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Johnny Winter / Live Through The '80s
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Auch mit Johnny Winter ist unser Index reichlich gefüttert und der Leser dürfte sich bestens informiert fühlen. Also erspare ich dem Johnny Winter-Fan ausschweifende biografische Ausführungen zu diesem Axeslinger, der sich seit einem 1979er Rockpalast-Gig direkt in meiner linken Herzkammer eingenistet hat. Da tut es weh, einen zu einem körperlichen Wrack Verfallenen noch unermüdlich durch Europa tingeln zu sehen. Braucht er das Geld oder die Bühne? Ich werde ihn mir definitiv nicht mehr anschauen - ich möchte den blonden Recken so in Erinnerung behalten, wie er sich auf der hier zu besprechenden DVD, aus verschiedenen Konzertschnipseln aus den 1980er Jahren zusammengestellt, präsentiert.
Auch wenn ich persönlich einen kompletten Konzertmitschnitt vorziehe, so zeigen diese Aufnahmen sehr authentisch einen Johnny Winter in seinen allerbesten Jahren. Begleitet wird er von seinen langjährigen Wegbegleitern Jon Paris und Tom Compton, die für ihn ein ähnlich kompaktes 'Druckmittel' darstellten, wie seinerzeit Double Trouble für Stevie Ray Vaughan.
Die Bilder von "Live Through The 80s" sind zwar etwas grob, aber zumeist - wenn man von den Aufnahmen aus dem 'The Casbah' einmal absieht - von akzeptabler Qualität. Der Ton ist durchweg gut, bei dem Roskilde-Aufnahmen sogar glänzend. Vereinzelt eingestreute, kurze Interviewpassagen lockern das Ganze etwas auf. Die 1983er Toronto-Nummern beginnen mit einem knackigen Sonny Boy Williamson-Boogie. Winter war - nebenbei bemerkt - immer am stärksten, wenn er sich mit einem Boogie-Woogie austobte. Das folgende "Stranger" war und ist wohl seine schönste Midtempo-Ballade, hier mit einem knisternden Solo auf der Gibson Firebird. Der Bobby Womack-Klassiker "It's All Over Now" wird abschließend herrlich 'herunter gerotzt'.
Es folgt der Roskilde-Gig von 1984. Starke Bilder sind da zu sehen: Johnny vor dem wolkenverhangenen Abendhimmel und einer riesigen Menschenmenge. Die sehr schöne (vielleicht sogar beste der gesamten DVD) Kameraführung und gestochen scharfe Bilder überzeugen. Erneut werden die Rolling Stones zitiert, diesmal mit "Jumpin' Jack Flash". Zu Dylans Highway 61 hat sich Johnny bereits das T-Shirt vom Leib gerissen, präsentiert seine beeindruckenden Tattoos und knüppelt diese Nummer knallhart runter. Bei Chuck Berrys "Johnny B. Goode" bekommt er allerdings mitten im Solo eine Bierflasche an den Oberkörper geworfen, bricht - verständlicherweise - wütend ab und stürmt von der Bühne.
Nun werden die Auftritte in New Jersey, mit dem treibenden Shuffle "Mad Dog" und in New Hampshire mit dem Slide-orientierten Slow Blues "When You've Got A Good Friend" präsentiert. Diese verwaschenen Bilder machen allerdings nur wenig Spaß, auch wenn die Charles Brown-Nummer "Please Come Home For Christmas" (es war kurz vor Weihnachten) schon eine echte Rarität darstellt.
Das Musikvideo zu "Don't Take Advantage Of Me", das auf MTV rauf und runter lief, und ein EPK samt Interview und Backstage-Aufnahmen stammen ebenfalls aus dem Jahr 1984. Impressionen von der Anreise und den Vorbereitungen zu einer TV-Show im schwedischen Fernsehen - in Bromma aufgezeichnet - folgen. Der harte Shuffle "Sound The Bell" hat sich bereits zu einem Markenzeichen Johnny Winters gemausert. Der folgende "Mojo Boogie" ist vielleicht der intensivste Song der gesamten DVD.
Das letzte Segment ist dem Auftritt beim 88er Pistoia Blues Festival gewidmet, das Johnny Winter seinerzeit als Headliner bestritt. Auch wenn die Bilder nicht berauschend sind, so sorgen doch die Töne für einen gepflegten Rauschzustand. Der einfühlsame Slow Blues "Early In The Morning" geht zutiefst unter die Haut. Das furiose "Serious As A Heart Attack" zeigen den Meister wie den Drummer Tom Compton - mit einem Klasse-Solo - noch einmal in absoluter Hochform.
Ein einfaches Blatt mit Liner-notes von Andy Aledort und den Songtiteln samt Besetzung runden diesen Silberling etwas dürftig ab. Johnny Winter-'Komplettisten' dürfen sich von "Live Through The 80s" trotz einiger kleinerer Mängel gerne angesprochen fühlen.
Line-up:
Johnny Winter (vocals, guitar) John Paris (bass, harp) Tom Compton (all drums exept # 1 - 4) Bobby Torello (drums # 1 - 4)
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