Vier Jahre ist es nun schon her, dass Wishbone Ash ihr letztes Studio-Album The Power Of Eternity veröffentlicht haben. Inzwischen gab es etliche Live-Mitschnitte aus verschiedenen Epochen der Bandhistorie, von denen die Konzerte zum dreißigsten bzw. vierzigjährigen Bandjubiläum herausragten.
Nun war es also höchste Zeit für ein neues Studio-Werk, inzwischen das achtundzwanzigste, für das sich die Mannen um Andy Powell im Jahr 2010 für einige Zeit in die französische Provence zurückzogen, um ungestört an den neuen Songs arbeiten zu können. Und Wishbone Ash wäre nicht Wishbone Ash, wenn nicht auch dieser Ausflug als Rockdocumentary auf DVD festgehalten und veröffentlicht worden wäre, die einen guten Einblick hinter die Kulissen bietet und einen Eindruck vermittelt, wie viel Arbeit hinter der Entwicklung von neuem Songmaterial steckt.
Herausgekommen sind elf Songs aus der Feder von Andy Powell, die, wie üblich, von allen Bandmitgliedern zusammen weiter entwickelt und zu Ende gebracht wurden. Sehr schnell wird hörbar, dass Wishbone Ash auf den Spuren ihrer frühen Sounds wandeln. Die Double-Leads greifen und ergänzen sich optimal. Die Rhythmus-Sektion mit Bob Skeat am Bass und Schlagzeuger John Crabtree verstehen sich inzwischen blind. Nach wie vor ist das differenzierte Spiel an der Schießbude ein weiteres Markenzeichen der Band, ganz egal, wer die Felle bearbeitet. Die Qualität stimmt immer.
Schon der Opener "Reason To Believe" weist Hitpotential auf. Entspannt laufen die beiden Gitarren parallel zueinander, und ein eingängiger Refrain mit dem ganz typischen Harmoniegesang bleibt sofort im Ohr hängen.
Das folgende "Warm Tears" beginnt mit pumpenden Bass und ist eine Spur härter ausgefallen als der Vorgänger. Die Leadgitarren führen nun die obligatorischen Wechselspiele aus, um dann immer wieder perfekt in die Synchronität zurückzukehren. Außerdem ist hier eines der besten Gitarrensoli des Albums zu hören. Dieser Song wird garantiert zu einem festen Bestandteil der kommenden Konzerte.
"Man With No Name" wird halbakustisch gespielt. Der Gesang erinnert in manchen Teilen an alte Aufnahmen der Hollies. Doch am Ende geht der Titel in ein relativ hartes Gitarrenintermezzo über. Klasse gemacht!
Es folgt mit "Can't Go It Alone" eine Nummer, auf der Pat McManus als Gastmusiker seine Violine zum Einsatz bringt. Dieser straighte Rocker klingt dadurch etwas ungewöhnlich, kommt aber prima rüber, zumal sich Geige und Gitarren sehr schön ergänzen.
Beim ganz entspannten "Give It Up" kann sich der Hörer ganz relaxt zurücklehnen und den synchron laufenden Lead-Gitarren lauschen, was besonders unter Kopfhörern perfekt rüber kommt.. Es folgt mit "Searching For Satellites" die Ballade des Albums. Brennende Feuerzeuge sind vorprogrammiert, wobei der wunderbare Harmoniegesang ein Übriges dazu tut. Außerdem sticht hier die äußerst feinfühlige Gitarre hervor.
Nach der Uptempo-Nummer "Heavy Weather", bei der auch das Wah Wah-Pedal mal durchgetreten wird, folgt der ungewöhnlichste Track von "Elegant Stealth". Verstärkt durch Deep Purples Don Airey an der Hammond B3 klingt Wishbone Ash fast wie Birth Control oder Vanilla Fudge, so intensiv jagen die Orgel-Sounds durch die Boxen. Doch auch hier funktioniert das Zusammenspiel perfekt. Dieses Instrumental ist die größte Überraschung auf diesem Longplayer.
"Big Issues" geht dann etwas in Richtung "Phoenix" und "F.U.B.B.". Wieder kommen die glasklaren Gitarren hervorragend. Ein ganz typischer Wishbone Ash-Song voller Harmonie und Gleichklang. Und das mit einem Solo von Muddy Manninen zum Niederknien.
"Migrant Worker" ist danach im Funk-Rhythmus eingespielt. Ist nicht so mein Ding, aber auch hier gleicht die Gitarrenarbeit wieder so einiges aus.
Rockig und mit filigraner Technik von Powell und Manninen geht das Album zu Ende. Am Schluss steigert sich "Invisible Thread" ziemlich im Tempo, um dann plötzlich abrupt auszuklingen. Doch es gibt noch eine kleine Fortsetzung. Im zweiten teil folgt noch ein ziemlich elektronisch angehauchter Part von "Reason To Believe". Nicht jedermanns Sache, aber eine Überraschung.
"Elegant Stealth" ist ein durchaus starkes Album, auf dem vier hervorragende Musiker auch vor ein paar Experimenten nicht zurückschrecken.
Line-up:
Andy Powell (lead vocals, guitar)
Muddy Manninen (guitar, vocals)
Bob Skeat (bass, vocals)
John Crabtree (drums)
With:
Pat McManus (violin - #4)
Don Airey (Hammond B3 - #8)
Tracklist |
01:Reason To Believe
02:Warm Tears
03:Man With No Name
04:Can't Go It Alone
05:Give It Up
06:Searching For Satellites
07:Heavy Weather
08:Mud Slick
09:Big Issues
10:Migrant Worker
11:Invisible Thread
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