Wortmord / Wortgeburt
Wortgeburt Spielzeit: 50:20
Medium: CD
Label: Sunny Bastards Records, 2010
Stil: Thrash Metal

Review vom 31.10.2010


Jens Groh
»Peppi, Peppi, Peppi! Finger weg von harten Drogen.«
Beim Namen 'Peppi' muss ich immer zuerst an das Kleine Arschloch und seine perversen Versuche mit dem Nachbarshund denken.
Aber es gibt noch einen weiteren Peppi, der nannte sich vor über zwanzig Jahren mal Grave Violator und war der erste Gitarrist in einer langen Reihe bei der Ruhrpott Thrash-Legende Sodom.
Was sich schon auf Sodoms The Final Sign Of Evil abzeichnete, also dass der gute Peppi wieder zur Axt greift, sollte drei Jahre später dazu führen, dass dieser mit einer neuen Combo am Start ist.
Und der Grave Violator hat auch nach dieser langen Zeit nichts verlernt. Klar wird hier niemand eine Satriani-mäßige Gitarren-Akrobatik erwarten, denn erstens will Peppi das gar nicht und zweitens würde so was auch gar nicht zum Sound der fünf passen. Nein, hier wird Thrash geboten wie man ihn Anfang der Achtziger zuhauf aus dem Pott zu hören bekam, lediglich die Produktion und die deutschen Texte lassen auf die Neuzeit schließen.
Dass die Jungs eine große Verbindung zu Sodom haben wird zu jeder Sekunde deutlich. Häufig beschleicht einen das Gefühl, es mit einer komplett deutschsprachigen Version von Angelripper und Co. zu tun zu haben. Denn musikalisch ballern die 'Wortmörder' in eine ähnliche Richtung wie ihn Peppis alter Arbeitgeber Tom Ende der Achtziger eingeschlagen hatte. Mancher Song könnte locker auch zwischen Sodoms "Persecution Mania" und dessen Nachfolger "Agent Orange" auf einem fiktiven Zwischenalbum zu hören gewesen sein.
Textlich gibt es bis auf einen Uralten Sodom-Song (was auch sonst???) nur deutsches Liedgut auf die Lauscher. Zum Glück wird allerdings auf allzu viel Pathos und dergleichen verzichtet, sondern es wird der Finger in der Wunde von Politik und Gesellschaft geparkt. Zwar kommt auch bei Wortmord ab und zu das Phrasen-Schwein zum Zuge, aber man hat nicht das Gefühl, dass einem permanent jemand das "Wort zum Sonntag" auf's Auge drückt.
Die Musik ist schon das Wichtigste, erst dann kommen die Texte. Diese sind zwar gut aber auch nicht die Neu-Erfindung der deutschen Dichtkunst.
Allerdings muss man leider auch sagen, dass die Vortragensweise von Uli in seinen Lyrics ein wenig limitiert sind, sprich der Gute bietet wenig Abwechslung mit seiner Stimme. Aber er bekommt ja ein wenig Unterstützung, unter anderem von Kreators Mille ("Die Feile im Mund") und natürlich von Tom Angelripper ("Bloody Corpse") (noch mal: von wem sonst???).
Ach ja, es soll nicht verschwiegen werden, dass die Spielzeit künstlich auf über fünfzig Minuten gestreckt wurde, indem "Bloody Corpse" eine 'Kunstpause' erfährt.
Mann, muss so ein Scheißdreck heutzutage denn immer noch sein???
Anyway, Sodomaniacs und Fans von insbesondere Onkel Tom sollten sich das neue Betätigungsfeld des 'Grabschänders' mal anhören. Dem einen oder anderen sollte die "Wortgeburt" genauso gut reinlaufen wie der "Stummen Ursel" das Ejakulat - versprochen. Anspieltipps von meiner Seite aus sind "Einfach mal die Fresse halten" und "Mach schon".
Line-up:
Uli Mentzel (vocals)
Peppi Dominik (guitars)
Thorsten 'Toto' Hain (guitar)
Menny Fragemann (drums)
Ralf 'Schiri' Schieritz (bass)
Tracklist
01:Willkommen im Club der lebenden Leichen
02:Armee der Finsternis
03:Einfach mal die Fresse halten
04:Harmonie
05:Wortmord
06:Die Feile im Mund
07:Mach schon
08:Schöne Zeiten
09:Zur Teilung bereit
10:Wortgeburt
11:Zum Leiden geboren
12:Bloody Corpse (Bonus Track Sodom Cover)
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