Kult-Trio trifft auf Kult-Produzent! Geschlagene neun Jahre nach ihrem letzten Album "Mescalero" haben sich
ZZ Top für ihr neues Werk, dem fünfzehnten insgesamt in ihrer jetzt 42 Jahre währenden Karriere (!) mit
Rick Rubin (besonders bekannt u. a. durch seine Arbeit mit
Johnny Cash oder den
Red Hot Chili Peppers) zusammengetan. "La Futura" heißt der lang von ihren Fans herbei gesehnte, neue Silberling.
Mit der Zukunft und dem Zurück kennen sich die Herren
Gibbons,
Hill und
Beard ja bestens aus, schließlich waren sie seinerzeit Part des Blockbusters "Zurück In die Zukunft 3" (mit
Michael Fox), eine Phase, die mit den
Eliminator- und "Afterburner"-Alben den unbestrittenen kommerziellen Höhepunkt ihres Schaffens markierte, aber auch von Seiten der Hardliner einiges an Kritik einbrachte. Mit "La Futura" kehren sie teilweise in diese Zeit zurück, ohne dabei aber den letztgenannten Teil ihrer Fan-Schar zu allzusehr verschrecken - ein, wie die zehn Stücke dann nachhaltig darlegen, wunderbar gefundener Kompromiss zwischen modern und 'back to the beginnings'.
Und es knarzt direkt herrlich mit der Single "Gotsa Get Paid" los. Kratzige E-Riffs von Gibbons gepaart immer wieder mit Rhythmus-Unterbrechungen, dazu garniert mit den typischen Soli. Man denkt direkt an Songs wie "I Thank You" oder "Cheap Sunglasses" vom starken "Degüello"-Werk zurück. "Cartreuse" (saustarkes Intro à la "La Grange" oder "Beer Drinkers…") ist ein herrlich stampfender Boogie, "Comsumption" in fließendem Übergang glänzt durch surrendes Slide und ein herrlich trockenes E-Solo.
Bei dem mit einem
AC/DC-Riff durchtränkten "Flyin' High" schäumt
Gibbons im Refrain vor Euphorie fast über. Das Stück hat sogar dezenten Southern Rock-Charakter - ganz kurz heulen auch mal die Double Leads auf. Mit aus der Feder von
Gillian Welch stammt (neben "Over You") ein weiterer, diesmal mit einer Portion Tex-Mex angereichter, schwermütiger Schwofer namens "It's Too Easy Mañana". Am Ende gibt es eine schöne Instrumental-Tempovariation. Die abschließenden "Big Shiny Nine" und "Have A Little Mercy" lassen erneut unweigerlich Assoziationen an frühere Tracks wie "I Thank You" oder "Waiting For The Bus" & Co. aufkommen.
Gibbons hat sichtlich Spaß und fordert
Dusty Hill (
»Come on Dusty«) sogar kurz zum Mitsingen auf.
Nach Ende der zehn kompakten Tracks hält man eine Weile vor Hochachtung inne. ZZ Top zeigen auch nach 42 Jahren absolut keine Altersmüdigkeit. Auf "La Futura" meistern sie den Spagat zwischen Retro und Moderne eindrucksvoll und müssten eigentlich alle ihre Anhänger glücklich machen. Rick Rubin ist eine schön klare und kräftige Produktion gelungen. Eine lohnenswerte Zusammenarbeit. Die Gitarrentöne von Billy Gibbons sind eine einzige Wucht. Auch in der zweiten Dekade des neuen Jahrtausend ist der Dreier aus Houston einfach eine sau-coole Truppe (und bleibt es hoffentlich noch lange). Und scheinbar auch immer noch für eine Überraschung gut! Bei Bärchen Records gibt es die US-Original-Ausgabe.