Wishbone Ash / The Power Of Eternity
The Power Of Eternity Spielzeit: 49:38
Medium: CD
Label: Politur/Membran, 2011
Stil: Rock

Review vom 03.02.2011


Ulli Heiser
"The Power Of Eternity" mit den alten Double Lead-Klassiker-Alben zu vergleichen ist unfair. Die Double Leads sind natürlich noch immer vorhanden. Wie auch Urgestein Andy Powell. Aber "Wishbone Ash", "Pilgrimage" und Argus sind eine andere Liga. Musikalisch. Handwerklich ist der Band auch 2007, dem Geburtsjahr der Scheibe, nichts anzukreiden. Musikalisch hat das mit den langen Gitarrenläufen allerdings nichts mehr tun.
Wie dem auch sei, in diesem Jahr gibt es eine Wiederveröffentlichung über Politur/Membran. Ebenfalls in deren Portfolio die 2008 von uns besprochene Argus Then Again Live. Joes Beurteilung des Albums ist nichts hinzuzufügen, so dass ich nicht weiter auf diese Veröffentlichung eingehen werde. Wir befinden uns ja, wie gesagt, nicht mehr in "Argus'"-Zeiten, auch nicht in "Argus"-Live 2008'-Zeiten. Man merkt der wirklich klasse Live-Einspielung schon an, dass ein paar Jährchen und Musiker vergangen sind. Aber das Songmaterial ist das Gleiche. 1972 roch Patschuli eben anders als 2008, auch wenn auf dem öligen Fläschchen das Gleiche draufsteht.
Nun aber zur Neuzeit. Tja, die Musik ist hochprofessional dargeboten, wenn ich auch Probleme habe, einen Track wie das instrumentale "Northern Lights" auf einer Ash-Platte zu finden. Man kann in einer Küche ja leckere Sachen zubereiten. So dachte sicher auch Muddy Manninen, als er in selbiger saß und dort die ersten Demos zum Album mit Hilfe einer Digibox aufnahm. Powell steuerte weitere Tracks dazu und so nahm die Geschichte ihren Lauf.
Die Songs klingen modern. "The Power" rockt unaufgeregt straight nach vorne, "Driving A Wedge" hat gar einen geilen Funk-Touch und während die eine Gitarre hackend den Rhythmus vorgibt, soliert die zweite. Double Leads im Jahr acht nach der Jahrtausendwende! Nein, sie sind schon da, die wohlbekannten und wohlklingenden, zweistimmigen Läufe. Kurz, aber immerhin. Sobald sich die Protagonisten aufs Gitarrespielen beschränken, klingt das richtig gut.
"Crisis" zeigt das auf extreme Weise, denn die Gitarrenarbeit ist richtig gut und trabt auch lecker los. Nehmen sie sich aber mal zurück, klingt es, auch und gerade durch den Gesang und das Songwriting wie ein spätseichter Alan Parsons-Titel. Warum nicht mehr vom Kaliber "Dancing With The Shadows" Da ist sie wieder, diese Ash-Stimmung: die Melodie des Gesangs, leicht vertrackte Gitarren, bluesige Soli. Auch "Growing Up" kann mit den alten Gewürzen begeistern, wenn sie auch etwas überlagert scheinen und an Geschmack eingebüßt haben. Ein langhaariger RockTimes-Kollege, der seine Matte aus den Siebzigern ins neue Jahrtausend herüber gerettet hat, bestätigte mir auch, dass Stücke von "The Power Of Eternity" live gut rüberkommen. Glaub ich, denn live werden den Saiten sicher die Freiheiten gelassen, die hier ansatzweise zu erkennen sind.
Aber ich will nicht dauernd Äpfel mit Birnen vergleichen, denn nichts anderes ist es, wenn ich"Blowin' Free von 1973 mit z. B. "Happiness" vergleiche. Anständige Rockmusik, der gemäßigten Art, sauber produziert und von Meistern an den Instrumenten dargeboten, ist das, und wer die alten Sachen nicht kennt, wird Spaß an der Scheibe haben. Dann aber auch unbedingt die Klassiker besorgen und mein Review noch mal lesen. Membran hat den Wegweiser bereits gestellt - die "Argus" Live-Version aus 2008 ist auch im Programm. Kaufen! Und dann das Studioalbum besorgen.
PS: Bitte keine Bilder von mir aus den Siebzigern mit heutigen vergleichen. Das wäre unfair, mir gegenüber.
Line-up:
Andy Powell (guitar, lead vocals)
Bob Skeat (bass, vocals)
Muddy Manninen (guitar, vocals)
Jow Crabtree (drums)
Tracklist
01:The Power
02:Driving A Wedge
03:In Crisis
04:Dancing With The Shadows
05:Happiness
06:Northern Lights (instrumental)
07:Your Indulgence
08:Growing Up
09:Disappearing
10:Hope Springs Eternal
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