|
Yellow Moon / Across The Border
|
|||
|
Ja, was jetzt? Liegt Hamburg am Bayou Teche oder fließt der 'Mighty Mississippi' nun in die Nordsee?
Wenn die Musik von Yellow Moon aus den Boxen fröhlich ins heimische Wohnzimmer sprudelt, dann könnte man das glatt meinen. Cajun und Southern Roots Music vom Feinsten und das von der Waterkant, gespielt von Original-Fischköppe - ich glaub's ja nicht. Wenigstens den 'Southern Accent' kriegen sie nicht so hundertpro hin. Aber sonst - respect, frères et soeurs!
Alles ist selbst- und handgemacht, von der Musik über das Label bis zur PR, da sind Amateure im wahrsten (und positivsten) Sinn des Wortes am Werk. Aber was sie machen, das ist keineswegs amateurhaft (im negativen Sinn), sondern erstklassige Arbeit mit viel Herzblut, Engagement und großem Können.
2002 begegneten sich Angela Altieri und Martin Röttger auf einer Bühne und die beiden Perkussionisten mit ihren ungewöhnlichen Instrumenten Washboard und Cajón beschlossen, eine kleine Besetzung für akustische Rootsmusic zusammenzustellen. Mit Claus 'Dixi' Diercks (Gitarre, Gesang, Mundharmonika), Kai Dorenkamp (Akkordeon, Gesang) und Florian Ihle (Kontrabass, Gesang) fanden sie die geeignete melodische Ergänzung, bald kam auch noch Helmut Busch als Gitarrist dazu, der außerdem mit seiner Bassstimme das bis dahin schon recht gut aufgestellte Vokalensemble markant erweiterte. Letzter Zugang war Günter Glatz mit Mandoline und Banjo sowie dem erforderlichen Sinn fürs Professionelle. Er schloss sich der Combo nach deren ersten Auftritt in Hamburg an und übernahm dann auch gleich das Management. So schnell wurde aus einem Amateurprojekt eine sehr ambitionierte Band samt eigenem Wirtschaftsbetrieb, bei der sich der Musikfreund nur wundern kann, dass sie bis heute keine (noch) größere Aufmerksamkeit genießt.
Nun, das soll sich ändern, haben wir in der RockTimes-Redaktion beschlossen!
Die erste CD, die wir unseren Lesern vorstellen wollen, erschien schon 2003 mit dem Titel "Across The Border" mit dem genannten Line-up. Und gleich auf eigenem Label, Hansestädter sind schließlich gute Geschäftsleute. Mittlerweile hat sich das Bandgefüge verändert. Angela Altieri, die charismatische Frontfrau und Sängerin, erkrankte schwer während der Aufnahmen und konnte später auch nur noch bei wenigen Auftritten mitwirken. Im Mai 2005 starb die Mitbegründerin von Yellow Moon. Für die weiblichen Stimmmomente ist nun Barbara Grischek zuständig, die vom Soul und Funk kommt. Inzwischen ist auch Florian Ihle, der das Album in seinem fmi soundservice-Studio bestens produziert hatte, ins zweite Glied getreten. Den Bass zupft nun hauptamtlich Sören Böhme. Und mit Toddi Böckmann hat eine E-Gitarre Einzug in den Sound gefunden.
Kein Mitglied, aber wichtige Ergänzung ist Lars Luis Linek, der zusammen mit 'Dixi' Diercks lange Jahre das Projekt Blues op Platt auf Bühne und CD brachte. Der renommierte Harper ist zusammen mit Martin Scheffler (Slide-Gitarre) auf "Across The Border" zu hören, doch die wichtigere Rolle ist die des Haus-Komponisten, der sechs Titel zu den neun Covers und Traditionals beisteuerte. Und damit kommen wir nun endlich zur Musik.
Das Album ist aus einem Guss. Lineks Stücke haben die Originalität, das 'joie de vivre' und den herrlich nostalgischen Charme der Cajun-Music aus dem Süden Louisianas, eins schöner als das andere. Und die Fremdvorlagen, von so unterschiedlichen Autoren wie dem Blueser Buddy Guy, Beat-Veteran Alan Price, der Indie-Rockerin Michelle Shocked oder dem 'Boss' klingen im Yellow Moon-Sound so, als wenn sie speziell für die Hamburger geschrieben worden wären. Klasse Arrangements, klasse Interpretation, klasse Band!
Die überzeugt auf der ganzen Linie, instrumental genauso, wie in den wechselseitigen und meist gemeinsamen Vocals. Leider ist dem Booklet nicht zu entnehmen, wer jeweils die Männerstimmen sind. Bleiben wir deshalb erstmal bei Angela, die zu ihrem Geschrammel auf dem Waschbrett auch mit leicht harscher Stimme Akzente setzt. Bei ihrem vordergründig fröhlichen Jump-Blues "The Man I Left Behind" ist wohl schon etwas Abschiedsstimmung zu verspüren. "Man Of Many Words" groovt soulig mit einem Gesang, der zusammen mit der Quetsche ein absolutes Highlight der CD bildet. Sparsam instrumentiert und mit wehmütigem Akkordeon setzt Springsteens "Across the Border" einen ersten Kontrapunkt. Beeindruckend die wechselnden Vocals mit einer tief berührenden Intensität, ganz ohne Pathos, die die Highwaymen auch nicht schöner hinbekommen hätten.
Auch dem reichlich abgenudelten "Parchman Farm" macht die Band in Kopplung mit dem Worksong "Pick A Bale Of Cotton" noch ordentlich Dampf. Eingebettet in zwei weiteren Linek-Nummern wird aus dem namensgebenden Neville Brothers-Song "Yellow Moon" eine betörende lateinamerikanische Nummer mit Gänsehaut-Garantie (mit, einmal mehr, einem Akkordeon der Extra-Klasse). Allein dafür lohnt es, sich die Platte zuzulegen!
Dass die Norddeutschen auch andere Stilrichtungen perfekt intus haben, zeigen sie in einer kleinen Rundreise. Zunächst geht's nach Nashville mit "You Can't Keep Me Here In Tennessee", "Flow Little River" macht einen Abstecher Richtung Appalachian Mountains, "Marie, Marie" tönt als Swamp Pop aus einem Tanzschuppen der Lousiana-Küste und mit "Frankie & Johnny" reitet die Truppe in den schon leicht verblichenen Country&Western-Sonnenuntergang. Price' "I Know When I've Had Enough" lässt das Album feucht-fröhlich ausklingen. Und da bleiben jetzt nur noch zwei Fragen: Wie hören die sich live an und wo, zum Teufel, spielen die mal in der Nähe? Aber auch hier können wir helfen: Kollege Joe 'Blues' mit dem Review von Moving On und mit den Terminen in unserem Tourkalender.
Also, bis demnächst bei Yellow Moon, Folks, und natürlich:
LAISSEZ LES BON TEMPS ROULER!
Externe Links:
|
