|
Muddy Waters / At Newport Plus Sings "Big Bill"
|
|||
|
Nachdem es eine klasse Aufarbeitung von zwei B.B. King-Alben auf einer CD gibt, geht es nun um den Chicago-Blueser Muddy Waters. Auch hier wurde ein Doppelpack von Platten aus dem Jahr 1960 auf einen Silberling gepackt und obendrauf erhält man noch ganze sechs Extra-Titel, die entweder ebenfalls im Jahr 1960 beziehungsweise 1956 aufgenommen wurden.
Mit "At Newport" sowie "Sings "Big Bill"" hat man hier zwei der besten Veröffentlichungen von McKinley Morganfield, wie er mit bürgerlichem Namen hieß, in Händen. Was schon vor über vier Dekaden klasse war, kann jetzt natürlich nicht schwächeln. Diese beiden Tonträger sind im Blues so essentiell wie B.B. Kings Live At The Regal.
Außerdem spielt Muddy Waters mit exquisiten Begleitmusikern zusammen. James Cotton und Little Walter spielen die Harmonika oder der für seinen verzerrten, aggressiven Gitarrenton bekannte Pat Hare befindet sich im Line-up. Otis Spann ist der Pianist und die Rhythmusabteilung bilden im Schwerpunkt Andrew Stephenson (Bass) und Schlagzeuger Francis Clay. Bei den Bonustracks ist man sich nicht ganz sicher, ob Jimmy Rogers oder Hubert Sumlin in "Forty Days And Forty Nights" die zweite Gitarre spielt.
So amtlich wie das Amen in der Kirche ist jedenfalls 'The Definitve Remastered Edition' dieser beiden Muddy Waters-Scheiben. Mittlerweile haben sich "Hoochie Coochie Man" (auch "(I'm Your) Hoochie Coochie Man") oder "I've Got My Mojo Working" zu Klassikern des Blues entwickelt. Sehr wohl sollte man im Hinterkopf behalten, dass gerade diese beiden Lieder nicht vom Protagonisten geschrieben wurden, sondern dem beim Chess-Label als Studio-, Sessionmusiker und Komponist arbeitenden Willie Dixon zuzurechnen sind. Der ist dann auch als Bassist auf dem Studioalbum "Sings "Big Bill"" zu hören. Dem Blues-Kenner ist klar, wer mit Big Bill gemeint ist. Wenn nicht, dann wird es durch die Songcredits deutlich, denn dort taucht bei den Tracks zehn bis neunzehn siebenmal Big Bill Broonzy auf. Songs anderer Musiker zu covern, hat im Blues so etwas wie eine Tradition. Es kommt allerdings immer darauf an, wie ein Künstler so etwas bewerkstelligt.
Was sich in den auf neun Tracks dokumentierten Songs beim Newport Jazz Festival 1960 abspielte, ist nicht nur Blues-Geschichte, sondern auch einer der besten Auftritte von Muddy Waters, die man regulär käuflich erwerben kann. Songs wie die beiden weiter oben erwähnten Lieder waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von "At Newport" ziemlich frisch aus der Plattenpresse gekommen. Die Frauen im Publikum spricht er durch seine Ansage von "I've Got My Mojo Working" ganz besonders an und die sind nicht erst bei dieser Nummer aus dem Höschen. Man hört sie kreischen. Das erste Album ist und bleibt ein Diamant von Live-Dokument, bei dem Otis Spann passend den "Goodbye Newport Blues" singt.
Bei "Sings "Big Bill"" macht Muddy Waters sein Ding. Die Vorlagen bekommen die deutliche Chicago-Tapete des Protagonisten verpasst. Die Platte macht deutlich, welche hervorragende Musiker James Cotton, Otis Spann beziehungsweise Pat Hare hier waren. Sie geben der Stimme der Blues-Größe ihre entsprechende Färbung. Ob Uptempo oder als Ballade ... Muddy Waters & Co. lassen das Blues-Karussell kreisen und bereiten dem Hörer einen erheblichen Spaß.
Die sechs Bonustracks füllen den Silberling mit neunundsiebzig Minuten bis an die Grenze der Kapazität. Auch wenn es bei den Titeln zu Dopplungen kommt, wird die Hörfreude in keiner Weise beeinträchtigt. Klasse Slow Blues mit toller Harp ("Soon Forgotten") und flotte Nummern wechseln sich ab. Klar, Slidegitarre satt bekommt man auch noch geboten.
Wie bei der B.B. King-Ausgabe gibt es auch hier ein sehr informatives, reichlich bebildertes Booklet. Beim ersten Durchblättern fiel mit auf einer abgebildeten, roten Eintrittskarte der Preis auf. 12,- Deutsche Mark durfte man 1972 für ein Muddy Waters-Konzert in einem nicht genauer bezeichneten Volksbildungszentrum ausgeben.
Natürlich ist "At Newport Plus Sings "Big Bill"" mit einem guten Klang eine ganz dicke Empfehlung. Besonders sollten vielleicht diejenigen Musikanhänger zugreifen, die damit angefangen haben, sich dem Blues zu widmen und gerade auf der Reise zurück in die Vergangenheit sind. Mit diesem Album liegt man garantiert hundertprozentig richtig. Ganz allgemein sollte man die Veröffentlichungen des Soul Jam Labels im Auge behalten. Kollege Markus war von The Staple Singers angetan und in dieser Reihe gibt es unter anderem noch Platten von Bobby 'Blue' Bland, Marvin Gaye,
John Lee Hooker oder Etta James.
Line-up:
At Newport Muddy Waters (guitar, vocals) Pat Hare (guitar) Otis Spann (vocals - #9, piano) James Cotton (harmonica) Andrew Stephenson (bass) Francis Clay (drums) Sings "Big Bill" Muddy Waters (guitar, vocals) Pat Hare (guitar) Otis Spann (piano) James Cotton (harmonica) Andrew Stephenson (bass) Francio Clay or Willie 'Big Eyes' Smith (drums) Bonus Tracks: Muddy Waters (guitar, vocals) Pat Hare (guitar) Hubert Sumlin (guitar - #20) Jimmy Rogers or Hubert Sumlin (second guitar - #23) Otis Spann (piano) James Cotton (harmonica - #21,22,24,25) Little Walter (harmonica - #20,23) Andrew Stephenson (bass - #21,22,24,25) Willie Dixon (bass - #20,23) Francis Clay (drums - #20-22,24,25) Fred Below [possibly] (drums - #23)
Externe Links:
|
