Dani Wilde / Shine
Shine Spielzeit: 52:34
Medium: CD
Label: Ruf Records, 2010
Stil: Blues, Soul

Review vom 15.09.2010


Jürgen Bauerochse
Longplayer Nummer Zwei von der jungen englischen Shouterin Dani Wilde, die sich seit dem Jahr 2008 einer intensiven Betreuung durch Thomas Ruf und seinem Label erfreuen darf. Mit den Auftritten in der damaligen Blues Caravan-Tour und dem Debüt-Album Heal My Blues sorgte sie mit ihrer ausdrucksstarken Stimme erstmals für Aufsehen. Es folgte eine erste Solo-Tour, bei der sie vor allem durch ein exzellentes Zusammenspiel mit ihrem Bruder Will 'Harmonica' Wilde überzeugen konnte.
Und nun liegt mit "Shine" das aktuelle Album der jungen Dame mit der eindrucksvollen Röhre vor. An den Reglern brachte sich diesmal der legendäre Mike Vernon ein, der schon für solche Größen wie Eric Clapton, John Mayall und Fleetwood Mac gearbeitet hat. Allein schon diese Tatsache garantiert einen optimalen Sound der Songs, die im Platform Studio, Hurst, Berkshire entstanden sind.
Auch bei den beteiligten Musikern setzte Dani auf Qualität. Neben der festen, eigenen Rhythmusgruppe Roger Innis (bass) und Jamie Little (drums), die sich mit Johnny Chase und Mark Earl (beide aus der Will 'Harmonica' Wilde Band und bei der letzten Tour mit auf der Bühne) die Arbeit teilten, sind auf dieser CD noch Pete Wingfield (Chris Rea, Buddy Guy) an den Tasten, sowie mit Martin Winning und Matt Holland zwei Bläser aus der Band von Van Morrison zu hören. Des Weiteren wirken die beiden Engländer Stuart Dixon und Ben Poole, sowie die Kalifornierin Laura Chavex, die ebenfalls bei der Blues Karawane 2008 dabei war, als Gastgitarristen mit.
Doch die Hauptprotagonisten sind die Geschwister Wilde. Die Bluesharp von Will ist immer wieder ein wahrer Hörgenuss, der jeden einzelnen Song bereichert. Doch Dani Wilde steht natürlich noch weiter im Rampenlicht. Und das nicht nur stimmlich, denn was sie auf dem Sechssaiter von sich gibt, ist schon sehr beachtlich. Ihre Solo-Einlagen zeigen, mit wie viel Feeling sie an die Sache heran geht und sich dabei auf keinen Stil festlegen lässt. Selbst als Singer/Songwriterin, wie beim letzten Stück des Albums "Big Brown Eyes" macht sie einen ganz starken Eindruck.
Musikalisch bewegen sie die Songs zum größten Teil im Bereich des 12-Takters, der mal mehr mal weniger intensiv gespielt wird. So ist der Slow Blues "Some Kinda Crazy", den ich schon bei der letzten Tour live auf der Bühne erleben durfte, gleich mal einer der Anspieltipps des Albums. Die Harmonika weint von Anfang bis zum Schluss und wird nur durch mehrere treibende Gitarren-Soli unterbrochen. Einfach nur herrlich anzuhörende knapp sechs Minuten.
Es folgt die einzige Coverversion der CD. "Miss You" hätte für meinen Geschmack nicht unbedingt sein müssen, obwohl Danis Fassung dem Original der Stones eigentlich in nichts nachsteht. Aber das liegt wahrscheinlich daran, dass ich den Titel noch nie als bedeutend angesehen habe.
Mit "How Do You Do It" gibt es einen totalen Stilwechsel. Jetzt ist Dani Wilde direkt auf den Spuren des Soul. Aretha Franklin hätte diesen Song wohl nicht emotionaler singen können. Hut ab, Dani. Das macht Dir so leicht keine nach!
Und schon hat uns der Blues wieder. "Red Blooded Woman" pumpt aus der Anlage. Schade, dass dieser Boogie nicht länger als knappe vier Minuten ist. Davon hätte durchaus noch eine Portion mehr vertragen…!
Bei "Don't Give Up On Me" wird es Zeit für die Feuerzeuge, denn hier handelt es sich um eine astreine Rock-Ballade, die durchweg von der Akustischen beherrscht wird. Nur im Mittelteil sorgt die Stromgitarre für ein intensives Zwischenspiel. Schon wieder so ein Highlight!
Soul in bester Motown-Tradition bietet "I Don't Even Care" und enthält am Ende das wohl schönste Gitarren-Solo des ganzen Silberlings.
Gleich darauf folgt mit "Abandoned Child" der nächste Slow Blues, und zwar so was von 'slow', dass ich mich sofort nach der Repeat-Taste umsehe, denn dieses Teil kann man einfach nicht nur einmal hören. Die Bluesharp wimmert zum Steinerweichen und Laura Chavex spielt ein Solo zum Niederknien. Klasse, dass der Blues nicht nur bei uns alten Säcken für Begeisterungsstürme sorgt.
Mit "Shine" ist Dani Wilde ein Album gelungen, das vor Ausdrucksstärke und Feeling nur so strotzt. Diese junge Lady hat schon jetzt einen Standard erreicht, den nicht viele Bands jemals erleben werden. Ich bin wirklich sehr gespannt, wie es in ihrer Karriere weiter geht.
Übrigens ist Dani Wilde auch bei der nächsten Blues Caravan-Tour im Jahr 2011 wieder live zu erleben, die unter dem Motto 'Girls With Guitars' angekündigt ist. Thomas Ruf weiß eben ganz genau, was gut ist…!
Tracklist
01:Shine (4:43)
02:Some Kinda Crazy (5:20)
03:Miss You (5:11)
04:How Do You Do It (4:34)
05:Red Blooded Woman (3:53)
06:Don't Give Up On Me (4:55)
07:I Don't Even Care (5:21)
08:Abandoned Child (7:33)
09:Born To Love Him (3:25)
10:Where Blue Begins (4:26)
11:Big Brown Eyes (2:43)
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