Winger / Demo Anthology
Demo Anthology Spielzeit: 73:51 (CD 1), 77:06 (CD 2)
Medium: Doppel-CD
Label: Frontiers Records, 2007
Stil: Melodic Metal

Review vom 20.03.2007


Ralf 'Jogi' Ruhenstroth
Eine lange Bandgeschichte und lediglich vier Studio-Alben. Das ist die Bilanz einer der angesagtesten Hair-Spray-Metal-Bands aus den 80er und 90er Jahren. Fans wären keine Fans, wenn nicht dennoch eine Menge an Demo-Versionen durch das niemals endende Internet geistern würden. Die Suche hat ein Ende und dem sicherlich strategischen und gewinnorientierten Entschluss, das bisher nicht offiziell veröffentlichte Material gesammelt an den Hörer zu bringen, gesellen sich auf "Demo Anthology" zehn bisher unveröffentlichte Tracks hinzu. Und da es sich auch noch um zwei randvolle CDs handelt, kommt der Sympathisant dieser Truppe fast schon nicht mehr drum herum, zuzugreifen.
Wer die Bandhistory aufmerksam verfolgt, wird wissen, dass die Gruppe im vergangenen Jahr ihr viertes Studio-Album auf den Markt geworfen hat und das dieses erstaunlicherweise stilistisch nicht so ganz in Einklang mit den ersten drei Releases von Winger zu bringen war. Nicht schlechter, aber anders, wagte die Formation Kompositionen, die in sich etwas verschachtelter sind, als wir es bis dato gewohnt waren. Nun, die hier aufgenommenen Demos beziehen sich ausnahmslos auf die Zeit, als Winger mehr dem Party-Rock als tiefgründigen Songs zugeneigt waren.
Die Arbeiten an den Alben "Winger", "Pull" und "In Heart Of The Young" bieten hier die Grundlage. Kip Winger und seine Mannen haben die Demo-Versionen freigegeben. So sollen die Songs also geklungen haben, bevor sie im Studio anschließend für den offiziellen Release aufgenommen wurden. Kaum zu glauben, dass jetzt nur ein wenig nachgebessert wurde. Denn die Stücke klingen fast ausnahmslos alle rund und in sich geschlossen. Ich bin nicht der Kenner der Band schlechthin, aber ich wage mal die Behauptung: Wer "Demo Anthology" und den aktuellen Longplayer "IV" sein Eigen nennt, weiß um das gesamte musikalische Spektrum. Der Sound ist sehr gut und mit 37 Songs wird wirklich einiges geboten.
Näher beschäftigen sollten wir uns von daher mit den bisher nicht erhältlichen Tracks. Da haben wir zum Beispiel "Only Love". Besinnen wir uns auf alte Zeiten und wagen gedanklich den Schritt zurück in die 80er. Man muss zugeben, dass Winger sich in der vorzüglichen Lage befunden haben, brauchbares und interessantes Material außen vor zu lassen. Das klingt natürlich so wie alles, was wir von der Band kannten, aber dennoch geht auch "Only Love" gehörig ins Ohr und rockt melodiös. "Star Tripper" zeigt den damals angesagten Weg, um auch in den USA Erfolg zu haben. Geradezu aufdringliche Parallelen zu Def Leppard, die nach den hervorragenden Alben "High 'N' Dry" und "Pyromania" sich ebenfalls mit "Hysteria" veränderten, drängen sich hier auf. Eingängige und rockige Hooklines, lockere Rhythmen und ausgeprägte Chorgesänge, die jeden Hörer zum Mitsingen auffordern, bestimmen die eingeschlagene Richtung.
So gesehen ist die CD Nr. 2 für mich auch die interessantere. Bereits die drei ersten Stücke sind also neu und doch ist klar, dass sie nichts Revolutionäres bieten können. Warum auch? "All I Ever Wanted" stampft vor sich hin, "Skin Tight" passt ins damalige Konzept, genauso wie die genretypische Ballade "Never". Eine Bemerkung sei noch erlaubt, denn Kip Winger macht da auch kein Geheimnis draus: Die Drums aus der Dose sind zwar zu 100 % programmiert, aber mir wäre es doch wesentlich lieber, wenn alles hand made gewesen wäre.
Man kann noch einmal betonen, dass der Sound über jeden Zweifel erhaben ist und dass die Summe der Songs diesen Doppeldecker fast zum Muss macht. Winger haben vor geraumer Zeit von sich Reden gemacht und unterstreichen ihren positiven Werdegang mit dieser Veröffentlichung. Wer mit der Band ohnehin noch nichts anfangen konnte, der wird auch hier nicht bekehrt werden, Fans lassen sie sich nicht entgehen und greifen zu, und zur Vervollständigung der eigenen Sammlung ist die "Demo Anthology" sehr gut geeignet. Vielleicht ist diese Doppelscheibe genau das, worauf Winger-Fans bei "IV" vergeblich gewartet haben.
Tracklist
CD 1:
01:Madaleine (4:20)
02:Hungry (4:08)
03:Seventeen (3:54)
04:State Of Emergency (3:04)
05:Time Ro Surrender (4:14)
06:Hangin' On (3:21)
07:Headed For A Heartbreak (4:39)
08:Only Love (3:29) (previously unreleased)
09:Can't Get Enough (3:47)
10:Loosen Up (3:40)
11:Miles Away (4:04)
12:Easy Come Easy Go (3:26)
13:Rainbow In The Rose (5:17)
14:In The Day We'll Never See (3:29)
15:Under One Condition (4:31)
16:Little Dirty Blonde (3:39)
17:Star Tripper (3:37) (previously unreleased)
18:You are The Saint, I Am The Sinner (3:19)
19:In The Heart Of The Young (3:42)
CD 2:
01:All I Ever Wanted (3:30) (previously unreleased)
02:Skin Tight (3:00) (previously unreleased)
03:Never (4:15) (previously unreleased)
04:Someday Someway (4:52) (previously unreleased)
05:Never Blind Revolution Mad (5:47)
06:Down Incognito (3:56)
07:Spell I'm Under (3:42)
08:Hour Of Need (3:59)
09:Jung Yard Dog (6:53)
10:The Lucky One (4:55)
11:Like A Ritual (4:42)
12:In For The Kill (4:35)
13:No Mans Land (3:30)
14:Who's The One (4:53)
15:Written In The Wind (4:24) (previously unreleased)
16:Until There Was You (3:29) (previously unreleased)
17:Without Warning (3:16) (previously unreleased)
18:Give Me More (3:21) (previously unreleased)
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