ZZ Top / La Futura
La Futura Spielzeit: 39:44
Medium: CD
Label: American Recordings, 2012
Stil: Texas Blues Rock

Review vom 16.09.2012


Daniel Daus
Kult-Trio trifft auf Kult-Produzent! Geschlagene neun Jahre nach ihrem letzten Album "Mescalero" haben sich ZZ Top für ihr neues Werk, dem fünfzehnten insgesamt in ihrer jetzt 42 Jahre währenden Karriere (!) mit Rick Rubin (besonders bekannt u. a. durch seine Arbeit mit Johnny Cash oder den Red Hot Chili Peppers) zusammengetan. "La Futura" heißt der lang von ihren Fans herbei gesehnte, neue Silberling.
Mit der Zukunft und dem Zurück kennen sich die Herren Gibbons, Hill und Beard ja bestens aus, schließlich waren sie seinerzeit Part des Blockbusters "Zurück In die Zukunft 3" (mit Michael Fox), eine Phase, die mit den Eliminator- und "Afterburner"-Alben den unbestrittenen kommerziellen Höhepunkt ihres Schaffens markierte, aber auch von Seiten der Hardliner einiges an Kritik einbrachte. Mit "La Futura" kehren sie teilweise in diese Zeit zurück, ohne dabei aber den letztgenannten Teil ihrer Fan-Schar zu allzusehr verschrecken - ein, wie die zehn Stücke dann nachhaltig darlegen, wunderbar gefundener Kompromiss zwischen modern und 'back to the beginnings'.
Und es knarzt direkt herrlich mit der Single "Gotsa Get Paid" los. Kratzige E-Riffs von Gibbons gepaart immer wieder mit Rhythmus-Unterbrechungen, dazu garniert mit den typischen Soli. Man denkt direkt an Songs wie "I Thank You" oder "Cheap Sunglasses" vom starken "Degüello"-Werk zurück. "Cartreuse" (saustarkes Intro à la "La Grange" oder "Beer Drinkers…") ist ein herrlich stampfender Boogie, "Comsumption" in fließendem Übergang glänzt durch surrendes Slide und ein herrlich trockenes E-Solo.
Tom Hambridge assistierte Billy bei den zwei wohl am meisten mit Hitpotential ausgestatteten Tracks. Zum einen der zwar irgendwie an "Rough Boy" erinnernde, aber überhaupt nicht so triefende Slow Blues "Over You" und das mit viel Flair der berühmten "Eliminator"-Scheibe behaftete "I Don't Wanna Lose, Lose You" (mit herrlichen Les Paul-Nadelstichen, starkem Solo, pumpendem Bass von Hill). Harp-lastig geht es in grooviger Texas Blues Rock-Manier bei "Heartache In Blue" zu. Hier quäkt der einzige Gastmusiker James Harman (neben D. Sardy und Joe Hardy) samt seiner Mundharmonika mit Billy Gibbons' furiosen Vintage-angelehnten E-Attacken um die Wette. Klasse gemacht! Stark hier auch Billys typisch heiserer Gesang.
Bei dem mit einem AC/DC-Riff durchtränkten "Flyin' High" schäumt Gibbons im Refrain vor Euphorie fast über. Das Stück hat sogar dezenten Southern Rock-Charakter - ganz kurz heulen auch mal die Double Leads auf. Mit aus der Feder von Gillian Welch stammt (neben "Over You") ein weiterer, diesmal mit einer Portion Tex-Mex angereichter, schwermütiger Schwofer namens "It's Too Easy Mañana". Am Ende gibt es eine schöne Instrumental-Tempovariation. Die abschließenden "Big Shiny Nine" und "Have A Little Mercy" lassen erneut unweigerlich Assoziationen an frühere Tracks wie "I Thank You" oder "Waiting For The Bus" & Co. aufkommen. Gibbons hat sichtlich Spaß und fordert Dusty Hill (»Come on Dusty«) sogar kurz zum Mitsingen auf.
Nach Ende der zehn kompakten Tracks hält man eine Weile vor Hochachtung inne. ZZ Top zeigen auch nach 42 Jahren absolut keine Altersmüdigkeit. Auf "La Futura" meistern sie den Spagat zwischen Retro und Moderne eindrucksvoll und müssten eigentlich alle ihre Anhänger glücklich machen. Rick Rubin ist eine schön klare und kräftige Produktion gelungen. Eine lohnenswerte Zusammenarbeit. Die Gitarrentöne von Billy Gibbons sind eine einzige Wucht. Auch in der zweiten Dekade des neuen Jahrtausend ist der Dreier aus Houston einfach eine sau-coole Truppe (und bleibt es hoffentlich noch lange). Und scheinbar auch immer noch für eine Überraschung gut! Bei Bärchen Records gibt es die US-Original-Ausgabe.
Tracklist
01:Gotsa Get Paid
02:Chartreuse
03:Consumption
04:Over You
05:Heartache In Blue
06:I Don't Wanna Lose, Lose You
07:Flyin' High
08:It's Too Easy Mañana
09:Big Shiny Nine
10:Have A Little Mercy
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