Das ist Fusion. In einer neuen Form. Und damit ist nichts und alles gesagt. Dem Promozettel entnehme ich, dass es sich um ein Projekt der Brüder Doran handelt, Schweizer von irischer Herkunft und mit enormem musikalischen Background. Beide haben seit den siebziger Jahren mit der Elite des Europäischen Jazz zusammen gespielt,
dazu kommen diverse Connections mit amerikanischen Größen. Der Hauptmacher hier ist KJ Dave Doran, studierter, innovativer Drummer, Perkussionist und Soundtüftler, der dieses Album live mit dem Jazzgitarren-Professor Christy Doran in der 'Garage' in Luzern eingespielt hat.
KJ (keine Ahnung wofür das steht) Dave »löst sich bei diesem Projekt von der klassischen Rolle des Schlagzeugers, in dem er Samples als Teil der Rhythmusgruppe verwendet … die dynamisch eingesetzt und elektronisch verfremdet« werden. Die Drumtracks hat er »experimentell mit Jungle und Ambient Jazz gekoppelt. Zusammen mit den Samples ist eine urban groovige Future Music entstanden, die Parallelen zur Triphop und Backbeat aufweist.« - Alles klar soweit?
Das Erste was auffällt, ist, dass es überhaupt nicht auffällt, dass es sich um ein Live-Recording mit entsprechender Studio-Nachbearbeitung handelt. Entweder wurden die Publikums-Reaktionen ausgespart, oder es gab keine. Das Zweite, dass es sich, trotz nur zweier Mitwirkender, um eine sehr dichte Musik handelt, sehr komplex, sehr verwoben, intellektuell, jedoch nicht kopflastig, flippig und mit enormer Präzision auf sehr hohem Niveau gespielt. Die relativ kurzen, rein instrumentalen Stücke haben keine Kompositionen im herkömmlichen Sinn als Basis, keine Melodien, eher Strukturen. Vertrackte Schlagzeugarbeit, ebensolche Gitarrenfiguren, stakkatoartige Tonfolgen, Feedbacks, Klangmanipulationen, Loops und dazu die Samples - »Jungle« und »Ambient Jazz«, ja das passt ebenso, wie »Future Music«. Das Ganze ist etwas bizarr, aber keineswegs chaotisch. Bei entsprechendem Faible für Fusion-artige Sounds geht es hier eine dreiviertel Stunde rasant und spannend ab, ein Klangerlebnis der besonderen Form.
Wenn schon schwer zu beschreiben, mit was vergleichen? Parallelen in Details sind zu vielen Großen des Fusion vorhanden, von der Kreativität und teilweise auch der Machart erinnert es mich etwas an Baboon Moon, dem letzten Album von Nils Petter Molvær manchmal auch an Can. Doch es handelt sich hier um eine ganze eigene Kiste, die die beiden Brüder mit diesem Projekt aufgemacht haben. Man kann mit ihnen auf einen sehr interessanten Trip gehen, der mit dem nach meinem Geschmack etwas früh ausgeblendeten "Chemical" auch einen knalligen Abschluss hat.
So reizvoll dieses auch soundmäßig sehr ansprechende Album ist, wäre es doch noch eine Steigerung für die Sinne, die beiden Musiker bei diesem Spektakel live miterleben zu können. Die dieser Tage angesetzte Kurztour, auch durch unsere Lande, war leider für mich nicht mehr zu schaffen, aber vielleicht kommen sie ja mal wieder.
Line-up:
KJ Dave Doran (drums, samples, programming, concept)
Christy Doran (guitar, efx)
Tracklist |
01:Massive (4:59)
02:Breath (4:01)
03:ARP (4:54)
04:Transform (6:14)
05:Bourbon (4:29)
06:Btz79 (3:56)
07:Cyberdrone (3:48)
08:December (5:43)
09:Bedder (3:46)
10:Chemical (3:02)
|
|
Externe Links:
|