Ziemliche große Regentropfen prasselten an einem Sonntagmorgen an die Fensterscheibe. So nutzte ich die Gelegenheit, um die Meinungen unserer Leserschaft im
Forum unseres Magazins zu lesen. Es dauerte nur ein paar Zeilen, bis ich auf
Fred gestoßen war. Nicht
Fred vom Jupiter oder
Fred Feuerstein, nein, einfach nur
Fred.
Dessen Zitatauszug
»Ich bin übrigens auch ein leidenschaftlicher Ignorant der heutigen Tourneen von beispielsweise Lynyrd Skynyrd, den Eagles, den Stones, Fleetwood Mac, seit der letzten Tour auch von Molly Hatchet und wie sie alle heißen. Wenn es vorbei ist, ist es vorbei. Was wieder zum Thema 'Leichenschändung' passt, denn all diese Reproduktionen und Abziehbilder unserer verklärten Jugend brauchen wir eigentlich nicht mehr. Es gibt tonnenweise heiße junge Bands, die hoffentlich niemals die Fehler der auf ewig rockenden Leichen machen« über ein
Johnny Winter- Konzert ging mir an diesem Sonntag nicht mehr aus dem Kopf.
Ausgangspunkt war der
Konzertbericht meines Kollegen
Tom Kaldyda über
Johnnys Auftritt mit dem deutschen Ausnahmegitarristen
Henrik Freischlader aus der Börse in Wuppertal. Zwar stellte
Tom fest, dass
Winter gesundheitlich angeschlagen ist, aber immer noch genügend Können und Esprit aufweist, um seine Fans zu begeistern. Sogar von
»Bestform« war hier die Rede. Das muss
Fred als Aufhänger empfunden haben, um oben genanntes Zitat (ein Auszug seines kompletten Kommentars) ins Forum zu setzen. Mein erster Gedanke war der, dass sich
Fred mit seinen Aussagen wie
»Leichenschändung« und
» Abziehbilder« ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt hatte. Gott sei Dank leben wir in einer Demokratie und die Gedanken sind frei.
Da ich selbst nicht live vor Ort war, kann ich mir über die Darbietung
Winters kein Urteil erlauben. Doch hatte ich letztes Jahr auch alternde Stars erlebt, als ich
AC/DC nach etlichen Jahren wieder auf der Bühne sah und mich ein Gänsehautschauer nach dem anderen berieselte. Zugegebenermaßen stellte ich auch einen altersbedingten Verschleiß der Australier fest und verglich speziell
Angus Young, der mittlerweile 54 Jahre alt geworden ist, mit dem
Angus vor 30 Jahren. Ist doch klar, dass die biologische Uhr vor niemandem halt macht, auch nicht vor Rockstars. Und doch, war es etwas ganz Besonderes,
AC/DC noch mal live zu erleben. Zum einem, weil es halt die Originale sind und zum anderen war die Nachfrage eines weltweiten Millionenpublikums enorm groß. Hier muss ich
Fred also ein Kontra bieten! Angebot und Nachfrage regeln nun mal das Geschäft. Und wenn es innerhalb weniger Minuten eine ausverkaufte Welttournee zu vermelden gibt, dann steht
Fred ziemlich allein mit seiner Meinung da.