So neu ist die Platte "Propaganda Man" nicht mehr.
Auf die Interview-Frage unseres Redakteurs Udo Gröbbels: »Warum bringst du es nicht auf einem normalem Label raus?« antwortete Ray: »Ich habe das beim letzten Album auch so gemacht und es kommt auch später über ein Label raus.«
Die Zeit ist nun reif dafür und da Ray Wilson-Konzerte ja fleißig besucht werden, wird der in einem Juwel-Case untergebrachte Silberling bestimmt schon in so mancher Leute Hände sein und viele Runden im Player verbracht haben.
Wilson bewegt sich mit seinem bereits 2008 erschienenen Album auf sehr melancholischen Pfaden.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass er mit "Propaganda Man" auf einer Werbetour der nachdenklichen Art unterwegs ist.
Ein Stück wie der Opener "Bless Me", übrigens auch der deutlich längste auf der Platte, markiert schon zu Anfang einen der, an der musikalischen Dimension dieses Albums ausgelegt, rockigen Momente. Nicht, dass ein Leser jetzt auf die Idee kommt zu meinen, der erste Track wäre eine Schwachstelle des Silberlings. Ray Wilson und seine zahlreichen Mitmusiker machen das sehr gut und richtig.
Die einzelnen Kompositionen, fast alle vom in Polen lebenden Schotten persönlich geschrieben, haben ein tolle Atmosphäre, strotzen vor Gefühlen der hintergründigen Art und hat man sich als Hörer erst einmal auf diese Situation eingelassen, wächst die Intensität von Nummer zu Nummer. Hier kommt es auf die Erwartungen an, mit denen man sich dem Werk nähert.
Das Miteinander von akustischer wie elektrischer Gitarre ist hervorragend aufeinander abgestimmt.
Wilson singt dazu noch ganz klasse und es gibt bestens arrangierte Parts, die einen zuweilen an Lieder der niederländischen Band The Nits erinnern. "Lately" und "The Brakes Are Gone" mögen diesen Vergleich belegen.
Wohl gemerkt, musikalisch gesehen. Die Wilson-Stimme hat nichts mit der von Henk Hofstede gemeinsam.
Der Brite macht auf der vorliegenden Platte so konsequent in großen Gefühlen, dass der Rock hier gar keinen Platz mehr zu haben scheint und auch nicht hat.
Die stellenweise und dann sehr passenden Streicher-Sounds werden künstlich erzeugt. Zwei Instrumente nehmen eine besondere Position ein: Einerseits das Piano von David Archibald als auch Kim McLelland gespielt, anderseits das Akkordeon von Gregor Lowrey.
Wenn die drei, unabhängig von einander in die Tasten greifen, verpassen sie den Tracks ein ganz besonderes Flair, hieven die Kompositionen sozusagen in eine andere Dimension.
Neben großformatig angelegten Liedern gibt sich Wilson, eh schon sehr persönlich agierend, im letzten Song seiner CD ganz intim, denn in "On The Other Side" singt er mit seiner rauchigen Stimme und begleitet sich auf der akustischen Gitarre, die er bereits vorher in allen Tracks ausgiebig eingesetzt hat. Damit setzt er natürlich einen klasse Schlusspunkt.
Ray Wilson hat tolle Songs geschrieben; einige mit Scott Spence, Ali Ferguson und Graeme Hughes zusammen.
Die Texte sind so metaphorisch, wie seine Lieder. Man mag sich einfach seinen Liedern hingeben. Die Platte hat beste Singer/Songwriter-Qualitäten!
Ray Wilson setzt mit seinem Album "Propaganda Man" zu Recht auf Konsequenz.
Der Rock wäre hier wirklich fehl am Platz.
Durch die unterschiedliche Einrichtung der Stücke versetzt er den Hörer in die Lage, die gesamte CD in einem Rutsch durchzuhören.
Nicht unbedingt ein Album für jede Tageszeit, allerdings sehr passend für laue Sommerabende, unterlegt von großen Gefühlen...
Line-up:
Ray Wilson (vocals, guitar, mouth organ)
Ali Ferguson (lead guitar, backing vocals)
Lawrie MacMillan (bass, backing vocals)
Ashley MacMillan (drums, percussion)
With:
Graeme Hughes (guitar - #9)
Uwe Metzler (guitar - #1)
Scot Spence (additional guitar - #1,5,8)
Alvin Mills (bass - #1)
Nir Z (drums - #1)
Kim McLelland (piano - #4, organ - #3,5,6,7)
David Archibald (piano - #3,6)
Gregor Lowrey (accordion - #3,7)
Tesiree Priti Kaitesi (vocals - #1,5)
Tracklist |
01:Bless Me (6:24)
02:Lately (3:33)
03:The Brakes Are Gone (4:08)
04:Razorlite (3:12)
05:Propaganda Man (3:56)
06:Frequency (5:23)
07:Modern Day Miracle (2:55)
08:Cosmic Baby (4:24)
09:Things Don't Stop (4:55)
10:More Propaganda (2:25)
11:On The Other Side (3:21)
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