Spielzeit: 51:36 (CD 1), 70:26 (CD 2), 173:00 (DVD) Medium: Do-CD, DVD Format: PAL Sprache: Englisch Sound: Dolby Digital 5.1, PCM Stereo Bildseitenformat: 16:9, 1.77:1 Region: Alle Regionen FSK: Ohne Altersbeschränkung Label: ZYX Music/Goldencore Records, 2009 Stil: Classic Rock Review vom 28.11.2009 Jürgen Bauerochse

Und schon wieder ein 40-jähriges Bandjubiläum. Die Ära um 1969 scheint in der Tat eine gute Zeit für kreative und vor allem bodenständige Musiker gewesen zu sein. Es ist kaum möglich so aus dem Stehgreif alle Gruppen zu erfassen, die inzwischen auf vier Jahrzehnte Vergangenheit zurückblicken können. Aber allein mir als einzelnem Redakteur sind da in letzter Zeit so einige begegnet.

In diesem Fall feiert Wishbone Ash den Jahrestag, eine Band, die, im Gegensatz zu vielen anderen Combos, ohne jegliche Unterbrechung existiert, obwohl sich auch hier das Personalkarussell kräftig gedreht hat. Übrig geblieben ist einzig und allein Andy Powell, der sich aber als kreativer Kopf und Bandleader durchaus etabliert hat und sich immer wieder mit hervorragenden Musikern umgibt, die den hohen Standard der Ur-Besetzung adäquat beibehalten können.

Wer sich intensiver mit der Band beschäftigt, der weiß, dass den Fans zu solchen besonderen Anlässen garantiert die totale Vollbedienung in Sachen Unterhaltung geboten wird. So wurde zu diesem ganz speziellen Jubiläum ein Konzert im Londoner Shepherd's Bush Theatre mitgeschnitten, das im Juni 2009 stattfand. Heraus gekommen ist eine Doppel-CD und eine DVD, die jeweils den kompletten Gig beinhalten und vom Sound her kaum zu toppen sind.

Außerdem bietet das Bildmaterial einen hervorragenden Eindruck über die großartige Stimmung, die bei dieser ausverkauften Show geherrscht hat. Vor der stilvollen und sehr beeindruckenden Kulisse des Theaters befindet sich die Band vom ersten Ton an auf einer Linie mit dem Publikum und lässt den Saal auch ohne übertriebene Einlagen kochen. Die Kameraeinstellungen schauen jedem einzelnen Musiker genauestens auf die Finger und wirken dabei nie unruhig oder hektisch. Auch hier waren absolute Profis am Werk, die genau wussten, worauf es bei diesem Mitschnitt ankommt.

Zusätzlich ist auf der DVD noch ein Roadmovie enthalten, der Wishbone Ash auf mehreren Stationen der England-Tour zeigt. Hier gibt es Einblicke in die Soundcheck-Arbeit vor den Gigs und auch der intensive Kontakt zwischen den Musikern und ihren Fans am Merchandise-Stand und beim Signieren nach den Konzerten wird beleuchtet. Dabei wird deutlich, wie wichtig dieser sympathischen Band ein gutes Verhältnis zu ihren Anhängern ist, was auch ich schon sehr oft live vor Ort erleben durfte.

Wie üblich wurden in der Setlist zu dieser Tour wieder einige Veränderungen vorgenommen. Neben mehreren neueren Songs (auch vom letzten Album "The Power Of Eternity") gab es mit "Runaway" einen recht selten gespielten Titel vom Album "New England" und auch "Rainstorm" vom Longplayer "Number The Brave" gehört nicht gerade zu den meist dargebotenen Werken von Wishbone Ash.

Natürlich wurde auch auf die Gastmusiker Rücksicht genommen, die an diesem Abend mit auf der Bühne standen. So war Mark Birch dabei, der von 1999 bis 2002 in der Band spielte und das Akustik-Album "Bare Bones" mit aufnahm, von dem das überragende "Everybody Needs A Friend" gebracht wurde und in dieser Version zu den Highlights des Abends gehörte. Klasse das Zusammenspiel der Gitarren, bei dem Andy Powell mal wieder sein ganzes Herzblut in das Solo legte

Auch sein Nachfolger Ben Granfelt gab sich die Ehre. Der Finne bediente den zweiten Sechssaiter von 2002 bis 2004 bei Wishbone Ash. Ganz klar, dass man sich mit ihm die beiden Songs "Almighty Blues" und "Faith, Hope And Love" vom Album "Bona Fide" vornahm, die zum Jubiläum nun mit drei (!) Leadgitarren über die Bühne gingen. Was für göttliche Klänge kamen da bloß aus den Boxen. Beim Schreiben dieses Reviews erwachte beim Rezensenten schon wieder die Vorfreude auf den Januar 2010, wenn die Band im Rahmen dieser Tour wieder in die Bluesgarage kommt…!

Und noch ein Special Guest war zum Jubiläum gekommen um noch einmal mit seiner ehemaligen Band zu jammen. Mervyn Spence war von 1982 bis 1987 für den Bass und die Vocals zuständig. Mit ihm am Mikrofon gab es mit "Cell Of Fame" einen Song aus dem 1984er Album "Raw To The Bone", der zu den absoluten Raritäten im Live-Programm von Wishbone Ash zu zählen ist und den wir wahrscheinlich nicht so schnell wieder hören werden.

Ganz anders sieht das aber bei den Knallern "Phoenix", "Jailbait" und "Blowing Free" aus, mit denen dieser Abend ausklang. Diese drei Songs schließen inzwischen traditionell die Konzerte der Band ab und saugen immer wieder die letzten Körner aus dem Publikum. So und nicht anders war es auch bei diesem Gig.

Wishbone Ash sorgen selbst nach vierzig Jahren noch immer für volle Häuser und astreine Stimmung. Hut ab vor so viel Frische und Spielfreude und auch vor dieser Dokumentation!

Line-up:
Andy Powell (vocals, guitar)
Muddy Manninen (guitar, vocals)
Bob Skeat (bass, vocals)
Joe Crabtree (drums)