Bill Wyman's Rhythm Kings / The Best Of
The Best Of Spielzeit: 76:53
Medium: CD
Label: Repertoire Records, 2009
Stil: Rock'n'Roll

Review vom 04.11.2009


Markus Kerren
Der Weg ist das Ziel - oder so ähnlich... Als Bill Wyman Anfang der neunziger Jahre die
Rolling Stones verließ, hatte er (nachdem er ja auch den Solo-Pfad schon hinter sich gelassen hatte) eigentlich alles andere im Sinn, als weiterhin Musik zu machen. Das Wort 'Ruhestand' wurde groß geschrieben im Hause des Mannes, der im Jahr 1936 als William Perks geboren wurde. Aber natürlich ist der Bassist viel zu sehr Vollblutmusiker, um die Finger, die ziemlich schnell schon wieder zu kribbeln anfingen, ganz von der Materie zu lassen. Eher als Hobby-Projekt gründete er dann seine Rhythm Kings, mit denen er auch sehr bald schon wieder auf der Bühne stand und sein Publikum verzauberte.
Ehrlich gesagt aber auch kein Wunder bei der Truppe an hochklassigen Musikern, die er da um sich geschart hatte. Denn obwohl die Besetzung der Band über die Jahre immer wieder variierte, gehörten von Anfang an solche Granaten wie Gary Brooker (Procol Harum), Georgie Fame, Albert Lee (Ex- Emmylou Harris' Hot Band), Terry Taylor oder auch die Blues-Sängerin Beverly Skeete zum festen Stamm. Und um das Namedropping abzuschließen, sei noch gesagt, dass sich bei den mittlerweile fünf Studio-Alben der Band auch langjährige Wegbegleiter und Freunde des Schlages Eric Clapton, Mark Knopfler, Chris Rea, Peter Frampton, Andy Fairweather-Low, Chris Stainton (Ex- Joe Cocker's Grease Band, Ex-Eric Clapton, Ex- Spooky Tooth, Ex-Tundra) oder Max Middleton (Ex- Jeff Beck Group) nicht zwei mal bitten ließen, an den Aufnahmen teilzunehmen.
Bill Wyman's Rhythm Kings spielen die Mucke, die ihr Namensgeber bereits seit seiner Jugend am meisten liebt. Nämlich eine kernige Mischung aus Rock'n'Roll, Rhythm'n'Blues, Boogie und Country. Und das mit regelrecht ansteckender Überzeugungskraft. Zwei Dinge fallen durchgehend und ganz besonders auf: Erstens, dass die Musiker hier selbst einen Höllenspaß an dem haben, was sie da gerade tun und zweitens, dass alle Beteiligten (die größtenteils ja auch Stars unter ihrem eigenen Namen sind) ihre Egos vor der Studio-Tür abgegeben haben. Logischerweise steht jeder mal weiter im Vordergrund, aber grundsätzlich wird alles der Musik untergeordnet. Selbst der Gesang wird brüderlich geteilt, wobei Georgie Fame, Gary Brooker und Albert Lee den Löwenanteil für sich verbuchen können.
Der gute Bill steht nur ein einziges Mal selbst vor dem Mikro, nämlich für das
Creedence Clearwater Revival-Cover "Green River", bei dem er zwar einmal mehr nicht die beste Figur macht, dafür aber fantastisch von Beverly Skeete unterstützt wird. Apropos Beverly Skeete: Wenn die farbige Blues-Lady auf dieser "Best Of" meistens auch 'nur' mit Background Vocals glänzt, so hat sie gegen Ende der Scheibe bei "Long Walk To D.C." dann doch noch ihren ganz großen Auftritt. Mit den Rolling Stones hat diese Truppe natürlich relativ wenig zu tun, wenn gegen Ende auch, mit einem Augenzwinkern oder auch nicht, die Nummer "Down Home Girl" gebracht wird, das die Mannen um Jagger und Richards in den Sechzigern ja auch im Programm hatten.
Anspiel-Tipps gibt es hier keine... oder sollte ich sagen alle? Die Qualität dieser stimmungsreichen Good Time-Mucke liegt durchgehend auf höchstem Niveau, was bezüglich der beteiligten Musiker keine Überraschung sein sollte. Angefangen bei "Down In The Bottom", "Anyway The Wind Blows" über "Mississippi Flyer", "The Joint Is Jumping" bis zu "Turn On Your Lovelight" oder "Long Walk To D.C.", es gibt eigentlich nur Höhen zu verzeichnen, was die Qualität, den Sound und die Einspielungen angeht. Erwähnenswert ist auch noch, dass es sich hier keineswegs komplett um Cover-Songs alter Klassiker handelt, sondern da auch ein ganz ordentlicher Teil selbst komponiert wurde.
Nach den bereits erwähnten fünf Studio-Scheiben und einer knappen Handvoll Live-Mitschnitten nun also die erste "Best Of" von Bill Wyman's Rhythm Kings, die mit beachtlichen und gerne angenommenen 21 Tracks und einer Spielzeit von knapp 80 Minuten aufwarten kann. Und der Hammer ist, dass, so stark dieses Teil auch ist, mir spontan sogar noch eine gute Handvoll weiterer Titel (wie z.B. "Groovin'") einfallen, die man hier mit hätte draufpacken können. Aber gut, man kann nicht alles haben. Und beschweren kann man sich bei dieser Scheibe sowieso nicht, von dem her möchte ich diese CD gerne jedem Musik-Freund ans Herz legen. Falsch machen kann man hier nix, nahezu perfekt gespielte Musik von Ausnahme-Könnern und oben drauf auch noch 'value for money'. Zugreifen!
Tracklist
01:Down In The Bottom
02:Streamline Woman
03:Anyway The Wind Blows
04:Hot Foot Blues
05:Disappearing Nightly
06:Jitterbug Boogie
07:Mood Swing
08:Roll 'em Pete
09:Hole In The Wall
10:Too Late
11:Mississippi Flyer
12:Memphis Woman
13:Sugar Babe
14:The Joint Is Jumping
15:Tell You A Secret
16:Green River
17:Turn On Your Lovelight
18:Tobacco Road
19:Long Walk To D.C.
20:Down Home Girl
21:Gambler's Lament
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