The Villains / Wind
Wind Spielzeit: 45:04
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2015
Stil: Rock, Indie Rock

Review vom 12.04.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Die Mixtur aus Liedern mit deutschen und englischen Texten ist gegenüber Slow Train geblieben. Auch die Quartettformation der Band hat Bestand. Für Gerit Hecht bedient seit 2013 Jörg Decker die schwarzen und weißen Tasten. Wenn davon die Rede ist, dann ist er nicht nur der Mann am Piano, sondern setzt gekonnt durchaus auch Keyboards ein.
Seit der Veröffentlichung von "Slow Train" sind einige Jahre ins Land gegangen. Jan Mas, der The Villains-Frontmann, brachte 2013 sein Werk Erdendrinks auf den Markt und zusammen mit seinen drei Kumpels gibt es nun "Wind" von vorne.
Bevor es überhaupt an die aus den Elementen Rock, Indie Rock und Pop vermengte Musik geht, ist schon die Verpackung ein Hingucker. Im Format eines Briefumschlags kommt sie daher und ist genauso wie alles andere (Recording, Mixing, Mastering) selbst gemacht. In vier unterschiedlich großen Teilen kann man die Rückseite aufklappen und macht so die CD sichtbar. Im Inneren lassen sich alle Lyrics nachlesen. So gesehen ist alleine schon die Verpackung ein gelungenes Kunstwerk. Respekt!
Zehn Songs wurden auf den Tonträger gebannt und man darf feststellen, dass The Villains auf vorliegender Platte ordentlich Gas geben. Es rockt! Aber wie es rein meteorologisch gesehen nun mal so ist, kann der Wind außer wirbeln ebenfalls schwach bis mäßig ausfallen und aus unterschiedlichen Richtungen kommen. Will heißen, dass sich der Vierer auch in sinnlich-balladesken Gefilden tummelt.
Die Themen der Songs sind aus dem Leben gegriffen. Eine Formulierung, die ziemlich abgegriffen klingt. Innerlich ausgetragene Kämpfe, wer hört einem zu, Sehnsucht, Disharmonie durch unbedachte Worte, sowohl Liebe als auch ihre Schattenseiten, Machtgier und Unterdrückung.
Die Mischung aus deutschen und englischen Texten ist sehr erfrischend und Jan Mas' E-Gitarre auch aufmüpfig rocken zu hören ist ein wahrer Genuss. Dabei dürfen Jörg Deckers Tasten-Formulierungen phasenweise als kontrastierend-melodiöses Gegenüber zum riffenden Sechssaiter angesehen werden.
Lieder sind rau, haben im Sinn eines Titels die Kraft der "Anziehung". Lieder sind besinnlich, machen nachdenklich, haben die Kraft eines Magneten. In The Villains-Liedern fließen beide Stränge in einem Song zusammen und ergeben mehr als es die nackten Spielzeiten der Kompositionen aussagen.
Ausnahmen bestätigen die Regel ... "Really Need" ist mit weit über sechs Minuten der Ausreißer nach oben. Jan Mas schultert hier auch die akustische Gitarre, die übrigens auch an anderen Stellen präsent ist, und dazu passt der treibende Rhythmus von Bassist Sandro Heldt sowie Nino Flämig (Schlagzeug). Den kräftigen Rock-Biss erhält die Nummer durch eine aufwühlend gestimmte E-Gitarre. Wenn sich schließlich auch noch Streicher-Sounds dazugesellen, ist die epische Atmosphäre im Album-Schlusspunkt perfekt.
The Villains haben mit "Wind" ein Album eingespielt, das erobert, entdeckt werden will, für das man sich entsprechend Zeit nehmen sollte, muss. "Wind" ist vielschichtig und ergreifend, die Platte öffnet Türen, hinter denen sich eine musikalische Welt erstreckt, die in ihrer energischen Art und Weise erst am Horizont zu enden scheint.
So hat eine Zeile aus "Geschlagen in Wind" symbolischen Charakter:
»Hey, hast du mal kurz Zeit für mich, schenkst mir dein Ohr und hörst mir zu?«
In diesem Sinn ...
Line-up:
Jan Mas (guitar, vocals)
Sandro Herdt (bass)
Nino Flämig (drums)
Jörg Decker (piano)
Tracklist
01:Unüberlegt (3:25)
02:Anziehung (4:58)
03:Windrad (3:59)
04:Covered With Snow (3:52)
05:Fällt ein Schuss (3:52)
06:Keep Circling (4:37)
07:Geschlagen in Wind (5:09)
08:A und all die Anderen (4:02)
09:Balea (4:29)
10:Really Need (6:40)
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