Chuck E. Weiss / Red Beans And Weiss
Red Beans And Weiss Spielzeit: 48:44
Medium: CD
Label: Anti-, 2014
Stil: Rock, Blues, Jazz


Review vom 12.06.2014


Markus Kerren
Der Name Chuck E. Weiss ist mir zwar seit über zwanzig Jahren ein Begriff, allerdings hatte ich bis zum Eintreffen dieses Albums noch keinen einzigen Ton von dem Mann gehört. Bekannt war er mir dadurch, dass er in ein paar Tom Waits-Songs (z. B. "I Wish I Was In New Orleans") namentlich erwähnt wird und niemand anderes als Ricky Lee Jones schrieb sogar mal einen ganzen Song ("Chuck E.'s In Love") über ihn. Muss also eine große Persönlichkeit sein, dass er solchen Eindruck auf diese beiden, ebenfalls ja nicht gerade unauffälligen Gestalten, gemacht hat.
Der Amerikaner stammt ursprünglich aus Denver, Colorado, lernte dort zunächst das Schlagzeug und den Blues lieben, erfuhr für sein Spiel höchstes Lob von der Legende Willie Dixon und siedelte irgendwann nach Los Angeles über, wo er seither ein Szene-Charakter ist, ohne jemals selbst im grellen Rampenlicht der breiten Öffentlichkeit gestanden zu haben. Im Jahr 1981 erschien sein erstes Soloalbum, dem noch drei weitere folgten. Zwischendurch war er immer wieder für alternative Radiostationen tätig und hatte dort seine eigenen Sendungen.
Mit "Red Beans And Weiss" (witziges Wortspiel, das sich auf 'Red beans and rice' - das sogenannte 'Arme-Leute-Essen' in den USA bezieht) legt er nun also sein fünftes Album vor. Und siehe da, sein alter Kumpel Tom Waits zeichnet hier als Executive Producer verantwortlich. So, jetzt aber zur Musik, denn dieses Album stellt sich bereits während der ersten Durchläufe als absolute Wundertüte heraus.
Der Rocker "Tupelo Joe" startet die Show auf sehr coole und mitreißende Weise, während Weiss mit seiner dunklen Stimme mit Druck und Wortwitz glänzt. Aber das ist bei Weitem noch nicht alles, was dem Hörer geboten wird. Denn der Protagonist fühlt sich natürlich nach wie vor dem Blues (sein ursprüngliches Steckenpferd), aber auch dem Jazz verpflichtet. Und er hat verdammt viel Humor! Mehr als einmal musste ich laut lachen, während Chuck E. seine etwas abgedrehten bzw. skurrilen Geschichten (wie etwa "Old New Song" oder "Willy's In The Pee Pee House") zu bluesigem Rock vorträgt.
Dass Chuck E. Weiss etwas 'anders' als andere ist, zeigt sich auch an der einzigen Coverversion der Scheibe, einer Rolling Stones-Nummer. Schon klar, dieser Punkt ist alles andere als ungewöhnlich, allerdings hat er sich einen Track herausgesucht, den ich lediglich von einem Bootleg kenne, das ich irgendwann vor Jahrzehnten mal vorgespielt bekam und der niemals offiziell erschien. Der "Exile On Main Street Blues" wurde damals von den Engländern entweder als Eröffnungs- bzw. Schlussnummer für das (fast) gleichnamige Album aufgenommen, oder sollte von vornherein als Radiowerbung dafür eingesetzt werden. Und so klingt das Stück auch hier in der ersten Minute wie ein Bootleg, bevor auf vollwertigen Sound umgestellt wird. Sehr geiler Song, sehr geil gebracht und dazu mal eine richtig originelle Idee.
Bar Blues und -Jazz dürfen wir bei "Shushie" und "Kokamo (Boy Bruce)" beiwohnen, während bei der abgedrehten TexMex-Nummer "Hey Pendejo" die Kuh so richtig fliegt. Vom Geilheitsgrad in etwa - wenn auch anders - mit Mink DeVilles "Mazurka" vergleichbar. Funky wird es bei dem etwas 'verstrahlten', dafür aber sehr witzigen "That Knucklehead Stuff". Eigentlich gäbe es über jeden einzelnen Titel ganze Absätze zu schreiben, was den Rahmen dieses Reviews aber sprengen würde.
Beim Genuss dieser 13 Songs muss ich auch immer wieder an Mick Farren denken, der mir praktisch wie das englische Pendant von Weiss vorkommt. Musikalisch waren die beiden zwar etwas anders unterwegs, aber von der Persönlichkeit bzw. dem Auftreten sind die Parallelen ganz erstaunlich.
Ja, Chuck E. Weiss ist anders als die anderen. Ein Fakt, den man auf jedem einzelnen Track dieser Scheibe bei seinem Vortrag vernimmt. Alleine dadurch kommt die Platte dann auch so erfrischend und außergewöhnlich rüber. Ein dicker fetter Tipp also für alle, die auf auffällig herausstechende Charaktere stehen, die sich dennoch nicht wichtiger als ihre Musik nehmen.
In meiner Liste der 'Alben des Jahres 2014' ganz oben mit dabei!
Line-up:
Chuck E. Weiss (drums & percussion - #1, lead vocals)
Tony Gilkyson (guitars)
Johnny Depp (guitars - #3,7, bass - #11, drums - #11, background vocals - #3,5,13)
J. J. Holiday (guitar - #3,7)
Michael Murphy (piano - #6,8,10,12,13)
Will MacGregor (bass)
Bruce Witkin (bass - #3, background vocals - #3,13)
Steve Nelson (bass - #8,9)
Don Heffington (drums & percussion, background vocals - #13)
Bill 'Beano' Hanti (drums - #3, background vocals - #3,5)
Nick Vincent (drums - #6,10,12)
Janice Markham (violin - #5,11)
Cece Worrall-Rubin (saxophone - #2,4,6,10,12,13 clarinet - #11)
Jimmy Roberts (saxophone - #6,10,12,13)
Mike Bolger (trumpet - #8)
Judy Brown (background vocals - #1,2,11)
Joey Malone (background vocals - #3)
Jack Depp (background vocals - #3)
Starling Jenkins (background vocals - #3)
Carlos Guitarlos (backgroud vocals - #8)
Boo (background vocals - #13)
Nathan Holmes (background vocals - #13)
Rachel Hathaway (background vocals - #13)
Tracklist
01:Tupelo Joe
02:Shushie
03:Boston Blackie
04:That Knucklehead Stuff
05:Bomb The Tracks
06:Exile On Main Street Blues
07:Kokomo (Boy Bruce)
08:Hey Pendejo
09:Dead Man's Shoes
10:Old New Shoes
11:The Hink-A-Dink
12:Oo Poo Pa Do In The Rebop
13:Willy's In The Pee Pee House
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