Veracrash / My Brother The Godhead
My Brother The Godhead Spielzeit: 39:16
Medium: CD/LP
Label: Go Down Records, 2012
Stil: Stoner Rock

Review vom 18.12.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Bisher kann die italienische Band Veracrash auf zwei Tonträger zurückblicken. Einerseits ist es "The Ghost EP" aus dem Jahr 2006 und andererseits 11:11 (2009). Die Stoner Rock-Vertreter wurden bereits 2003 gegründet und haben die Bühne bereits mit Brant Bjork, Mondo Generator, Nebula, Truckfighters beziehungsweise Ufomammut geteilt.
Aller guten Dinge sind also drei ... "My Brother The Godhead" liegt auf dem Schreibtisch. Das Album ist als LP sowie CD-Digipak erhältlich. Grundsätzlich spielt das Quartett einen gefälligen Stoner Rock, der, wie es fast immer so üblich ist, von psychedelischen Momenten durchsetzt ist. Hinzu kommt bei der aus Mailand stammenden Gruppe ein dusterer, fast schon doomiger und metallischer Faktor. Der Gesang ist aus meiner Sicht phasenweise eher als eine Art unverständliche Artikulation der Gefühlswelt des Sängers Francesco zu verstehen. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn er erreicht auch ohne Probleme höhere Tonlagen. Zwischen den beiden Gitarren ist die Stimme in den Sound eingebettet. In "Exit Damnation" zum Beispiel verzichtet man ganz auf die Vocals.
In "My Brother The Godhead" bauen die beiden Gitarristen Francesco und Marco wahre Sechssaiter-Berge auf. Die Gipfel dieser massiven Riff- und Soli-Massive reichen dann auch bis über die Schichten, die gemeinhin von den Wolken verdeckt werden. Persönlich spricht die Band von »sci fi stoner punk «.
Mit Erfolg hat es Veracrash hinbekommen, jedem Track eine Persönlichkeit zu geben. Die Rhythmusabteilung, bestehend aus Basser Dave und Schlagzeuger Federico ist nicht nur für heftige Fundamente zuständig, sondern versteht es auch, den Tracks einen ordentlichen Groove-Tritt in den Allerwertesten zu geben.
Insgesamt sind in der Tracklist der Promoversion zehn Titel angegeben, der Player aber zeigt elf an. Das im Refrain melodische "Trees Falling Upwards" hört nach eindreiviertel Minuten abrupt auf und was folgt ist Stille. Es gibt bis zum Schluss der Komposition auch kein Aufmucken mehr. Den elften Song nennt man "_". Okay, nachdem das vorherige Stück schon abgewürgt wurde, hat "_" zeitlich hoffentlich mehr Musik zu bieten.
In der Tat ... Veracrash wartet doch tatsächlich noch mit einer Überraschung auf. Plötzlich ist die Heftigkeit einer geradezu umwerfenden Sanftheit gewichen. Die Band beamt sich und den Hörer mit Attitüden aus den Sechzigerjahren in eine herrliche Zeitreise, Sitar-ähnlichen Klängen und einer Francesco-Stimme, die man mal verstehen kann. Die Extra-Nummer zeigt wieder einmal, wie gut eine Stoner Rock-Band ohne Hammer und Meißel zu Werke gehen kann. Schade, dass diese Variante nicht vorher schon auf den Plan kam. Immer wieder ist es schön, wenn sich eine Gruppe dieses Genres dem Rock'n'Roll widmet. So auch Veracrash in "Remote Killing", das ein klasse Ausflug in die groovige Welt der Band ist.
Im kanalistischen Trennverfahren hat die Combo die beiden Gitarren im Bombshell-Studio schön im rechten beziehungsweise linken Lautsprecher untergebracht und wie in einem guten Krimi wird man mit einem Neugierde-weckenden Opener versorgt. Bis zum Schluss bleibt die Platte irgendwie spannend. Mit ihren eingebauten klanglichen Finessen kann man dem Vierer nun nicht unbedingt unterstellen, dass sie sich für die spacigen Phasen nicht immer Hawkwind als Vorbild ausgesucht haben.
Das Gleiten in eher von geringem Licht ausgeleuchteten Gefilden ist eines der Markenzeichen von Veracrash. Auch hier agieren sie ebenso überzeugend, wie in der Rotation der Heftigkeit. Die massiven Gitarrenberge zeigen in gewisser Weise Risse, denn so ganz neu ist die musikalische Ausrichtung nicht unbedingt. Allerdings ist "My Brother The Godhead" nicht bei den schwachen Platten einzusortieren. Handwerklich hat es Veracrash drauf! In diesem Sinn sollte der Stoner Rock-Fan der Scheibe eine Hör-Chance geben.
Line-up:
Francesco (guitars, vocals)
Marco (guitars)
Dave (bass)
Federico (drums)
Tracklist
01:Lucy, Lucifer
02:Kali Maa
03:My Brother The Godhead
04:A Blowjob From Yaldabaoth
05:Obey The Void
06:Remote Killing
07:Exit Damnation
08:Allies From The Mirror Megaverse
09:Trees Falling Upwards
10:We Own You, Bitches
11:_
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