum steht diese Art von Metal natürlich im krassen Gegensatz zu solchen unterdrückenden Gedankenmodellen.
RockTimes: Ihr tourt sehr viel und mit dem Wechsel zu Massacre scheint Ihr als Band weiterkommen zu wollen. Ist Black Metal und Erfolg ein Widerspruch? Ist das dann kommerziell und 'untrue'?
Blaspherion: Fick dieses true- oder untrue-Getue!!! Da geb ich 'nen Scheiß drauf! Man kann es eh nicht allen recht machen. Und das letzte, was ich mache, ist auf andere Leute zu hören. Wie diese Spießer, die den Rasen nur mähen, weil sonst die Nachbarn schlecht über sie denken könnten. Sonst wären sie ja so etwas wie untrue. Drauf geschissen! Wir machen, was wir wollen. Und natürlich ist es in unserem Sinn uns ständig weiterzuentwickeln. So lange wir kreativ sind, fordern wir unseren Ehrgeiz selbst heraus und versuchen immer noch ein Stück weiter zu kommen. Wahrscheinlich wurde dieses untrue-Ding von talentfreien Bands erfunden, die eh keine Chance hätten, irgendwas zu reißen.
RockTimes: Wie es sich für eine Black Metal-Band gehört, habt Ihr Pseudonyme. Erklär doch mal, was diese bedeuten und woher sie kommen. Bin mal gespannt, ob meine Vermutungen stimmen. Wenn ja, haben wir es u.a. mit griechischer Unterwelt und Tolkien zu tun, was ja fast schon Standard ist.
Blaspherion: Griechische Unterwelt und Tolkien stimmt! Ist ja kein Geheimnis. Dass die Namen eine soooo wahnsinnig tiefe Bedeutung für uns haben kann ich nicht unbedingt bestätigen. Natürlich sind sie nach unserem persönlichen Geschmack gewählt aber in erster Linie haben wir die Pseudonyme, weil für uns nicht die Privatperson sondern nur die Musik im Vordergrund steht!
RockTimes: Bleiben wir in dieser Ecke: Welche Bücher dienen 'Nicht-Lichten-Kreaturen' als Inspiration? Wie sieht es mit Filmen aus?
Blaspherion: Ich kann nicht für die anderen in der Band sprechen. Ich persönlich lese nur Fachbücher aus dem Bereich der Biologie und der Zoologie. Dazu beschäftige ich mich auch etwas mit okkulter Literatur. Filme? Hab ich keine Zeit dafür.
RockTimes: Langsam waren wir nun lange genug im Dunkeln, daher nur noch vier kurze Fragen:
Saruman oder Gandalf?
Aleister Crowley oder Anton Szandor LaVey?
Winter oder Sommer?
Tag oder Nacht?
Blaspherion: Das kann man doch nicht einfach so entscheiden. Es gehört speziell bei der Frage nach der Jahreszeit oder der Tageszeit, doch das eine zum anderen und umgekehrt. Da gibt es nichts zu entscheiden.
RockTimes: Jetzt wollen wir zurückkehren ins Licht, RockTimes sagt danke an die Nicht-Lichten, die uns einen Einblick in ihr Reich gewährt haben.
Wir danken Tom von Massacre Records, der uns das Gespräch mit Blaspherion ermöglicht hat.
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