Einen Vorgeschmack auf das erste gemeinsame Album der Brüder Kai und Thorsten Wingenfelder konnte sich RockTimes bereits beim offiziellen Eröffnungs-Konzert der neuen Gocher Nierswelle verschaffen. Nach fünfundzwanzig Jahren Fury In The Slaughterhouse heißt es nun wingenfelder:Wingenfelder. Vierzehn Songs enthält das Debüt "Besser zu zweit" und die verteilen sich auf fünfundfünfzig Minuten Spielzeit.
Die Lieder erzählen von der großen Welt, Träumen und den vermeintlich kleinen Dingen des täglichen Lebens. So sind die Kompositionen auch mit ganz unterschiedlichen Stimmungen versehen worden. Die Brüder geben sich als Geschichtenerzähler in deutscher Sprache aus.
Die Live-Version des Titels "Angst vor der Angst" war eines der Highlights des Konzerts. Verträumt, vom Piano und der akustischen Gitarre geleitet, wird der Track auf dem Album mit einer ansteigenden Dynamik fetzig-rockig. Die elektrische Gitarre übernimmt die Szenerie, der Gesang wird intensiv und dann fällt man zurück ins Nachdenkliche. Sphärisch wird es und schließlich knallen Wingenfelder & Co. richtig rockig aus den Lautsprechern. Es wird so dramatisch-beklemmend wie beim Konzert. Auch als Studio-Version ist "Angst vor der Angst" definitiv eine der neuen wingenfelder:Wingenfelder-Hymnen.
"Revolution" setzt die Platte perfekt rockend in Gang. Da kommt richtig Freude auf. Silberstreifen der Furys ziehen sich durch die Komposition und die E-Gitarren riffen hier um die Gunst des Hörers. Der Bass pumpt sehr gut und das Drumming ist furztrocken. Der großformatige Gesang wirkt wie ein Elektromagnet und abrupt wird der Track abgewürgt.
Wo kräftig gerockt wird, muss es auch Nachdenkliches, Balladeskes geben. "Lied vom Meer" setzt andere Maßstäbe. Die akustische Gitarre spielt auf wie klare, frische Luft und die Keyboards geben dem Stück eine unendliche Weite. Im perkussiven Mittelteil hören wir einen tollen Chor und dann schleicht sich die E-Gitarre ins Geschehen ein. Klasse! Mit kleinen Breaks wird dem Track ein perfektes Ende gemacht.
'Perfekt' ist das Stichwort, denn es gibt auch eine Nummer mit diesem Titel und die ist gleichzeitig der erste Single-Auskopplung des Albums. Mit einer sich wiederholenden Gitarren-Schleife und einem schönen Groove beginnt sie verträumt und dann wird der Beat treibender, aufdringlicher. Das machen die Wingenfelders toll und schließlich schüttet man noch mehr Energie ins Feuer der Hörfreude.
Oh Mann, welch ein herrliches Intro hat man für "Dinge die wir nicht verstehen" komponiert. Ein toller Keyboard-Teppich sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre. Kai Wingenfelders Stimme hat Tiefgang, Intensität und klingt so rau wie eh und je. Fast eine Minute hält das sehnsüchtige Ende die Intimität des Songs instrumental auf großer Flamme.
Im Titeltrack von "Besser zu zweit" serviert Kai gesanglich schöne Fury-Phrasierungen. Ah, dieses geslidete Gitarren-Intermezzo ist ja genial. Die Platte zeugt von hohem Songwriter-Niveau und einem feinen Händchen für Arrangements. Die Brüder setzten sich selbst hohe Maßstäbe für weitere Produktionen, die hoffentlich folgen werden, denn bekanntlich kann man auf einem Bein nicht stehen.
"Kann ich auch allein" ist der klangliche Ausreißer der Scheibe. wingenfelder:Wingenfelder tummeln sich im Feld des Post Punk, zumindest über eine weite Strecke des Tracks. Der Refrain ist das gewisse Andere der Nummer. "Kann ich auch allein" ... etwas über drei Minuten schräge Happy Hour auf "Besser zu zweit", aber hörenswert.
Insgesamt ist wingenfelder:Wingenfelder mit ihrem gemeinsamen Debüt ein sehr guter Anfang gelungen und wie gut ein Konzert der beiden Brüder ist, davon konnten sich rund dreitausend Zuschauer Anfang Juli 2011 überzeugen.
Tracklist |
01:Revolution (3:28)
02:Perfekt (3:55)
03:Dinge die wir nicht verstehen (4:13)
04:9 Leben (3:53)
05:Besser zu zweit (3:50)
06:Nie zu spät (4:11)
07:Paradies (3:40)
08:Bis ans Ende der Welt (4:09)
09:Irgendwann zurück (3:41)
10:Kann ich auch alleine (3:15)
11:Lied vom Meer (3:52)
12:Angst vor der Angst (5:08)
13:Falsche Braut (3:47)
14:Irgendwie wird's gehen (3:54)
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