Wheels Of Fire / Up For Anything
Up For Anything Spielzeit: 54:06
Medium: CD
Label: Avenue Of Allies, 2012
Stil: Melodic Rock

Review vom 04.01.2013


Boris Theobald
Die 'brennenden Reifen' quietschen weiter mit Karacho durch die Straßen des Melodic Rock - und das ist eine gute Nachricht! Denn das Debüt der Italiener von Wheels Of Fire war ein richtiger Hinhörer. Hollywood Rocks hieß das Teil. Da war schon beim Namen klar, dass diese Jungs rein musikalisch ziemlich pro-amerikanisch eingestellt sind. Zweieinhalb Jahre später dürfte auch der Nachfolger Menschen glücklich machen, die in Bands wie Ratt, Winger oder Warrant vernarrt sind. Aber noch glücklicher sind jene, die es schätzen, wenn ihre Lieblingsmusiker klanglich auch mit der Zeit gehen.
Schon das Cover von "Up For Anything" ist - sagen wir: unverfänglicher ausgefallen. Und so wirken die Songs dann auch etwas reifer. Das klingt schon fast wie ein Kritikpunkt, soll es aber gar nicht sein - gerade die freche Unbekümmertheit war es schließlich, die "Hollywood Rocks" so erfrischend machte. Doch so eine Retro-Synthie-Fanfare, frisch aus der Zeitmaschine, wie damals gleich im Opener, gibt es hier nicht. Stattdessen machen sich einige erstaunlich tieftönig groovende und harte Gitarren breit.
Das eindringlich stampfende "Pain" ist ein Beispiel dafür, mit seiner fast Indie-haft breit verzerrten Intro-Gitarre. Hier, wie auch bei "Respect" ist auch die Stimmung eher ernst. Es steht der Band gut 'zu Gehör'. Eines der wichtigsten Trademarks ist und bleibt natürlich die klasse Stimme von Frontmann und Hauptsongschreiber Davide Barbieri - sein glasklarer und hoher Gesang als Kontrapunkt zur etwas dunkleren Grundausrichtung kommt sehr gut an.
Natürlich machen Wheels Of Fire auch weiterhin große Grinse-Laune und sind somit weit von einer großen Kehrtwende entfernt: Beim megamelodischen "Follow Your Heart", bei "Nothing To Lose" mit feierlaunigem Rock'n'Roll-Piano und bei "Yesterday's Gone" mit cooler Brass-Section heben Barbieri und Band Stimme und Stimmung sehr weit nach oben. Dazu passt auch noch "Lay Your Body Down" mit seinem verflixt Beine machenden Groove im Stile von Extreme oder Steelheart. Eine gute Gelegenheit, an der Lässigkeit des eigenen Tanzschrittes zu feilen!
Dass Los Angeles-Kollege Michele Luppi ausgerechnet hier seine Gast-Backings am lautesten zum Besten gibt, leuchtet ein - klar, dass auch ihm die Nummer gefällt! Apropos Gäste - Rob Marcello (Danger Danger) spielt ein Solo bei "No Mercy". Doch prominentester Gastmusiker ist House Of Lords-Oberlord James Christian im Duett mit Barbieri bei "Don't Walk Away". Es ist bestimmt kein Zufall, dass die Nummer mit ihrem breiten Bombast dem Gast ganz entgegenkommt. Und weil der ja immerhin mit der guten alten Robin Beck unter einem Dach wohnt, hat er die gleich auch noch für eine Gesangsspur verhaftet. Praktisch.
Der Auftritt James Christians macht einem beim Hören plötzlich einiges klar ... die House Of Lords könnten als ein Vorbild gedient haben, den Bandsound etwas zu modernisieren. Europe vielleicht auch. Und dennoch haben sich Wheels Of Fire nicht verbogen - eher breiter aufgestellt. Bei Stücken wie "Come Back Home" vertragen sich glitzernde 80er-Keys sogar wunderbar mit tiefem Riffing. Auch die Balladen sind erstaunlich unkitschig. Der Slo-Mo-3/4-Takter "Tell Me" wird ganz leicht angebluest; und "Web Of Lies", wo zuckersüße Sehnsucht auf breitwandige Dramatik trifft, ist sogar ein echtes Ereignis!
Was die ganze Chose nun endgültig zum Pflichtkauf macht, sind die astreine Produktion und die instrumentale Klasse der Beteiligten. Der Sound ist authentisch - allein schon wie die Becken des Schlagzeugs zirpen, lässt so manche Plastik-Combo gleich sehr billig klingen. Die Keyboards kleistern nichts blindwütig zu, und erst recht nicht mit billigem Kitsch. Der Groove ist groß. Und Gitarrist Stefano Zenti spielt meisterhaft. Die Läufe bei "Lay Your Body Down" sind echte Hinhörer; und sein Solo bei "Respect" ist eines zum Zurückspulen und noch mal Hören. "Up For Anything" ist ein enorm starkes Werk für qualitätsvernarrte Melodic Rock-Maniacs von gestern und heute und ...
Line-up:
Davide 'Dave Rox' Barbieri (lead & backing vocals)
Stefano Zeni (lead, rhythm & acoustic guitars)
Marcello Suzzani (bass)
Andrea Vergori (keyboards, piano)
Fabrizio Uccellini (drums)

Guest musicians:
James Christian (lead vocal duet and backing vocals - #2)
Robin Beck (backing vocals - #2)
Rob Marcello (guitar solo - #11)
Michele Luppi (backing vocals - #6,10,11)
Roberto Zari (backing vocals - #1,3,4,8)
Andrea 'Mitzi' Dal Santo (backing vocals - #1,3,4,7)
Claudio Allifranchini (saxophone - #12)
Domenico Granieri (trumpet - #12)
Giovanni Distefano (trombone - #12)
Tracklist
01:Follow Your Heart (4:19)
02:Don't Walk Away (4:36)
03:Turning Up The Radio (3:45)
04:Pain (5:01)
05:Web Of Lies (5:06)
06:Lay Your Body Down (4:17)
07:Respect (3:33)
08:Come Back Home (3:36)
09:Tell Me (4:08)
10:Nothing To Lose (4:06)
11:No Mercy (3:46)
12:Yesterday's Gone (3:31)
13:Everytime (4:21)
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