Spielzeit: 77:08 (CD 1), 78:46 (CD 2), 78:21 (CD 3) Medium: CD-Box Label: EMI, 2008 Stil: Classic Rock Review vom 01.07.2008 Ilka Heiser

Whitesnake um Urgestein und Kultsänger David Coverdale dürften jedem anständigen Hard Rock-Fan ein Begriff sein, denn die Briten sind schon seit über 30 Jahren im Geschäft und somit eine Institution.
Derzeit ist die Band wieder in aller Munde, denn ihr aktuelles Werk Good To Be Bad, mit dem sie ihre Anhänger überraschten, überzeugt auf ganzer Linie. Coverdale und Co. scheinen nichts von ihrem alten Charme eingebüßt zu haben, im Gegenteil, sie setzen an zu neuen Höhenflügen und absolvieren gefeierte Auftritte bei diversen Festivals und Tourneen.

Ein 30-jähriges Jubiläum ist natürlich guter Grund zum Feiern und so hat sich das Label (EMI) auf den ersten Blick wirklich nicht lumpen lassen und eine fette 3-CD-Box auf den Markt gebracht. Diese bietet nicht nur einen guten Querschnitt über das Schaffen der Band Whitesnake - man bekommt auch einen wunderbaren Eindruck über die gesanglichen Facetten des Leadsängers. Und dass dieser mit seinen Mitstreitern in den verschiedensten stilistischen Fahrwassern schwimmt, davon kann man sich ausgiebig überzeugen. Denn es gibt immerhin 52 Songs, und die zu einem fairen Preis; kann die Band nebst Frontman doch aus einem reichhaltigen Fundus ihrer langjährigen Karriere schöpfen.
Ok, dass der eine oder andere Track doppelt enthalten ist, wie u.a. "Fool For Your Loving" oder "Ready An' Willing" (mal in der Live- und mal in der remasterten Studio-Version), kann man sicherlich verschmerzen.

Weiterhin wird der aufmerksame Hörer feststellen, dass auf den drei Scheiben nicht nur Whitesnake-Hits zu finden sind, sondern auch Coverdales Solowerke wurden nicht ausgespart. Zum Beispiel finden sich Tracks aus dem gemeinsamen Schaffen mit Jimmy Page von 1993, als da wären "Pride And Joy" und "Take A Look At Yourself". Wirklich nicht zu überhören ist Jimmys geile Gitarre und Coverdales Stimme ist der eines Robert Plant zum Verwechseln ähnlich - ein Schelm der Böses dabei denkt.

Oder aus dem 1997 veröffentlichten Album "Restless Heart" (die wunderschöne Ballade "Too Many Tears"), das ursprünglich als Soloalbum geplant war, aber auf Druck der Plattenfirma wieder unter dem Namen Whitesnake erschien.
Mit Gitarrist Adrian Vandenberg, Bassist Guy Pratt, dem Keyboarder Brett Tuggle und dem Drummer Denny Carmassi sowie diversen Backgroundsängern/-sängerinnen bastelte man an dem Album; also bis auf Vandenberg alles keine Namen, die man unbedingt mit Whitesnake in Verbindung bringen würde.

Dass natürlich solche Knüller wie "Here I Go Again", "Is This Love", "Slow An' Easy" oder auch der Purple-Song "Soldier Of Fortune" ebenfalls auf die Longrillen gebrannt wurden, versteht sich von selbst. Und sogar das neue Album wurde mit einem Stück ("Best Years") bedacht.

Ein informatives, 40 Seiten starkes Booklet, bestückt mit Mr. Coverdales Linernotes sowie einigen Anmerkungen des Journalisten Mick Wall, liegt der Dreier-Box bei. Verziert sind die Kommentare mit vielen (Jugend)-Fotos des Leadsängers und seiner Band sowie zwei Bildchen aus seiner kurzen 'Liaison' mit Jimmy Page. Eine komplette Diskografie mit allen Covern aus dieser Zeit, Singles inklusive, ist ebenfalls enthalten, das alles wurde eingepackt in einem schicken Pappschuber und rundet das Paket gekonnt ab.

Eine schöne und interessante Sache für Coverdale / Whitesnake-Einsteiger. Für Fans dürfte diese Box lediglich auf Grund des umfangreichen Booklets interessant sein, oder aber, sie sind noch nicht im Besitz von diversen Best Ofs, Compilations, Collections usw. usw.. Denn einen kleinen schalen Beigeschmack hat das Ganze:
Man hat das Gefühl, hier wurde "Gold" (25 Songs, wenn ich mich nicht verzählt habe) und die komplette "The Early Years" zusammengefasst. Zumal ich festgestellt habe, dass CD 1 der mir vorliegenden Werkschau tatsächlich fast komplett 1:1 mit den Tracks der "Early Years"-Scheibe übereinstimmt. Lediglich zwei Songs (statt "We Wish You Well", das dort an letzter Stelle zu finden ist, ist "Crying In The Rain" hier an 11. Stelle) wurden ausgetauscht.
Nunja - ansonsten kann ich nur sagen: Value for money - aber...- eben unter Vorbehalt!