Vibravoid / Delirio Dei Sensi
Delirio Dei Sensi Spielzeit: 59:56
Medium: CD
Label: Stoned Karma Records, 2013
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 22.04.2013


Andrea Groh
Ufos über Düsseldorf - spontaner Gedanke.
Was das mit Vibravoid zu tun hat? Nun, die psychedelische Band kommt aus der genannten Stadt. Und ihre Musik hat in meinem Kopfkino ein Bild von einem Himmel erzeugt, der bunt von vielen Lichtern ist, wie aus etlichen fliegenden Untertassen. Mit einem Blick auf die Trackliste stelle ich fest: Passt sogar irgendwie zu den Titeln… ich habe wohl "The Empty Sky" eingefärbt ("Colour Your Mind") als ich die "Optical Sounds" gehört habe.
Die mittlerweile zum Dreiblatt geschrumpfte Formation schwirrt schon einige Zeit durch den Äther und hat uns Erdlingen auch schon einige Werke gebracht: Das erste davon hieß "2001", was bei mir schon wieder Science Fiction-Assoziationen weckt. Kurz seien noch die restlichen Studioalbum (Singles, EPs, DVDs und Live-Mitschnitte spare ich jetzt aus) genannt: "Void Vibration", "Turned On Acid", "Politics Of Ecstasy", "Distortions", Minddrugs und Gravity Zero. Aktuell gibt es das neue Werk "Delirio dei sensi".
Wie auch meine Redaktionskollegen muss ich einen Vergleich mit den frühen Pink Floyd ziehen. Eigentlich bräuchte man zu Vibravoid nur schreiben: Wer die ersten Werke der Briten mochte, wird auch hier zufrieden lächeln.
Das Erstaunliche daran ist: Es klingt überhaupt nicht altbacken oder verstaubt, sondern frisch und lebendig. Den Düsseldorfern gelingt tatsächlich das Kunststück, diesen Sound in die Gegenwart zu transportieren. Mehr noch, sie setzen eigene (aktuelle) Akzente, statt wie eine billige Kopie zu wirken. Damit haben sie so einigen Retrobands, die ich unspannend finde, etwas voraus.
"Delirio Dei Sensi" - für den Titel dürfte der italienische Film "Acid - Delirio dei sensi" (dt. "LSD - Paradies für fünf Dollar") von 1968 Pate gestanden haben - versetzt die Sinne der Hörer in ein farbenfrohes Delirium - ganz ohne Drogen sogar.
Insbesondere in den langen Instrumentalpassagen, wenn Orgel oder Keyboard scheinbar endlos vor sich hin wabern. Da mag man eintauchen in einen bunten Rausch, versinken in einem Strudel der Klänge. Aber auch Gitarre und Gesang kommen nicht zu kurz, wohldosiert sorgen sie für Auflockerung.
"Delirio Dei Sensi" ist kein Stummfilm, sondern eher eine farbenfrohe Produktion der späten 60er, die sich manchmal Zeit lässt, zum Schwelgen, zum Verweilen in einem traumhaften Moment. Langweilig wird es jedoch nie, weil immer wieder neue Nuancen eingesetzt werden, das Gesamtmotiv dadurch variiert. So vergeht die knappe Stunde wie im Fluge. Wie eine Reise in eine andere Dimension und wieder zurück, und das ohne gefährliche Nebenwirkungen. Wer Lust auf einen solchen Trip hat und/oder die Bands von damals (Pink Floyd wurden ja bereits genannt) vermisst, für diejenigen steht "Delirio dei sensi" als silberne Flugscheibe bereit.
Ergänzend lässt sich noch erwähnen, dass Vibravoid mittlerweile selbstbewusst ihr eigenes Label Stoned Karma Records gegründet haben, wobei der Weggang von Sulatron Records keine Qualitätseinbußen zur Folge hatte. "Delirio Dei Sensi" enthält übrigens mehrere Coverversionen, wobei weder "Magic Mirror" von Aphrodite's Child noch "Colour Your Mind" von Turnaround verwundern, "Poupée de cire" von France Gall (ja richtig, das Grand Prix-Lied) schon eher. Ebenfalls französisch ist der Chanson "La poupée qui fait non" von Michel Polnareff .
Abschließend gibt es noch einen Live-Track: "Black And White". Schade, da fehlen die optischen Eindrücke, denn auf Konzerten (soweit ich das von Fotos beurteilen kann, hatte leider noch nicht das Vergnügen) scheint es passend zur Musik sehr schillernd und farbenprächtig zuzugehen (wie ein Himmel voller leuchtender und blinkender Ufos…).
Line-up:
Christian Koch (Gesang, Gitarre)
Frank Matenaar (Perkussion, Schlagzeug)
Dario Treese (Orgel, Keyboard, Bass)
Tracklist
01:Poupée de cire (2:30)
02:Listen, Can't You Hear (10:02)
03:Colour Your Mind (5:23)
04:The Empty Sky (4:20)
05:Magic Mirror (2:40)
06:The Golden Escalator (12:49)
07:All Stars Have Gone to Sleep (4:44)
08:Optical Sounds (3:21)
09:Nearby Shiras (6:00)
10:La poupée qui fait non (3:27)
11:Black and White [Live] (4:35)
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