Zip Tang / Private Shangri-La
Private Shangri La Spielzeit: 47:01
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2015
Stil: Progessive Rock

Review vom 27.08.2015


Joachim 'Joe' Brookes
Da waren es nur noch drei Musiker.
Marcus Padgett, seines Zeichens Keyboarder und Saxofonist von Zip Tang hat die Band-Bühne verlassen. Die Klänge des Holzblasinstruments fehlen nun, aber nicht die der Tasten. Ist das in Chicago beheimatete Progressive Rock-Trio in seinen Fähigkeiten nun beschränkt?
Nichts kann darüber besser Aufschluss geben, als "Private Shangri-La", Zip Tangs fünftes Album, das wieder einmal als Eigenproduktion auf den Markt gekommen ist. Der Dreier aus der Windy City legt beim Progressive Rock die Betonung deutlicher auf Rock als zum Beispiel auf Das Reboot.
Wer meint, nur weil ein Saxofonist nicht mehr am Start ist, hätte Zip Tang die jazzigen Exkurse aus seinem Angebot gestrichen, liegt falsch. Die Gitarre von Perry Merritt kann auch dieses Genre.
Neben vielen atemberaubenden musikalisch-kurvenreichen Serpentinenfahrten in immer dünner werdende Luftschichten stehen auch Momente der Einkehr, der inneren Ruhe. Bodenständiger Rock der fantasievollen Art und mit viel Drive geben Phasen der Klangwelt einer akustischen Gitarre geradezu zwangsweise einen offenkundigen Nährboden und besonderes Spotlight.
Perry Merritt ist vielbeschäftig. Er bedient Gitarren sowie Synthesizer und singt. Ausnahmen bestätigen auch auf "Private Shangri-La" die Regel. In "Plastique Hey-Zeus" erhebt Bassist Rick Wolfe die Stimme. Harter Beat und pumpender Bass eröffnen ein rockendes Happening. Mit einem Rhythmuswechsel setzt sich Perry Merritts Gitarre in Szene und folgend baut das Trio ein Szenario der Tempovariationen auf. Tieftöner und Gitarre geben einander den Saiten-Staffelstab in die Hand und schon wieder haben wir es mit einem Hinhörer zu tun.
Aus dem Bett des Blues entwickelt sich in "Phantasmagoric Haze" Zip Tangs Progressive Rock. Die Bassdrum bietet zu Beginn einen Vorgeschmack auf den anstehenden Groove. Die Gitarre leiht sich einige Läufe aus dem Blues-Genre und mittendrin kommt es zu einem herrlichen ruhig-melodischen Part, der als eine Art Blitzlicht später noch öfter aufgerufen wird. Der quirlige Progessive Rock von "Phantasmagoric Haze" steht im Zeichen des 12-Takters.
"Cigarette Burns" hat eher die musikalische Dimension einer Zigarre. Sanft-energische Basstöne werden von staubtrockenen Gitarrenriffs überlagert und schon hier zeigt sich, wie effektvoll Perry Merritt mit dem Synthesizer umgehen kann. Beeindruckend!
Zip Tang im Jahr 2015 rockt immer noch vielschichtig und schließlich darf der Einsatz der akustischen Gitarre, die sich schon im Opener nütztlich macht, nicht fehlen. Das herrliche Song-Intermezzo "Lines" ist nur ein Beleg dafür.
Zunächst schwebt "Big Crunch" in höheren Sphären. Aus dem Weltraumgleiter-Ambiente entwickelt sich nach und nach eine geradezu psychedelische Stimmung. So ist die Formation aus Chicago mit ihren irren Stilmischungen eine echte Alternative zu vielen anderen Bands des Genres. Der Fan des Stils legt Aufgeschlossenheit an den Tag, denn diese Melange ist herausfordernd.
"Private Shangri La" endet mit einem weiteren Short-Track. "Iterum" ist eine in sich stimmige Art Soundkollage mit Gesang und Chor. Fast zwei Minuten Synthesizer-Einsatz ohne Schlagzeug und Bass. Ein klasse Abschluss eines Albums, das den Weggang von Marcus Padgett vergessen macht.
Line-up:
Perry Merritt (vocals, guitar, synthesizer)
Rick Wolfe (bass, vocals)
Fred Faller (drums)
Tracklist
01:Cigarette Burns (7:11)
02:Knowing (3:30)
03:Exit 94 (4:42)
04:Maniacal Calliope (6:40)
05:Lines (1:40)
06:Big Crunch (6:00)
07:Phantasmagoric Haze (3:49)
08:Plastique Hey-Zeus (4:30)
09:Delete The Hole (3:25)
10:Gravity (3:42)
11:Iterum (1:51)
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