Wishbone Ash / Blue Horizon
Blue Horizon Spielzeit: 59:07
Medium: CD
Label: Solid Rockhouse Records, 2014
Stil: Rock

Review vom 15.09.2014


Jürgen Bauerochse
Näher auf die Bandhistory von Wishbone Ash einzugehen, hieße Eulen nach Athen tragen. Die Gruppe gehört zu den einflußreichsten Rockbands der Geschichte, war eine der ersten, die mit zwei gleichwertigen Leadgitarristen arbeiteten und dadurch einen ganz speziellen Sound kreierten. Nicht umsonst werden sie von anderen Musikern, wie z. B. Thin Lizzy, Iron Maiden und
Lynyrd Skynyrd als wichtige Vorbilder genannt.
Zwei Jahre nach ihrem letzten Output Elegant Stealth haben die Mannen um Andy Powell mit "Blue Horizon" ihr vierundzwanzigstes Studioalbum eingespielt und veröffentlicht, das deutlich macht, dass Wishbone Ash auch fünfundvierzig Jahre nach der Bandgründung nichts von ihrer Kreativität und Power verloren haben und mühelos in der Lage sind, hochwertige Rockmusik zu produzieren.
Neben dem inzwischen auch schon jahrelang zusammenspielendem Line-up mit Andy Powell (guitar, vocals), Muddy Manninen (guitar, vocals), Bob Skeat (bass) und Joe Crabtree (drums) ist auf zwei der zehn neuen Titel noch der Geiger Pat McManus zu hören. Außerdem stammen zwei Songs aus der Feder von Aynsley Powell, dem Sohn von Andy, und ein weiterer wurde vom früheren Wishbone Ash-Gitarristen Roger Filgate geschrieben.
Das Album beginnt mit "Take It Back", einem ganz typischen Wishbone Ash-Song mit starkem Harmoniegesang und fast zarten Gitarrensounds, sowie dem ersten Einsatz von Pat McManus' Geige. Selbstredend ist auch ein, wenn auch kurzes, Gitarrensolo im Mittelteil dabei.
Etwas zupackender kommt dann "Deep Blues" rüber. Der Rhythmus ist stärker ausgeprägt und auch die wechselnden Soloeinlagen von Powell und Manninen gehen mehr zur Sache und produzieren wieder diese unnachahmlichen, glasklaren Gitarrenklänge, zu denen nur Wishbone Ash in der Lage sind. Ein erster Höhepunkt des Albums, der garantiert auch auf der Bühne zu einem Kracher wird.
Für meine Begriffe nicht ganz so gelungen ist "Strange (How Things Come Around)", bei dem der Gesang doch arg poppig geraten ist und dem auch etwas der Schwung fehlt. Allerdings sind die synchron laufenden Double-Leads im zweiten Teil ein Lichtblick.
Bei "Being One" fällt vor allem dass differenzierte Schlagzeugspiel von Joe Crabtree auf. Dieser Song geht nicht so leicht ins Ohr und lässt sich wohl am ehesten mit Titeln aus den ersten beiden Wishbone Ash-Alben vergleichen, als noch etwas kompliziertere Töne vorherrschten. Dafür entwickelt "Way Down South" fast schon Ohrwurmcharakter. Eine Ballade mit sehr eingängigem Refrain, ganz weichen, einfühlsamen Gitarren und schmusigem Harmoniegesang. Am Ende des Songs gibt es dann ein wunderschönes Sechssaiter-Solo (vielleicht das beste des gesamten Albums) auf die Ohren. Wishbone Ash, wie wir sie lieben!
"Tally Ho!" fährt auf dieser Schiene weiter, wobei sich die Leadgitarren-Arbeit aber durch den gesamten Song zieht. Dieses ständige Wechselspiel zwischen Powell und Manninen ist immer wieder hörenswert. Synchron als Einheit auftretende Double Leads bestimmen "Mary Jane". Doch irgendwie wartet man bei diesem Stück auf eine Initialzündung. Es fehlt der letzte Kick, der letzte Ausbruch.
Zweiter Anspieltipp dieses Albums ist der Titelsong "Blue Horizon". Eine typische Wishbone Ash-Ballade, bei der die Gitarren sehr ausdrucksstark eingesetzt werden und im Mittelpunkt stehen. Dieser Titel kommt in seiner ganzen Vielfgältigkeit am ehesten an die alten und zeitlosen Klassiker der Band heran.
Der Longplayer endet mit "All There Is To Say", einem Stück, das in einigen Passagen an "The Warrior" erinnert, also auch an die 'alten' Wishbone Ash herankommt. Noch einmal geben die wunderbar klaren Gitarrensounds den Ton an und lassen das Album würdig ausklingen.
Andy Powell & Co. haben wieder eine sehr starke Studioarbeit abgeliefert. Es fehlt zwar der absolute Überflieger, aber wem gelingen schon solche Granaten wie "Phoenix" und "The King Will Come" am Fließband?
Line-up:
Andy Powell (guitar, lead vocals)
Muddy Manninen (guitar, backing vocals)
Bob Skeat (bass, backing vocals)
Joe Crabtree (drums, percussion, backing vocals)

with:
Pat McManus (fiddle, bouzouki - #1,10)
Joe Crabtree (guitar solo [outro] - #1)
Lucy Underhill (backing vocals - #3,8)
Richard Young (percussion - #3)
Tom Greenwood (organ - #9)
Tracklist
01:Take It Back
02:Deep Blues
03:Strange (How Things Come Around)
04:Being One
05:Way Down South
06:Tally Ho!
07:Mary Jane
08:American century
09:Blue Horizon
10:All There Is To Say
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