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Blues Alive 2007 24.03.2007, Schouwburg, Cuijk (NL)
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Blues Alive 2007
Schouwburg, Cuijk (NL)
24. März 2007
Konzertbericht
Stil: Blues
Artikel vom 27.03.2007
Joachim 'Joe' Brookes
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Alljährlich wird das beschauliche Cuijk zum Blues-Mekka, zumindest für die grenznahe Region. 'An evening with the Blues', so möchte ich es bezeichnen, war mit dem hervorragend besetzten Blues Alive 2007 angesagt.
Das Line-up:
Dave Hole
Janice Harrington & The Kenn Lending Blues Band
Sunpie & The Louisiana Sunspots
Eugene Hideaway Bridges
Mojo Buford & Little Boogie Boy Blues Band
Danny Bryant's RedEyeBand
Doug MacLeod und
Gene Taylor
Dave Hole
Pünktlich um 20:15 Uhr wurde das Festival vom australischen Slide-Experten Dave Hole eröffnet. Schon zu Anfang löste Hole beim Publikum große Begeisterung aus. Kein Wunder, denn er servierte ein Füllhorn an persönlichen Klassikern, u.a. "Jenny Lee", "Short Fuse Blues" (in einer gigantisch langen Version), "Take Me To Chicago", "Bullfrog Blues", "Purple Haze" und Stücke seiner neuen CD, "Rough Diamond" (Rezension folgt in Kürze).
Dieser, im kurzen Gespräch nach dem Konzert, eher ruhiger Mann, steht auf der Bühne nur dann still, wenn er sich Gesangsmikro befindet. Hole war ein echter Irrwisch auf den Brettern, der den gesamten ihm zur Verfügung stehenden Raum ausnutzte und der war reichlich vorhanden, denn man spielte in traditioneller Trio-Besetzung.
An dieser Stelle ein uneingeschränktes Lob an alle Leute, die für den brillanten Sound auf den drei Bühnen zuständig waren. Klasse! Nach knapp sechs Stunden Blues konnte man keine Überbelastung der Lauscher feststellen.
Dave Hole spielte fantastisch Slide. Bedingt durch eine lange zurückliegende Verletzung an der Hand entwickelte er eine ganz individuelle Technik: Er bewegte das Bottleneck von oberhalb des Gitarrenhalses über die Saiten.
Dave Hole beeindruckte nicht nur durch seinen Blues (Rock), sondern er hatte auch den gewünschten Kontakt zu den Besuchern.
Die neuen Songs, darunter auch "Yours For A Song" und der Willy DeVille-Song "White Trash Girl", im typischen Hole-Boogie interpretiert, entwickelten sich zu Highlights im Programm.
Die Band wurde mit viel Szenenapplaus bedacht und als dann "Bullfrog Blues" und "Purple Haze" gespielt wurden, erreichte die Stimmung beim Festival einen ersten Höhepunkt.
Hole und Band: Überzeugungstäter!
Line-up:
Dave Hole (guitar)
Ace Follington (drums)
Roy Daniel (bass)
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Doug MacLeod
Wie immer spielten die Akustikblueser im gemütlichen Theatercafé der Schouwburg. Der sympathische Doug MacLeod, derzeit auf Welttournee (Europa, Australien, Neuseeland, Amerika), als 'Alleinunterhalter' auf der Bühne. MacLeod setzte die Begebenheiten des alltäglichen Lebens in musikalische Geschichten um und konnte gerade dadurch die Besucher begeistern. Kommunikation zwischen den Songs wurde bei ihm groß geschrieben. Beim Publikum forderte er Reaktionen geradezu heraus.
Seine Songs trug er einerseits ungemein relaxt, andererseits vor Intensität strotzend vor. Ein Meister der Dobro, Fingerpicking vom Feinsten oder 'bewaffnet' mit einem Bottleneck hatten er und die Zuschauer mächtig Spaß am akustischen Blues der Marke Doug MacLeod. Nach Dave Hole war der poetische Solist das zweite Highlight der Veranstaltung. Downhome Blues mit besonderer Prägung.
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Janice Harrington & The Kenn Lending Blues Band
Zurück im Showkaffee standen unterdessen Janice Harrington & The Kenn Lending Blues Band in den Startlöchern. Mit dieser Band spielte die amerikanische Sängerin das 2003 erschienene tolle Album "Magic" ein.
Bevor Janice die Bühne bestieg, eröffneten Kenn Lending und Band den Set mit zwei Songs. Der Slow-Blues ging durch ein gefühlvolles Solo des Bandleaders, dessen Soli fast nur mit dem Daumen gespielt wurden, schon mal unter die Haut.
Janice Harrington beeindruckte die Anwesenden durch eine energiegeladene Show. Von Stück zu Stück steigerte sie die Temperatur im Saal.
Alle Musiker hatten den Freiraum, sich auf ihren Instrumenten 'auszutoben'. Der Keyboarder brachte ein ums andere Mal jazzige Variationen ins Spiel, die von Lending gerne aufgegriffen wurden. Enorm, was Christien Winfeld Peterson an Sound aus seinem 'Minischlagzeug' herausholte.
Blues pur, Funkiges, Traditionals und Eigenkompositionen prägten das Programm und Kenn Lending stand der Harrington in Sachen Entertainment in nichts nach: Überzeugend als kompetenter Gitarrist 'bearbeitete' er sein Arbeitsgerät mit den Zähnen oder spielte es hinter dem Kopf. Besonders angetan war eine Zuschauerin von Lendings 'Gitarrenflirt'.
Special Guest war Hans Malte Witte von Addi Münster's Old Merrytale Jazzband, der sich durch seine Soli selbstredend in die Kette der hervorragenden Musiker einreihte. Dazu kam auch Janice' Ehemann an der Posaune. Für mächtig Druck von der Hornsection war somit ebenfalls gesorgt.
Die Stimmung stieg und am Ende war, gemeinsam mit dem Publikum, Party angesagt. Selbst Sunpie Barnes und Lance Ellis tanzten und schließlich holte die Sängerin Sunpie für ein Duett spontan auf die Bühne. So war die heftig geforderte Zugabe, in der Mitte eine kurze Einlage an der Querflöte bot, Pflicht.
Line-up:
Janice Harrington (vocals)
Kenn Lending (guitars, vocals)
Henning Verner (keyboards)
Fontaine Burnett (bass)
Christien Winfeld Peterson (drums)
Hans Malte Witte (saxophone)
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Mojo Buford & Little Boogie Boy Blues Band
Im Foyer ebnete bereits die Little Boogie Boy Band, die beim Rosblues-Festival im Oktober 2006 John Primer begleitete, den Weg für Harp-Legende Mojo Buford. Blues im Stil eines Muddy Waters war angesagt.
Alleine schon die Anwesenheit einer solchen Größe erzeugte Gänsehaut. Der 1929 in Hernando, Mississippi geborene Musiker zog im Alter von zwölf Jahren nach Memphis und war schließlich in Chicago zu Hause. Mit seiner damaligen Band The Savage Boys begleitete er Muddy Waters bei Konzerten außerhalb der Metropole und bald bekam seine Band den Beinamen The Muddy Waters Jr. Band.
Als Nachfolger von George "Harmonic" Smith und James Cotton spielte er dann bei Waters. Den Spitznamen Mojo erhielt er durch den Song "I Got My Mojo Working".
Mojo Buford war der Diamant des Events. Die Bilder sprechen für sich…
Line-up:
Mojo Buford (vocals, harps)
Little Boogie Boy (guitar, vocals)
Jan den Boer (bass)
Doug McMinn (drums)
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Sunpie & The Louisiana Sunspots
Die durch Janice Harrington & The Kenn Lending Blues Band erzeugte (Party-) Stimmung setzte sich nahtlos durch die Performance von Sunpie & The Louisiana Sunspots fort. Zydeco und/oder Cajun sind ja eh dafür bekannt, für gute Laune zu sorgen. In New Orleans eine Hausnummer, sorgt die Combo auch in Cuijk für mächtige Stimmung. Meisterlich war Sunpies Akkordeonspiel. Auch durch seinen stimmgewaltigen Gesang ging diese Musik ohne Umwege in die Beine.
Line-up:
Sunpie Barnes (vocals, accordion, harmonica)
Leroy Etienne (drums, vocals)
Matt Hampsey (guitar)
Mike Harris (bass)
Lance Ellis (saxophone)
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Danny Bryant's RedEyeBand
Längst kein Insider-Tipp ist Danny Bryant mit seiner RedEyeBand. Kurz nach Mitternacht enterte das Power-Trio die Bühne des Foyers und mit der anfangs gelobten Lautstärke war nun 'Schicht im Schacht'. Es gab Blues Rock direkt und vehement auf die Ohren, ohne Rücksicht auf Verluste. Bryant scherte sich wenig um den Austausch mit dem Publikum, abgesehen von einem »Are you feeling allright?«.
Die anwesenden Zuschauer kamen kaum zum Beifall. Ein Song folgte dem nächsten. Eigene Nummern wechselten sich mit Coverversionen ab. "The Thrill Is Gone" in brachialer Lesart.
Zuweilen überkam einen das Gefühl, der junge Mann spielt selbstgefällig. Ne, ne, war ja nur ein Gefühl und das konnten trügen. Dem Publikum gefiel, was es geboten bekam und das war doch die Hauptsache, oder?
Die Slow Blues-Sachen, die Bryant lieferte, hatten Qualität. In diesen Momenten verdeutlichte er seine Stärken. Der junge Engländer konnte auch Gefühle zeigen.
Line-up:
Danny Bryant (guitar)
Ken Bryant (bass)
Trevor Barr (drums)
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Blues Alive 2007 war wieder ein hervorragendes Event in Sachen Blues. Nur an dieser dusseligen Zeitumstellung hatte der Rezensent noch zu knacken...
Externe Links:
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