Die Wilden des Rock'n'Roll treffen in der Checkerboard Lounge auf den Botschafter des Chicago Blues, Muddy Waters. Der Pate und seine Söhne... große Namen zieren das Line-up dieses 22.11.1981. Die Rolling Stones waren damals schon in der ganzen Welt unterwegs und am 12.07.2012 feierte man das fünfzigjährige Bühnenjubiläum. Der Marquee Club war der Ort des ersten offiziellen Auftritts und die Checkerboard Lounge dürfte augenscheinlich sogar noch etwas kleiner sein als die geschichtsträchtige Location in London. Eng ist es nicht nur im Zuschauerraum.
Das Konzert beginnt mit Muddy Waters' Band, in der zu der Zeit John Primer und Rick Kreher Gitarre spielten. Lovie Lee (Lead Vocals in "Sweet Little Angel", "Flip Flop And Fly"), der 1979 Pinetop Perkins ersetzte, sitzt am Piano und der unvergessene George 'Mojo' Buford, den RockTimes beim Blues Alive Festival 2007 gesehen hat, spielt die Harmonika. Die ersten beiden Tracks langen sehr gut hin. Der Blues füllt den Raum und dann ist es Zeit für McKinley Morganfield.
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass von den Rolling Stones weit und breit noch nichts zu sehen ist. "You Don't Have To Go" ist typisch-stampfender 12-Takter Marke Windy City und Waters serviert eher die Hintergrund-Licks. Primer ist verantwortlich für die großen Gitarren-Töne. Waters hat das Bottleneck übergestreift und mit "Country Boy" lässt man es ruhiger angehen. Bei seinem ausgedehnten Solo ist der Frontmann mit seinem Metallröhrchen allerdings wild auf den Saiten unterwegs. Danach zeigt Primer, welches Feeling er in den Fingerspitzen hat. Klasse! Von den Stones ist weit und breit noch nichts zu sehen. In der Kamera-Totalen sieht man sehr wohl einige freie Stühle.
Kaum eine Pause und es geht mit "Baby Please Don't Go" weiter. Buford gibt alles auf seinem kleinen Instrument und diese Nummer wird zu einem ganz langen Stück. Die Band spielt ihren infizierenden Blues unbeirrt weiter als es plötzlich hektisch vor und im Club wird. Eine Kamera-Einstellung zeigt, wie die Stones und ihre Gefolgschaft den Club betreten und dann Platz nehmen. Waters zeigt sich ziemlich unbeeindruckt von dem Treiben. Nachdem alle sitzen, wird, zu einem kurzen Bandausflug in den Rock'n'Roll, Hochprozentiges serviert. Richards erhält als erster eine Flasche und setzt sie sich an den Hals. Wofür werden später Gläser auf die Tische gestellt? Waters zeigt Geduld, aber dann bringt er Jagger dazu, endlich die Bühne zu entern. Als er zu singen beginnt hat man das Gefühl, die Riffs haben fünfzig Prozent mehr Intensität. Richards nimmt dann über die Tische eine Abkürzung zur Bühne. Der gemeinsame Gesang von Waters und Jagger funktioniert so... lala. Der Stones-Frontmann tanzt und Richards soliert. Rick Kreher hat zunächst seinen Job getan und auch Ron Wood ist jetzt dabei. Die ganze Chose ist sehr gut, aber nicht unbedingt überwältigend. Waters hat das letzte sechsaitige Wort und nach über zehn Minuten "Baby Please Don't Go" ist allgemeines Händeschütteln angesagt.
Gitarristen hat es jetzt genug und Waters konzentriert sich auf den Gesang. Mit dem "Hoochie Coochie Man" bekommt die Veranstaltung Session-Charakter. Wood ist an der Slide-Gitarre unterwegs. Jagger, im Jogginganzug, vermehrt mit dem Arsch wackelnd, sucht öfter Anlehnung am Piano und wartet immer nett auf das Einsatzzeichen des Chicago-Bluesers. Waters zeigt dem Jagger, wie der 12-Takter gesungen wird. "Mannish Boy"... passt schon. Ist es nur gespielt oder entfaltet sich bei Mick schon die Wirkung des Alkohols. Er wird zur Hintergrundfigur als der Checkerboard Lounge-Gründer Buddy Guy sowie Junior Wells mitmischen. Rechts gibt es auch noch eine Tür... durch die verschwindet dann der Rolling Stones-Sänger. Sein Part bei diesem Konzert war dürftig, auch wenn er beim Finale nochmals ran darf.
Das Konzert bekommt durch Guy und Wells wieder einen Kick. Vorher hat sich Waters standesgemäß verabschiedet. Nach diesem Auftritt konnte sich Lefty Dizz auf seine Visitenkarte schreiben, dass er mit den Rolling Stones die Bühne geteilt hat. Ob er sich allerdings jemals wieder daran erinnern konnte, steht in den Sternen. Keine Ahnung, was sich neben der üblichen Flüssigkeit namens Blut noch in seinen Adern bewegte, aber seinen Beitrag kann man getrost vergessen. Schließlich kommt Waters abermals auf die Bühne und irgendwie herrscht wieder Ordnung im Club. Der Blues wird slow und die Leute hören zu. So muss es sein. Für den ungewollt atonalen Dizz-Blues hat Muddy nur noch ein müdes Lächeln übrig. Als Bonus-Footage sehen wir John Primer als Frontmann im Club und die Stones mit "Black Limousine" im Stadion.
Im Unterschied zur Lefty Dizz-Peinlichkeit hat Bob Clearmountain aus der Vorlage das Beste gemacht. Über den Sound kann man nun gar nicht meckern. Insgesamt ist "Live In Chicago 1981..." gute Unterhaltung. Verständlich, dass auf dem Cover die Rolling Stones auftauchen, auch wenn sie nicht unbedingt nur in der zentralen Position spielen. Gute Unterhaltung wird geboten, aber magische Momente sind eher rar gesät.
Line-up:
Muddy Waters And His Band:
Muddy Waters (guitar, vocals)
John Primer (guitar)
Rick Kreher (guitar)
Lovie Lee (piano)
George 'Mojo' Buford (harmonica)
Earnest Johnson (bass)
Ray Allison (drums)
Guests:
Mick Jagger (vocals)
Keith Richards (guitar)
Ron Wood (guitar)
Ian Stewart (piano)
Lefty Dizz (guitar)
Buddy Guy (vocals, guitar)
Junior Wells (harmonica, vocals)
Nick Charles (bass)
Tracklist |
01:Sweet Little Angel
02:Flip Flop And Fly
03:Introduction
04:You Don't Have To Go
05:Country Boy
06:Baby Please Don't Go
07:Hoochie Coochie Man
08:Long Distance Call
09:Mannish Boy
10:Got My Mojo Workin'
11:Next Time You See Me
12:One Eyed Woman
13:Baby Please Don't Go (Instrumental)
14:Clouds In My Heart
15:Champagne And Reefer
16:Instrumental 1 (Credits)
Bonus Footage (From Hampton Coliseum 1981):
You're Gonna Miss Me When I'm Gone
Black Limousine
|
|
Externe Links:
|