Wetton Downes / Icon II - Rubicon
Icon II Spielzeit: 50:27
Medium: CD
Label: Frontiers Records, 2006
Stil: AOR

Review vom 02.11.2006


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Wenn man die beiden Namen John Wetton und Geoffrey Downes liest, kommen einem natürlich die Prog- und späteren Bombastrocker von Asia in den Sinn. Immerhin beides Gründungsmitglieder dieser Formation, die sich 1981 mit Carl Palmer (Ex-ELP) und Steve Howe (Ex-Yes) zusammen taten und mit "Heat Of The Moment" im Jahr 1982 einen der größten Hits aus dem Bereich des Classic Rocks veröffentlichten. Gerade die Veränderung des Stiles von Asia erscheint hierbei wichtig, denn die Beiden orientieren sich bei diesem Projekt ganz klar am AOR sowie am melodischen Rock. Das musste nicht zwangsläufig so sein, denn immerhin bewegen sich die alten Weggefährten wie z.B. John Payne, Guthrie Govan und Jay Schellen durchaus auf progressiven Wegen. Der letzte Output von GPS war und ist hierfür der Beweis.
Wetton und Downes hatten 2005 das Album Icon auf die Menschheit losgelassen. Dafür gab es fast durchgängig positive Kritiken. Fast schnörkelloser Rock wurde geboten, der seicht und anmutend ins Ohr ging. Daran haben sich Wetton und Downes nun auch auf dem offiziellen Nachfolger "Icon II - Rubicon" gehalten. Etwas verwirrend ist dabei im Albumtitel die Kombination "Icon" und "Rubicon". Icon ist im Grunde genommen der Projektname der beiden Künstler und "Rubicon" dürfte demnach der Albumtitel sein.
Weil die gesamte Formation beim Erstling so gut funktioniert hatte, wurden auch im jetzigen Line-up keine wesentlichen Änderungen vorgenommen. John Wetton, der schon in frühen Tagen mit
King Crimson progmäßig unterwegs war, und Geoffrey Downes, der progressive Erfahrungen mit Yes sammeln konnte, nahmen sich für diese Aufnahmen erneut John Mitchell (Arena, Kino) als Gitarristen zur Seite. Unglaublich, auf wie vielen Hochzeiten der mittlerweile rumturnt. Drummer Steve Christey kommt dagegen schon eher aus einer Ecke, die mehr dem reinen Rock zugetan ist. Jadis ist ansonsten seine Heimat. Tja, und Hugh McDowell unterstützte die beiden mit seinem Cello auch schon auf einem Unplugged-Album.
Gleich zu Beginn ertönen bei "The Die Is Cast" Pianosounds, für die Downes bereits seit Ewigkeiten bekannt ist. Dazu werden orchestrale Arrangements gemixt. Was dann folgt, ist der erwartete und melodische Bombastrock. Absoluter AOR wie er im Buche steht. Es bestehen für mich keine Zweifel daran, dass diese Nummer auch von Asia hätte gespielt werden können. Darüber hätte sich wirklich niemand gewundert, so typisch ist der Song. Sehr interessant sind die Gitarrenläufe und Melodien in den Soloausflügen. Die bürgen für Qualität.
Und als wenn zwischendrin keine Pausen vorhanden wären, legen die Herren mit "Finger On The Trigger" ein ähnliches Stück nach. Der Titel ist aus dem gleichen Holz geschnitzt. Es rockt, es geht ins Ohr und macht einfach gute Laune. Keine Spur von anstrengenden Noten. Der Track ist locker und easy und zum leichten Verdauen geeignet.
Wenn jemand sein eigenes Leben reflekieren will, wird es in vielen Fällen ruhig und nachdenklich. Dies haben Wetton und Downes für eine Ballade genutzt. Schmalz, ja teilweise ein bisschen Kitsch, gibt es mit "Reflections (Of My Life)". Insbesondere die Chorgesänge sind und bleiben Geschmackssache. Mir gefallen sie. Auch die integrierten Cello-Töne passen wie die Faust auf's Auge.
Eine ganz nette Überraschung hält man für uns mit den Stücken "To Catch A Thief" und "Tears Of Joy" bereit. John Wetton singt mit Anneke van Giersbergen (The Gathering) im Duett. Beide Male sehr ruhig, fast, als befänden wir uns inmitten eines Soundtracks für einen Liebesfilm. Sauber, schön und glatt poliert. Aber auch nicht aufregend! Des weiteren hören wir auf dieser Scheibe die 15-jährige Katie Jakoby an der Violine. Schon jetzt eine Meisterin an ihrem Instrument.
Ein paar Ideen haben Wetton und Downes dann auch auf dem Album verewigt. So strotzt "Shannon" nur so vor volkstümlichem Charakter. Aber im Großen und Ganzen verlassen sie niemals den eingeschlagenen Weg. "Rubicon" ist ein AOR-Meisterwerk geworden, ganz ohne Frage. Schöne rockige Nummern wechseln sich mit balladesken Tönen ab. Die Melodien fressen sich ins Ohr. Man erkennt sehr schnell, dass Wetton und Downes dieses Metier beherrschen und wenn sie auf diesem Niveau weiter machen, kann ich mir vorstellen, dass ich auch zukünftige Produkte gerne und oft in den Player werfen werde. Allerdings kann ich auch gleich vorwarnen. Wer hofft, dass die Beiden zurück auf dem Weg in die 'Progressivität' sind, der lässt den Rundling besser gleich im Regal stehen. Ehrlich gesagt, ich hatte das nach dem 2005er-Release auch nicht erwartet. 7,5 RockTimes-Uhren sind in meinen Augen eine gerechte Bewertung, denn gerade in dem übersättigten Markt des melodischen Rocks gibt es Scheiben, die "Rubicon" nicht annähernd das Wasser reichen können.
Line-up:
John Wetton (vocals, basses, acoustic guitars)
Geoffrey Downes (keyboards, vocoder)
John Mitchell (guitars)
Steve Christey (drums)
Hugh McDowell (cello)

Gastmusicians:
Anneke van Giersbergen (vocals - #4, 5)
Katie Jacoby (violin)
Tracklist
01:The Die Is Cast (6:16)
02:Finger On The Trigger (4:00)
03:Reflections (Of My Life) (5:02)
04:To Catch A Thief (5:36)
05:Tears Of Joy (4:49)
06:Shannon (4:23)
07:The Hanging Tree (4:17)
08:The Glory Of Winning (4:11)
09:Whirlpool (5:28)
10:Rubicon (6:20)
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