»Meine Damen und Herren: Ausverkauft!« durfte Frontmann
Bernie Shaw dem erwartungsfrohen Publikum dann auch verkünden - und die Zitadelle rockte. Spätestens nach dem Opener "Wake The Sleeper" hätte es eh jedem auch das letzte bisschen Müdigkeit von einer anstrengenden Woche aus den Knochen geblasen. Nomen est omen, obwohl bei dem treibenden Rhythmus, der voll auf die Zwölf geht, auch ein Titel á la "Wake The Dead" passend wäre...
Da ich
Heep seit der "Wake The Sleeper"-Tour 2007 bestimmt an die zehn Mal gesehen habe, überhaupt gehören sie neben
Jimmy Barnes und
Dio zu den von mir am meisten besuchten Live-Acts, war ich auch nicht in Erwartung großer Überraschungen nach Dormagen gekommen. Es sollte einfach nur ein schöner Abend werden - und kleine neue Details findet man ja immer (
Trevor Bolders Haare sind heller geworden...). Diese nicht gestellten Erwartungen wurden dann auch voll erfüllt. Es gab kleine Wechsel in der Setlist, d. h. lediglich in der Reihenfolge der Songs, nicht in der Auswahl als solches. Leider wurde mein Favorit "Stealin'" mal wieder nicht gespielt, aber wir sind ja
noch ein paar Jahre auf dem Markt. Überhaupt scheint die Band gefühltermaßen seit Jahren non-stop auf Tour zu sein und der Markt für Silberlinge wurde neben der regulären "Wake The Sleeper" auch mit allen möglichen Jubiläumsscheiben mehr als ausreichend versorgt. Passend zur Tour die
Celebration als Sammlung komplett neu eingespielter Klassiker, noch neuer der Mitschnitt vom
Sweden Rock Festival (
als "Official Bootleg" deklariert - die Redaktion) und jetzt auch noch die "On The Rebound - A Very 'Eavy 40th Anniversary Collection" sollten insgesamt reichen.
Zurück zum warmen Sommerabend: Das Publikum insgesamt und naturbedingt schon etwas fortgeschrittenen Alters, jedoch nicht weniger begeisterungsfähig, wenn auch ab 35 der Hang zu Ohnmachtsanfällen tendenziell nachlässt. Bei den alten Krachern "Return To Fantasy", "Free Me", "Gypsy" oder "Easy Livin'" hält es eh keinen mehr auf den Sitzen. Gibt es zwischendurch auch einmal die Möglichkeit, ein gut gespieltes "Bird Of Prey" oder "Angels Walk With You" (ganz stark) auf sich wirken lassen zu können, dann hat das natürlich auch etwas. Immer wieder schön den ever-smiling
Mick Box zu sehen, der oft den Eindruck vermittelt, er würde nur für einen Haufen guter Freunde spielen. Auch Sänger
Bernie Shaw scheint ausgesprochen guter Laune zu sein und selbst
Trevor Bolder entringt sich von Zeit zu Zeit ein Lächeln. In der Kulisse der alten Festungsanlage wirkt bei
anbrechender Dunkelheit die Lightshow ausgesprochen gut, viel besser als in diversen Hallen der jüngeren Vergangenheit. Eine rundum gelungene Veranstaltung mit viel Kommunikation zwischen Band und Menge, ehrlicher Spielfreude und beim Schlussakt sogar neben dem Straßenfeger "Lady In Black" auch noch "Sunrise" als Zugabe. Das dankbare Publikum hätte sicherlich noch mehr genommen, aber nach rund 1 3/4 Stunden war der Zauber dann leider endgültig vorbei und wir konnten mit der Gewissheit nach Hause entlassen werden, dass uns bei derartiger Energie und Spaß an Live-Auftritten eine der ganz großen alten Bands noch länger erhalten bleiben kann.