Die Binsenweisheit, wonach Totgesagte bekanntlich länger leben, personifizierte sich geradezu in
Johnny Winter. Allen persönlichen Bruchlandungen zum Trotz, rappelte sich der Texaner immer wieder auf die Beine. Mehr als einmal stellten sich Musikfreunde die bange Frage, ob der Gute gerade mehr tot als lebendig war.
Winter antwortete in schöner Regelmäßigkeit immer auf die ihm eigene Art: mit guter Musik, zuletzt vor drei Jahren mit dem überaus beachtenswerten
Roots.
Seine Karriere begann Ende der sechziger Jahre, als er mit dem genialen Duo
Tommy Shannon (Bass) und
Uncle John Turner (Drums) drei Platten aufnahm. Es folgte seine wohl fruchtbarste Phase, die mit "Hard Again" (1977 mit seinem Idol
Muddy Waters aufgenommen), "I'm Ready" (1978) und "Muddy Mississippi Waters – Live" (1979) drei Grammy-Awards einbrachte, von den zahlreichen Nominierungen mal ganz zu schweigen. Neun Jahre später wurde er in die Blues Foundation Hall of Fame aufgenommen.
Anlässlich der
4. Rockpalast Nacht wurde
Johnny Winter im April 1979 auch hierzulande - geradezu schlagartig - einem Millionenpublikum bekannt. Ich erinnere mich noch nur zu gut, wie mir diese heulenden Delta-Blueser und Boogies die Kinnlade regelrecht aushakten. Nie zuvor sah ich einen derart virtuosen Blues-Derwisch auf der Bühne, denn man erinnere sich nur einmal: Zu diesem Zeitpunkt lag der 'schwarze' Blues in tiefster Agonie...
Zahllose offizielle Alben und noch viel mehr Bootlegs gibt es von
Johnny Winter. Seit dem 1992er "Hey, Where's Your Brother?" - auf dem auch das eingangs zitierte "Johnny Guitar" zu finden ist - machte sich der Mann allerdings im Studio eher rar. Umso beachtlicher waren die wenigen Ergebnisse: das bereits genannte "Roots" und "I'm A Bluesman", das
Winter nach der Veröffentlichung im Jahr 2004 noch einmal einen Platz in den Top 40 der US-Billboards einbrachte.
Am 2. September (US) wird
Johnny Winters (nun wohl sein) Vermächtnis in Form eines brandneuen Albums erscheinen.
Johnny hatte dazu auf seiner Webseite eine Rückkehr zu einem
»stilistisch aggressiveren Blues« angekündigt, was auch der Titel "Step Back" verdeutlichen soll. Die Gästeliste liest sich wie ein Who-is-Who der Musikhistorie, durch alle Generationen:
Eric Clapton,
Leslie West,
Brian Setzer,
Joe Bonamassa,
Jason Ricci und viele mehr. Produziert hat übrigens
Winters langjähriger Wegbegleiter
Paul Nelson.
Unter normalen Umständen wäre dies ein Anlass zu großer Freude gewesen - nun werden wir an diesem Tag wohl eher besinnlich in Erinnerungen an einen wirklich großen Gitarristen und Menschen schwelgen...