Zip Tang / Pank
Pank Spielzeit: 63:47
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2008
Stil: Prog Rock

Review vom 03.11.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Zip Tangs Liminiferous Ether war fast genau vor einem Jahr eine satte Offenbarung, bei der man sich die Freiheit nahm, mal eben Emerson, Lake & Palmers angestaubten "Tarkus" das Laufen beizubringen.
Die Band legt sich weiterhin mächtig ins Zeug und schon wieder ist ein Album fertiggestellt. Es hört auf den Fantasienamen "Pank" und verfügt über elf Songs, die sich zwischen vier und etwas über acht Minuten Spielzeit bewegen.
Erfreulicherweise ist das Line-up der Chicagoer Band konstant geblieben. Nicht so ist es mit ihrer Musik.
Nach "… Ether" hat das Quartett einen bemerkenswert guten Weg beschritten und ihr Songwiting-Spektrum um einige Punkte erweitert, sodass man nach dem ersten Hören des neuen Albums eine deutliche Weiterentwicklung feststellen kann. Die Bandbreite hat zugenommen und schon braucht man kein "Tarkus" mehr.
Zip Tang fluten die Spielzeit mit eigenen Nummern und haben mittlerweile darüber hinaus einige Markenzeichen ihres zu jeder Zeit überzeugenden Sounds verfeinert.
"Cicada Jam" wäre da als eines der Vorzeige-Exemplare zu nennen, das verdeutlicht, worum es Zip Tang geht. OK, ausgerechnet dieses Stück ist eine Live-Improvisation, allerdings nicht so weit von den anderen arrangierten Stücken der CD entfernt. Reinhören!
Wie gut gereiftes Obst pflückt die Band knallrote Äpfel, einer herrlicher als der andere vom Baum und weiß durch ordentlich krachende Nummern wie auch sphärige Stücke/Parts zu gefallen.
Wohl überlegt setzt Marcus Padgett einerseits Keyboard sowie Synthesizer und/oder seine Saxofone ein. "One Last Beautiful Motion" soll stellvertretend für die musikalischen Quartett-Ausflüge ins Reich des Kopfkinos stehen, auch wenn das Stück kein Instrumental ist.
Padgett hat mit sieben Songs den größten Teil der Lead Vocals auf seiner Rechnung stehen und wie beim Vorgänger-Album zeigte er, dass auch der Gesang zu seinen großen Stärken gehört.
Perry Merritt übernimmt den Part am Mikrofon für die beiden Songs "The Years" sowie "You Call This Art?" und schon sind wir bei einer Komposition, bei der die Gruppe zeigt, dass sie es durchaus versteht, auch einen gewissen Humor in ihre Nummern einfließen zu lassen. Der Track beginnt mit mehrstimmigem Gelächter und sich immer mehr verfremdend wird er zu einem Teil der Musik, überleitend zu einer mächtig aggressiv gespielten Gitarre und dann legen Fred Faller in Kombination mit Rick Wolfe einen klasse Groove aus. Darüber dominiert die 6-Saitige in verschieden giftigen Aufmachungen das Geschehen. Mit wechselnder Dynamik ist dieses Stück Repeattasten-verdächtig. Die fast fünf Minuten kommen einem gefühlt viel länger vor.
Unverschämt gut ist auch der Rausschmeißer mit dem treffenden Titel "Goodbye".
Vielschichtig ist die Rhythmik und Merritt lässt im Solo die Finger über die Saiten fliegen. Für den kurz darauf folgenden zweiten Alleingang setzt er Effekte ein und dann wechselt mit Einsatz des Padgett-Sopran-Saxofons die proggige Atmosphäre hin zu einer klassischen Auslegung in der Wolfe einen Marschryhthmus trommelt. Die Elektronik ist auf Streicher-Arrangement eingestellt und mit den letzten Minuten der hervorragenden CD setzt Zip Tang ein weiteres deutliches Ausrufezeichen hinter ihre Fähigkeiten.
Die bereits beim Vorgänger gelobte jazzige Seite der Gruppe flammt im Verlauf des Silberlings in unterschiedlicher Ausprägung immer wieder auf und man tummelt sich in diesem Genre bis hin zur freien Improvisation.
Im Gegensatz dazu ist das ganz am Anfang stehende Stück ein Meisterwerk an Eingängigkeit und findet ebenfalls Einzug in die Liste der "Pank"-Lieblinge, von denen es viele gibt.
So ist jeder Song eine gestandene Persönlichkeit und wie selbstverständlich gehört es einfach nur zum guten Anstand, sich in mehreren Durchgängen mit dem Album zu beschäftigen.
Genau wie beim letzten Werk verführt die von Zip Tang gebotene Musik den Hörer geradezu zum Wiederholungstäter.
Beste Musik aus Chicago, die viele Anhänger verdient hat.
An Zip Tang gerichtet bedeutet das: Bloß nicht aufhören und bitte im nächsten Jahr ein weiteres Album. Von mir aus auch wieder mit einem frei erfunden Titel, weil es so schön klingt.
Line-up:
Marcus Padgett (saxophone, keyboards, synths, vocals - #1, 2, 3, 4, 6, 8, 11)
Perry Merritt (guitars, vocals - #9, 10)
Rick Wolfe (bass, backing vocals)
Fred Faller (drums)
Tracklist
01:Footprints (4:22)
02:It's In My Head (8:25)
03:Katy (8:19)
04:Leaving Nothing (4:45)
05:Cicada Jam (recorded live) (3:27)
06:One Lat Beautiful Motion (7:14)
07:Pank (3:48)
08:Deitrich Crashed My Enzo (7:23)
09:The Years (4:50)
10:You Call This Art? (4:41)
11:Goodbye (6:28)
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