Einfach nur nach New Orleans reisen und dort eine Platte aufnehmen ist definitiv zu wenig. Wenn man schon in der musikalischen Wiege der amerikanischen Musik weilt, muss man auch deren good Vibrations in sich aufsaugen und nicht nur mit lokalen Künstlern gemeinsam im Studio weilen.
Soul Gift wurde in Wien aufgenommen. Für "Soul Gumbo" war man Ende Januar 2014 für zwei Tage in den Music Shed Studios in New Orleans.
Der österreichische Tastenmeister Raphael Wressnig hat sich in mehrere musikalische Partnerschaften begeben. Der Gitarrist Alex Schultz ist auch wieder mit dabei und es gibt verdammt viele Bläsersounds zu genießen. Nur einmal zupft ein Bassist die dicken Saiten und dann ist es auch gleich George Porter Jr., Gründungsmitglied von The Meters. Daneben hat er zum Beispiel auch Gov't Mule, Tori Amos, Allan Toussaint oder Albert King auf der Visitenkarte stehen.
In "I Want To Know" kommt der Tiefton-Virtuose zum Einsatz und der famose Walter 'Wolfman' Washington singt dieses Stück mit seiner bekannt angerauten Soulstimme. Diese Ballade ist der Hammer und die vorliegende Platte enthält noch viel mehr Highlights, auch in instrumentaler Form. Alex Schultz spielt hier die Rhythmusgitarre und der gerade genannte Sänger serviert ein herrliches Solo auf den sechs Saiten. Welch eine Atmosphäre! Welch ein Feeling! Die zweiköpfige Bläserabteilung ist hinreißend stimmungsvoll und der Protagonist persönlich wird für einen virtuosen Alleingang vom Hörer gefeiert.
"Sometimes I Wonder" ist schon wieder etwas Besonderes. Jon Cleary kommt auf den Line-up-Plan. Er singt, spielt hier die akustische Gitarre und sorgt an den schwarzen und weißen Tasten für eine verschärfte Verstärkung in Sachen Wurlitzer- und Grand Piano-Sound. Die von Jon Cleary komponierte Nummer bringt das Soul-Fass fast zum Überlaufen, wenn man sich im balladesken Ambiente vergnügt.
Neben Walter 'Wolfman' Washington und Jon Cleary werden als Sänger noch Tad Robinson und Larry Garner gefeatured. Ach, herrlich ... Larry Garner, der Geschichtenerzähler des Blues, hat in der letzten Nummer mit einem von ihm geschriebenen Lied seinen Auftritt. "Nobody Special" ist eines dieser Stücke, das einen ganz automatisch auf die Knie zwingt. Bei einer luftig-lockeren Atmosphäre schwankt der Track zwischen Soul und Blues. Einfach wunderbar, dieser Album-Abschluss mit viel Hammondsound vom Protagonisten, einem Solo, nach dem man sich alle zur Verfügung stehenden Finger leckt und einem Larry Garner, der immer noch über eine Stimme mit einem hohen Wiedererkennungswert verfügt. Superb!
Am anderen Ende, also schon zu Beginn, sorgt eine glühend-heiße Funk-Nummer für gesteigerte Betriebsamkeit vor den Boxen. Alle Sänger haben ihre speziellen Vorzüge und sind sehr gut ausgewählt worden.
Die jazzig angehauchte Variante serviert man uns in "Soulful Strut". Diese Instrumental-Nummer hat Feuer im Getriebe und der Jazz schwebt quasi über einem funkigen Unterbau. Aus meiner Sicht hat Raphael Wressnig hier eine Nummer zu Papier gebracht, die man durchaus als Huldigung an The Meters ansehen kann.
Wer auch immer der Joe in "Slivovitz For Joe" sein mag, aber bei diesem Song schlägt der Gumbo Blasen ohne Ende. Überhaupt wird auf dieser Platte, mit Ausnahme der etwas besinnlicheren Titel, immer auf höchster Energiestufe gespielt.
Unglaublich, welche Sounds Raphael Wressnig auf seiner Hammond B3 kreiert. So etwas zeugt von einem ausgesprochen großen Vorrat an Fantasie.
Das "Soul Gumbo"-Happening gibt es in drei verschiedenen Ausführungen. Neben der zur Rezension vorliegenden CD werden noch eine Vinyl-Version und eine »Digital Deluxe Edition« angeboten. Letztgenannte Ausgabe hat mit "Get The Money", "Spice It Up, Baby", "Weak Sauce" sowie "Tailspin" gleich vier Tracks mehr im Repertoire. Ganz gleich, wofür man sich entscheidet, "Soul Gumbo" ist die Verbindung zwischen zwei Hochspannungsleitungen. Da werden die Sicherungen einer ordentlichen Belastungsprobe unterzogen und man kommt gar nicht umhin, sich für eine Variante zu entscheiden. Nach "Soul Gift" ist "Soul Gumbo" wieder eine Offenbarung in faszinierend-motivierenden Klangfarben, die von der Inspiration geleitet zu einem musikalisch-großartigen Bild verschmelzen.
Line-up:
Raphael Wessnig (Hammond B-3 organ)
Tad Robinson (vocals - #1,6)
Walter 'Wolfman' Washington (vocals - #3, lead guitar - #3)
Jon Cleary (vocals - #5, grand piano - #5, Wurlitzer organ - #5, acoustic guitar - #5)
Larry Garner (vocals - #9)
Alex Schultz (guitars - #1,2,4-9, rhythm guitar - #3)
Antonio Gambrell (trumpet - #1,3,6)
Eric Bloom (trumpet - #2,4,8)
Jimmy Carpenter (tenor saxophone - #1,3,6)
Max The Sax (alto saxophone - #2)
'Sax' Gordon (tenor saxophone - #2,4, baritone saxophone - #2,4)
Harry Sokal (tenor saxophone - #7)
Craig Handy (tenor saxophone - #8)
Werner Wurm (trombone - #1,6,8)
George Porter, Jr. (bass - #3)
Stanton Moore (drums - #1-9, tambourine - #2)
Nigel Hall (background vocals - #5)
Tracklist |
01:Chasing Rainbows (3:01)
02:Soulful Strut (4:35)
03:I Want To Know (7:11)
04:Mustard Greens (5:37)
05:Sometimes I Wonder (5:35)
06:Room With A View (6:00)
07:Slivovitz For Joe (6:39)
08:Soul Jazz Shuffle (8:09)
09:Nobody Special (5:58)
|
|
Externe Links:
|