Jubal Lee Young war vor etwa zwei Jahren mit seinem gleichnamigen Debütalbum in unserer Redaktion eingeschlagen wie eine Bombe, konnte er damit doch direkt einen RockTimes-Tipp einstreichen. Seit ein paar Monaten liegt nun sein bereits drittes Werk, das hier zu besprechende "The Last Free Place In America" vor, auf dem er zwölf neue Tracks vorstellt. Das Schöne daran ist nicht nur, dass diese Scheibe nach wie vor sehr frisch und spritzig wirkt, sondern Jubal Lee hat selbstverständlich auch das Songwriting nicht verlernt. Elf der hier enthaltenen Nummern stammen aus seiner Feder, einzig "Piece Of Wood And Steel" ist ein Coversong von Richard Dobson.
Auch stilistisch hat sich zum Glück nichts geändert, sodass wir einmal mehr eine tolle Mischung aus Country, Singer/Songwriter und Folk geboten bekommen. Darüber hinaus konnte Young wieder auf zwei feste Stützen, den Produzenten und Musiker Thomm Jutz sowie seinen langjährigen Schlagzeuger Pat McInerny zurück greifen. Der Titelsong ist eine tolle Ballade mit einer einfühlsamen Harmonika und Robby Turners Pedal Steel, die sich textlich mit den letzten Jahren von Woody Guthries Leben beschäftigt, die dieser in einem Irrenhaus in Brooklyn verbrachte. Dort fühlte er sich sehr wohl, nachdem er zuvor jahrelang die Gesetzeshüter, bzw. den FBI an den Fersen hatte. Eine legendäre Quote Guthries zu dieser Zeit war: »Hier kann ich mich aufrecht hinstellen und sagen 'Ich bin ein Kommunist' - ohne dass ich mit irgendwelchen Konsequenzen rechnen muss. Diese Irrenanstalt ist der letzte freie Ort in Amerika!!«
Der einzige Coversong "Piece Of Wood And Steel" wurde von Richard Dobson geschrieben und klingt sehr stark nach einem großen Hit von Bob Seger, den auch Metallica bereits verwurstet haben. Beileibe kein schlechter Titel, aber die Young-Originale machen einen deutlich besseren Eindruck. "Dead Miners" ist eine treibende, langsam stampfende Anklage an diejenigen, die aus finanziellen Gründen heute noch genauso wie seit vielen Jahren zu wenig in Sicherheitsvorkehrungen investieren und somit bereitwillig weitere Grubenunglücke in Kauf nehmen. Gesanglich sehr stark dann "Whatever You Do", bei dem sich einmal mehr die Pedal Steel von Robby Turner auszeichnen kann, der übrigens auch auf dem Rest der Scheibe mit seinem Spiel überzeugt.
Insgesamt fällt auch auf, dass die auf dem Debüt noch vorhandenen Dylan-Einflüsse wesentlich weniger vorhanden sind und Jubal einen ganz großen Schritt in Richtung seines eigenen Stils gemacht hat. Wenn überhaupt, dann scheinen hier und da noch die großen, alten Country-Outlaws der Siebziger, namentlich Townes Van Zandt, Guy Clark oder auch mal Steve Earle durch.
Allerdings hat Young den Spirit der besagten Helden in sich aufgesogen und er lebt ihn in seinen Songs aus. Dies wird bereits beim Opener "Uh, Let's Go" klar, der mit einer klasse Harmonika, rauem Gesang und einer 'mit ausgestrecktem Mittlefinger'-Attitüde um die Ecke gebogen kommt. Der harte Beat von Schlagzeuger Pat McInerny macht die Nummer dann endgültig zu einem Country Rocker der ersten Kajüte. Ein super Start also, dem Jubal mit "Justice Or Death" umgehend den nächsten Gewinner nachschiebt. Ein lockeres Banjo und die Fiddle von Shad Cobb setzen hier den Ton, während sich unser Protagonist auf dieser Spielwiese dann gesanglich austobt.
Jubal Lee Young würde lügen, wenn er behaupten würde (was er nicht tut), dass er für "Boom, Boom, Boom" nicht von dem John Lee Hooker-Klassiker inspiriert worden wäre. Allerdings lehnt er sich nur etwas an den Grundrhythmus und -groove der Vorlage an und kreiert ansonsten dann doch seine ganz eigene Nummer. Zum Abschluss gibt es mit "One And One Is One" noch mal eine lockere, schön dahin fließende Halbballade, die einen starken Rausschmeißer darstellt.
Einmal mehr also ein qualitativ hochwertiges Album des Amerikaners, das ihn sehr wahrscheinlich ein paar weitere Etagen auf der Erfolgsleiter klettern lassen wird. Meine Favoriten und somit auch Anspieltipps hören auf die Namen "Uh, Let's Go", "The Last Free Place In America", "I Refuse" und "Whatever You Do". Als Freund des Americana, bzw. allen Stilen, aus denen sich dieser zusammensetzt, kann man mit dem Erwerb von "The Last Free Place in America" auf jeden Fall überhaupt nichts falsch machen.
Line-up:
Jubal Lee Young (lead vocals, acoustic guitars, harmonicas)
Thomm Jutz (acoustic & electric guitars, mandotar, keyboards)
Pat McInerny (drums & percussion, background vocals)
Mark Fain (upright & electric bass, background vocals)
Robby Turner (pedal steel)
Shad Cobb (fiddle, banjo)
Peter Cronin (background vocals)
Chris Andrews (cowbell)
| Tracklist |
01:Uh, Let's Go!
02:Justice Or Death
03:Boom, Boom, Boom
04:The Last Free Place In America
05:Bloom, Lily, Bloom
06:Dead Miners
07:Whatever You Do
08:I Refuse
09:Piece Of Wood And Steel
10:Falling For You
11:Animal Farm
12:One And One Is One
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