Witsend, das sind Syzygy und Syzygy, das sind Witsend. Das passiert nämlich, wenn man seinen Namen nicht schützen lässt und so dazu gezwungen wird, diesen zu ändern. So geschehen mit den Jungs aus den USA, genauer gesagt aus Ohio. Dort rekrutierten sich Witsend aus der musikalischen Vergangenheit einer dort angesagten Band namens Abraxas. Carl Baldassarre und Sam Giunta gründeten später Witsend und spielten im Jahr 1993 zusammen mit Paul Mihacevic das Album "Cosmos And Chaos" ein.
Nun habe ich den Vorteil, dass ich die zehn Jahre später unter dem geänderten Bandnamen Syzygy erschienene Scheibe The Allegory Of Light gleich mit kennen gelernt habe und ich somit feststellen kann, wie sich die Formation im Laufe der Zeit verändert hat. Was wir schon auf "Cosmos And Chaos" geboten bekommen, erinnert in der Tat an Größen des klassischen Progs. Mal ein wenig Gentle Giant, dann etwas King Crimson u.a.. Im Gegensatz zum Werk aus 2003 haben Witsend noch einige Anleihen an den klassischen Beat. Für eine typische amerikanische Prog.-Band erscheint mir das besonders erwähnenswert.
Ansonsten wird hier nicht viel gesungen und wenn man es nicht ganz so genau nimmt, dann hören wir ein astreines Instrumental-Album, lediglich bei Track zwei, "Circadian Rhythm", wird gesungen und das erinnert an den Beat der 60er Jahre. Von Beginn an schlagen uns Witsend heiße Orgeltöne und solirende Gitarren um die Ohren. Sämtliche Highlights basieren auf dem Können der einzelnen Musiker.
Auffallend ist, dass sowohl im gelieferten Album als auch in den sehr ausführlichen Begleitinformationen über Syzygy und ehemals Witsend keine Aussagen darüber getroffen werden, wer die Basslinien auf "Cosmos And Chaos" eingespielt hat. Ich nehme an, dass es Carl Badassarre war, da er auf dem später folgenden "The Allegory Of Light" dafür verantwortlich zeichnete.
Die Gitarrensounds wechseln zwischen klaren Electrics, einigen akustischen Einlagen und ordentlichem Crunch ("Tautology"). Einige Momente sind sehr ruhig, klassisch ("Etude No.1") , und lassen den Hörer in die Welt von Witsend eintauchen, während wir bei "Strange Loop II" typische Hard Rock-Riffs präsentiert bekommen. Darin liegt meines Erachtens auch die Kunst. Man orientiert sich in den Kompositionen an klassischen Prog-Klischees der 70er-Jahre, lässt aber die rauen Sounds von z.B. Led Zeppelin und Deep Purple nicht einfach links liegen. Ich nehme an, dass sich das aus den vielseitigen musikalischen Einflüssen der Bandmitglieder begründen lässt.
Die Band hat diese Scheibe vielleicht dazu genutzt, um sich zu finden. Zu unterschiedlich sind die einzelnen Nummern. Ein "Poetry In B-Minor", solo auf dem Piano dargeboten, steht im krassen Gegensatz zu dem bombastischen "Mount Ethereal", welches aber in sich selbst wieder so viele verschiedene Stilelemente vereint, dass eine Klassifizierung kaum möglich erscheint.
Besonders auffällig ist die Schlagzeugarbeit von Paul Mihacevic, welche schon alleine fast die Anschaffung des Albums rechtfertigt. Das ist ein unheimlicher Groove, der hier in die Kompositionen hinein getragen wird, einschließlich aller möglichen und passenden Percussions, die der Zubehörmarkt so hergibt.
Die Hard Rock-Elemente treten auf "Cosmos And Chaos" noch nicht so zum Vorschein wie bei "The Allegory Of Light", blitzen aber vor allen Dingen im letzten Teil von dem überragenden "Closure" nochmals auf. Diese Scheibe bietet eine Menge Abwechselung und vielleicht ist die Truppe 1993 stilistisch noch nicht so verfestigt gewesen wie auf dem Nachfolger, aber ansonsten ist das hier ein echter Geheimtipp, den man dazu nutzen sollte, sich das Album zuzulegen. "Cosmos And Chaos" wurde im Zuge der Veröffentlichung von "The Allegory Of Light" remastert und hat einen sehr differenzierten und klaren Sound.
Line-up:
Carl Baldassarre (guitars, vocals)
Paul Mihacevic (drums, percussions, vocals)
Sam Giunta (piano, keyboards)
Tracklist |
01:Voyager (5:26)
02:Circadian Rhythm (3:39)
03:Tautology (3:56)
04:Etude No. 1 (2:24)
05:Strange Loop II (6:24)
06:Cosmos (1:19)
07:Poetry In B Minor (1:17)
08:Mount Ethereal (7:39)
09:Etude No. 2 (4:12)
10:The Tone Row (2:18)
11:Closure (7:13)
12:Chaos (1:48)
|
|
Externe Links:
|