Layla Zoe / The Lily
The Lily Spielzeit: 64:07
Medium: CD
Label: Cable Car Records, 2013
Stil: Blues Rock

Review vom 30.08.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Zwischen den beiden Buchstützen ("Glory, Glory, Hallelujah"/"Hey, Hey, My, My") des zweiten Layla Zoe-Albums für Cable Car Records befinden sich neun Kompositionen von Henrik Freischlader und den Texten der aus Kanada stammenden Sängerin mit der fulminanten Stimme. Mit dem Opener traut sich die Künstlerin etwas. Man braucht entweder Mut oder hat die innere Überzeugung, dass man einen so bekannten Gospel-Klassiker wie "Glory, Glory, Hallelujah" ohne Peinlichkeiten hinbekommt. Layla Zoe bringt es, auch noch a cappella, mit ihrer Gänsehaut-Stimme auf den Punkt und meistert die als gesanglich kritisch geltenden Phasen mit viel Soul auf den Stimmbändern. Toller Opener und super Ohren-Magnet für den Hörer.
Ob man auch vom abschließenden Neil Young-Song "Hey, Hey, My, My" so begeistert sein kann? Jetzt wird die Künstlerin von Henrik Freischlader, der auf dem Album für Gitarre, Bass, Schlagzeug und Backing Vocals zuständig ist, sowie dem Hammond-Zauberer Moritz Fuhrhop begleitet. Die Gitarre sägt ähnlich, wie die des knarzigen Amerikaners. Allerdings sind die Sechssaiter-Alleinfahrten die Ausrufezeichen des Tracks und natürlich Layla Zoe mit ihrem Gesang.
Der Songwriter hat der Kanadierin sozusagen die Melodien auf ihren hübschen Körper geschrieben. Da gibt es mit herrlich twangig riffender E-Gitarre offensive Ausflüge ins Country und Balladen, die sich in Sichtweite eines Taschentuchs befinden. "Gemini Heart" ist der langsame 12-Takter und Türöffner für das Blues-Herz des Hörers. Henrik Freischlader nimmt sich den Freiraum für ein hinreißendes Solo und was beide an Chor-Stimmung erzeugen ist famos. Dieses Stück gehört eindeutig zu den Highlights der Platte.
Die ist übrigens durchgehend toll. Vermutungen darüber, wen sie in "Never Met A Man Like You" meint, werden hier nicht angestellt. Aber wenn sie für den Angebeteten
»I would crawl through the desert, baby on my hands and knees
Just to feel the water of the babylon sea«
wird und sie unter anderem singt:
»You are my best friend until the end. I would pray any day at your steeple«
dann muss dieser Mann besonders sein. Musikalisch eingebetet wird diese Nummer mit tierisch gutem Groove und rockige Blues-Gitarre. Feine Riffs umgarnen scharfe Sechssaiter-Licks. Layla Zoes Stimme und der 12-Takter von Henrik Freischlader sowie Moritz Fuhrhop bilden eine verschworene Gemeinschaft. Da passt keine Zeitungsseite dazwischen. Klasse!
Mit großformatigem Chorgesang brilliert "Why You So Afraid". Man öffnet ein Überraschungspaket, bis oben hin gefüllt mit Funk. Hammer, diese treibende Dynamik. "Gemini Heart" war ja schon ein längerer Track, aber jetzt ist "Father" an der Reihe. Fast achteinhalb Minuten Slow Blues. Großartig, diese Stimmung, diese Atmosphäre der Sehnsucht. Das Wechselspiel zwischen intensiver Wunscherfüllung und entspannter Dramatik spricht hier Bände. Brillant!
Layla Zoe legt allerdings noch eine Schüppe drauf ... das Titelstück "The Lily" kratzt an der Marke von zehn Minuten. Am Ende der Spielzeit wurde der Hörer davon überzeugt, dass es hier keine einzige Sekunde Füllstoff gibt. Faszinierend, wie man sich im weiten Meer der balladesken Ausleger wohl fühlt. Jetzt bleibt man so ziemlich auf einer Wellenlänge und kann die Dynamik ständig auf Spannung halten. Zum Abschluss wird auf der Zielgerade ("I Choose You"/"They Lie") nochmals mit Virtuosität gerockt. Die letzte Minute des Young-Tracks gehören ausschließlich den Feedback-Spielereien von Henrik Freischlader.
"The Lily" ist vielschichtig und Layla Zoe hat mit diesem Album einen perfekten Nachfolger für Sleep Little Girl veröffentlicht. Viele Lilien zieren den Garten. Ihre Blüten sind anmutig und ein echter Blickfang. Im übertragenen Sinn kann so etwas auch über die vorliegende Platte sagen.
Line-up:
Layla Zoe (lead vocals, backing vocals)
Henrik Freischlader (guitars, bass, drums, backing vocals)
Moritz Fuhrhop (Hammond organ)
Tracklist
01:Glory, Glory, Hallelujah (2:35)
02:In Her Mother's House (4:57)
03:Green Eyed Lover (5:33)
04:Gemini Heart (6:08)
05:Never Met A Man Like You (5:03)
06:Why You So Afraid (4:53)
07:Father (8:22)
08:The Lily (9:30)
09:I Choose You (5:12)
10:They Lie (5:52)
11:Hey, Hey, My, My (5:38)
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