Was ist die Schnittmenge von John Wetton und Geoffrey Downes außer ihrer neuen CD "Icon"?
Richtig! Als ASIAten stiegen sie in den Ring der progressiven Rockmusik. Steve Howe und Carl Palmer vervollständigten damals das Aufgebot. ASIA sollte eine neue Superband werden. Richtig geklappt hat das aber nicht. Vielleicht kann man mit so einem Namen den amerikanischen Markt auf Dauer nicht knacken. Vielleicht waren die Songs aber auch einfach zu poppig, um die hohen Erwartungen der Fans zu erfüllen. Die Mitglieder des damaligen Line Ups hatten sich schließlich vorher ihre Heuer auf Rock-Musik-Flaggschiffen verdient. John Wetton sammelte beispielsweise bei King Crimson Erfahrung. Außerdem basste und mellotronierte er bei Uriah Heep. Geoff Downes spielte seine Rolle im "Drama" von Yes.

Downes und Wetton sind auf "Icon" an ihren Stamminstrumenten zu hören. John spielt Bass und singt, während sich Geoff aufs Keyboard konzentriert. Die handwerklichen und laryngealen Leistungen sind natürlich über jeden Zweifel erhaben. Es lohnt sich aber auch dem Gitarrenspiel zu lauschen. Es werden passende Fill Ins und stimmungsvolle Soli präsentiert. Was nicht weiter verwundern sollte, denn die Hauptprotagonisten konnten John Mitchell für ihr "Icon"- Projekt gewinnen. Für den scheint 2005 ein lukratives Tantiemenjahr zu werden, denn er spielte schon auf den dieses Jahr erschienen Alben von Arena Pepper's Ghost und Picture von Kino mit.

"Icon" ist voll von geschliffener und eher seichter Rock Musik. Die Songs sind radiokompatibel und würden das Niveau der Programme erheblich steigern, falls sie denn mal wirklich gespielt würden. Downes und Wetton verleugnen ihre ASIAtischen Wurzeln nicht. Eigentlich ist genau das versilbert worden, was auch drauf steht. Erwarten darf man also keine bis ins letzte Detail ausgeklügelten Songstrukturen, die sich dem Hörer erst nach 10 Umläufen erschließen. Die Stücke sind in den meisten Fällen eher harmlos, ohne schlecht zu sein. Ecken, Kanten und "Steine" sind Mangelware. Dafür gibt es reichlich eingängige Melodien und "Wetten, dass..."- kompatible Refrains. Machen wir es kurz: "Icon" ist schon ASIAtisch geworden.

Um beim Thema zu bleiben: Unser Duo will voraussichtlich im August 2005 den ASIA-Superhit "Heat Of The Moment" 21C -fähig herausbringen. Einige Zyniker werden das wohl als "Recycling auf hohem Niveau" bezeichnen. Für andere ist es besser, wenn Downes" und Wetton selber Hand anlegen, bevor auch "Heat Of The Moment" von Ravern verhunzt, von Hip Hoppern zerrapt oder von modernen Rock-Mädchen verschlampt wird.

Die Anspieltipps:

Der Opener "Let Me Go" kann samt der Ouvertüre als Referenzstück für "Icon" gesehen werden. Die Ouvertüre startet mit klassisch angehauchten Arrangements. Hugh Mc Dowell läßt sein Cello erklingen. Im Midtempobereich geht es durch den Song. Ein Hauch Bombast gesellt sich zu eingängigen Melodien. Die Keyboards führen den Gesang mit gleicher Melodie durch die Strophen. Am härtesten ist aber die Textzeile des Refrains:
"Let me go, please don't break my heart again, oh no!"
Laut John Wetton hatte der Song schon einige Zeit auf dem Buckel, ehe er jetzt - eher aus vertraglichen Gründen - veröffentlicht wurde.

Mit einem sanft pumpenden Grundrhythmus ist "I Stand Alone" ausgestattet. Der Chorus sei von ASIA/ABBA beeinflusst, wie Herr Wetton verlauten lässt. Erwähnenswert ist die Soloarbeit von John Mitchell. Feeling und ein guter Sound gehen die Mitchell typische Symbiose ein.

Zusammen gefasst: Auf "Icon" servieren die Herren Wetton und Downes Easy-Listening Rock Musik für Schöngeister und Positivdenker. Diese Scheibe passt zu Gelegenheiten wie den Besuch der Schwiegereltern, denn sie ist seicht, harmonisch, weitgehend steinlos und enteisent.
Glatte 5 sanfte und vorwiegend in optimistischem Dur gehaltene RockTimes-Uhren werden die Wände der Künstler zieren.