Dass der zweiundzwanzigjährige Will 'Harmonica' Wilde ein hervorragender Musiker ist, und trotz seiner jungen Jahre schon über sehr viel Erfahrung auf der Bühne verfügt, hat sich inzwischen herum gesprochen. Kein Wunder, ist der Mann in den letzten Jahren doch fast pausenlos in Großbritannien und dem europäischen Festland unterwegs. Dabei pendelt er zwischen Auftritten mit seiner eigenen Band und Tourneen mit seiner älteren Schwester Dani Wilde und deren Gruppe hin und her.
Und bei einem Konzert der Geschwister aus dem englischen Seebad Brighton in der Bluesgarage, Isernhagen, hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, Will live zu erleben. Schon damals hinterließ er bei mir mit seinem ausdrucksstarken und von Charlie Musselwhite beeinflussten Mundharmonikaspiel einen ganz intensiven Eindruck. Auch seine Gitarrenarbeit und die schwer Soulgetränkte Stimme fielen mir seinerzeit positiv auf.
Nun legt Will Wilde mit "Unleashed" sein zweites Album nach dem Debüt "Nothing But Trouble" aus dem Jahr 2007 vor. Die Aufnahmen entstanden in den Platform Studios Hurst, Berkshire, und wurden von Jamie Little produziert, der gleichzeitig auch noch hinter der Schießbude saß. Auch Star-Produzent Mike Vernon ließ es sich nicht nehmen und war für die Produktion des Songs "Blues Is My First Love" verantwortlich. Außerdem war natürlich auch Dani Wilde wieder mit von der Partie und steuerte diverse Backing Vocals zu dem Album bei.
Schon beim ersten Hördurchgang machte sich bei mir eine gewisse Überraschung breit, denn, im Gegensatz zu seinem Debüt, nimmt der Blues bei weitem nicht mehr die dominierende Rolle ein, sondern es gibt reichlich Ausflüge in andere Bereiche der Musikszene.
Mit "Angel Came Down" läuft noch alles in 'normalen' Bahnen. Ein schöner schwerer Rock inklusive powervoller Harmonika und harmonischen Background Vocals. Der Titel hat einen prima Drive und ist ein idealer Einstieg in diesen Longplayer.
Doch dann schon die erste Stiländerung. "Waste My Life Away" ist lupenreiner Funk, der zwischendurch von leicht rockigen Passagen unterbrochen wird, bei denen die Bluesharp sehr spritzig zum Einsatz kommt.
"No No No", die einzige Nummer des Albums, die nicht aus der Feder von Will Wilde stammt, sondern auf einem alten Gospelsong basiert, lässt den Hörer sofort an die Motown-Singles denken. Soul in Vollendung. Ein Song, den ich in dieser Form auf dieser Scheibe absolut nicht erwartet hätte.
Back to the roots geht es dann wieder bei "Always Be Around" zu, einem Boogie, der in dieser Form auch von Altmeister Charlie Musselwhite stammen könnte. Das verschleppte "H.L.S" erinnert mit seinem Bassrhythmus an "Mr. Big" von Free, wobei die Harmonika wieder sehr ausdrucksstark punkten kann.
Nach einem erneuten Funk Rock-Knaller erster Kajüte und der akustischen Ballade "Wish You Were Mine" mit einer prima Piano-Begleitung folgt das mit einem klassischen Canned Heat-Riff ausgestattete "If I Get My Hands On You". Ein Boogie, auf den wohl auch Bob 'The Bear' Hite voll abgefahren wäre, zumal hier die Bluesharp das Glanzlicht setzt. Solche Nummern hatte ich auf diesem Album in größerer Zahl erwartet. Das Highlight!
Höhepunkt Nummer zwei folgt sogleich mit der Blues-Ballade "Malaria". Herrliche Wechselspiele zwischen Gitarre und Mundharmonika beherrschen diesen Song. Ein Blues in Vollendung, voller Feeling, dem man sich beim Anhören einfach nicht entziehen kann.
Und dann der Wechsel um 180 Grad. Es wird wieder funkig. Schwester Dani singt im Duett mit. So weit so gut, doch, dass Will sich hier auch noch als Rapper betätigt, ist schon etwas etwas gewöhnungsbedürftig. Dafür geht der Daumen ganz klar nach unten. Das ging ein wenig nach hinten los.
Dafür kann der extreme Slow Blues "Let's Get High" wieder voll punkten. Starke, gefühlvolle Vocals, ein Piano zum Zungeschnalzen und eine Bluesharp, die süchtig machen kann.
Will Wilde beweist auf seinem neuen Album, dass er nicht nur zu den sehr guten Instrumentalisten der Rock- und Bluesmusik gehört, sondern auch in Sachen Sonwriting über ein überdurchschnittliches Talent verfügt. Mit "Unleashed" ist ihm eine hörenswerte und erstaunlich ausgereifte Scheibe gelungen. Dieser junge Mann wird in Zukunft noch sehr viel bewegen.
Line-up:
Will Wilde (vocals, harmonica)
Stuart Dixon (guitar)
Pete Wingfield (piano, organ)
Roger Innis (bass)
Jamie Little (drums, percussion)
With:
Danny Giles (guitar - # 9, 11)
Chris Field (lead guitar - # 9)
Jon Chase (bass - # 9)
Alan Taylor (drums - # 9)
Bernice MacDonald (backing vocals - # 1, 3, 5)
Dani Wilde (backing vocals - # 2, 3, 5, lead vocals - # 10)
Tracklist |
01:Angel Came Down
02:Waste My Life Away
03:No No No
04:Always Be Around
05:H.L.S.
06:Fly Around The World
07:Wish You Were Mine
08:If I Get My Hands On You
09:Malaria
10:Blues Is My First Love
11:Lert's Get High
12:No No No (Reprise)
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