Voyager / V
V Spielzeit: 54:48
Medium: CD
Label: IAV Records/MBM, 2014
Stil: Prog Metal

Review vom 14.07.2014


Boris Theobald
Es ist schon kurios: Jetzt gerät uns bei RockTimes zum zweiten Mal eine Scheibe der Band Voyager in die Finger - die erste war uniVers aus dem Jahr 2007 - und zum zweiten Mal denken wir spontan an "Star Trek". Kollegin Andrea hatte es mit der Serie 'Star Trek: Voyager'. Und ich denke beim Namen des neuen Albums von Voyager, "V", als erstes an 'Voyager 6' - eine Nummer weiter, sozusagen ... 'Voyager 6' war/ist der Name einer fiktiven Raumsonde, die im späten 20. Jahrhundert auf der Erde gestartet ist und im ersten Star Trek-Kinofilm als mächtiges Weltraumungetüm mit eigenem Bewusstsein wieder auftaucht, auf der Suche nach seinem Schöpfer. Alles nur Zufall? Nun ja, immerhin spielt Star Trek in den unendlichen Weiten des Weltalls; und die Band Voyager kommt aus Australien, 'unendlich' weit weg.
Dafür klingt die Truppe aber ungeheuer präsent. Denn Voyager machen auf ihrem fünften Studioalbum (hätte jetzt keiner gedacht beim Namen "V") einen satten, fetten Power Metal mit vielen progressiven Anteilen. Im Vordergrund steht ganz klar die Melodie, ziemlich eindrucksvoll vorgetragen von dem in Deutschland geborenen Sänger und Frontmann Danny Estrin, der eine Stimme hat, die in diesem mittelhohen, klaren Bereich prima funktioniert. Voyager mixen in fast jedem Song heftig und kraftvoll attackierende Stakkato-Riffs mit sehr atmosphärischen Momenten und glitzernden Clean-Arpeggien, changieren am laufenden Band Tempo und Anmutung und streuen immerfort kleine Breaks, feine Frickeleien und proggig unrunde Elemente in der Rhythmussektion ein.
Diese Band beherrscht ihre Instrumente ausgesprochen gut, keine Frage. Stilistisch bewegt man sich mit der dichten und dramatischen Symbiose aus eindringlich-hypnotischen Melodien und hart Gehacktem irgendwo zwischen Evergrey (nur nicht so düster), Shadow Gallery (nicht so vertrackt), Balance Of Power (aber härter) und den australischen Landsleuten von Vanishing Point (komplexer). Und an eine Kapelle muss ich ganz besonders denken: an die Power Progger von Pagan's Mind. Leider etwas zu oft. "Beautiful Mistake" (mit einem Auftritt von Gastsängerin Zemyna Kuliukas) könnte komplett von den norwegischen Kollegen stammen - man lausche nur mal einem Album wie God's Equation - die Ähnlichkeiten in Stimmung, Sound und Strickmuster sind deutlich.
Und auch wenn "V" insgesamt daran krankt, dass zu oft diese unterkühlt-wehmütige Atmosphäre mit arg großräumig-hallendem Gesangseffekt herrscht - in Sachen Songwriting sind ein paar auffällige Kandidaten am Start. Der Opener "Hyperventilating" ist ein astreiner Ohrwurm mit einfachster Hookline, aber keinesfalls plump, weil er schon mal gleich die atmosphärische Vielfalt Voyagers auf kleinstem Raum ausbreitet. Auch "Breaking Down" ist kompakt, eingängig und mit einem gewissen Suchtfaktor ausgestattet. Hier und da erinnern Drive und Melodien dieser Nummer an - so schräg das klingen mag - Billy Talent. Es ist eben ein Indie- und Alternative-Touch dabei, untermalt von zahlreichen Synthie-Effekten. Ein bisschen was davon haben alle Songs - zuweilen wirkt das leicht überproduziert.
Voyager können es auch komplexer, wie die starken, episch aufgezogenen "A Beautiful Mistake" und "You The Shallow" zeigen. Besonders schön ist zu hören, wie melodisch komplex die Gitarren arbeiten, selbst wenn gerade 'nur' Hintergrundarbeit verrichtet wird. Im Grunde ließe sich das alles auch rein instrumental verkaufen und man müsste es bewundern - Kompliment für diese Detailfreude. Schade, dass dafür allerdings bei "Embrace The Limitless" und "The Domination Game" die Gesangsmelodien im Chorus arg flach ausgefallen sind - da wurde echt was verschenkt. Mit "Peacekeeper" (klingt etwas nach Subsignal) und "The Morning Light" hauen sie das aber wieder raus: Das sind schöne Beispiele dafür, wie Voyager es hinbekommen, gleichzeitig wuchtig heavy und schwerelos-verträumt zu klingen ...
... und das ist das, was man ihnen am Ehesten als Markenzeichen attestieren könnte. Mit ein bisschen gutem Willen. Ansonsten fehlt da trotz großen Handwerks und einer kurzweiligen Platte auf zweifellos erstligareifem Niveau letzten Endes das gewisse Etwas, mit dem Voyager nachhaltig beeindrucken oder sich klar von anderen abheben könnten.
Line-up:
Daniel Estrin
Simone Dow
Alex Canion
Scott Kay
Ashley Doodkorte

Guest musicians:
Daniel Tompkins (vocals - #2)
Zemyna Kuliukas (vocals - #3)
Tracklist
01:Hyperventilating (4:41)
02:Breaking Down (4:35)
03:A Beautiful Mistake (5:02)
04:Fortune Favours The Blind (1:02)
05:You The Shallow (4:33)
06:Embrace The Limitless (3:05)
07:Orpheus (4:19)
08:The Domination Game (4:30)
09:Peacekeeper (4:47)
10:It's A Wonder (5:11)
11:The Morning Light (5:57)
12:Summer Always Comes Again (2:20)
13:Seasons Of Age (4:39)
Externe Links: