Weto hat auf dem Album Schattenspieler mit den Song "Ausgebrannt" den Burnout als eins der heißen Themen von heute muskalisch umgesetzt:
»Das Handy, die E-Mail,
immer erreichbar sein!
Das Meeting, der Zeitdruck,
der Umsatz zählt allein!
Der Kunde ist König,
das Personalgespräch!
Du zitterst ein wenig,
der Auftrag muss noch rein!«
Burnout - eine Krankheit der Manager, Geschäftsleute, Banker und Broker? Nicht nur!
Ganz besonders anfällig für Burnout sind all diejenigen, die ihre Arbeit mit Herzblut, hohen Ansprüchen an sich selbst und Engagement verrichten. Mit gutem Grund gehören beispielsweise die sozialen Berufe zu denen mit hoher Burnout-Gefahr: Ärzte, Pfleger, Sozialarbeiter aber auch Lehrer sind überdurchschnittlich häufig betroffen. Doch nicht allein der Berufszweig macht für dieses gar nicht so neue Phänomen, das Hermann Hesse schon 1906 in seinem Roman "Unterm Rad" beschreibt, anfällig.
Auch wenn umstritten ist, ob es die typische Burnout-Persönlichkeit gibt, gibt es doch einige Persönlichkeitsmerkmale, die ziemlich sicher die Anfälligkeit dafür erhöhen:
Wer an sich selbst hohe Ansprüche stellt, gar zum kompromisslosen Perfektionismus neigt und sein möglicherweise labiles Selbstwertgefühl durch Streben nach Anerkennung und Erfolg stützen will, der läuft leicht in die brennende Falle. Übermäßiger Idealismus, gepaart mit einer wenig distanzierten Einstellung zum Beruf (Leben um zu Arbeiten), das wiederholte Übergehen gesundheitlicher Warnzeichen und fehlende Stressbewältigungsstrategien können ebenfalls zum mentalen Scheiterhaufen beitragen. Hoher Druck von außen, ungünstige Arbeitsbedingungen, wenig Anerkennung oder ungerechtfertigt harsche Kritik sind möglicherweise weitere Puzzleteilchen zum Zusammenbruch.
Und so verwundert es nicht weiter, wenn neben Sportlern wie Sven Hannawald und Sebastian Deisler (FC Bayern München) zunehmend auch Musiker wie Katie Melua, Jazz-Pianist Herbie Hancock, Peter Plate ( Rosenstolz), Hartmut Engler von Pur oder der Liedermacher Wolfgang Buck von dieser Erkrankung betroffen sind.
»Dreh schneller! Dreh weiter!
Wer schläft ist frei zum Abschuss!
Der Druck steigt, es wird heiß!
Das Tempo, wo man mit muss!«
Nicht nur das Arbeitstempo kann Druck erzeugen, auch Erwartungen - die von außen und die Selbstgemachten - lassen es heiß werden. Sich im Visier von Medien und Öffentlichkeit zu bewegen, lässt wenig Rückzugsmöglichkeit. Auf der Bühne stehen und alles geben - Abend für Abend über Wochen oder gar Monate hinweg, auch das kann vom Brennen zum Ausbrennen führen. Die Nächte im Tourbus auf dem Weg zum nächsten Gig bringen nicht unbedingt den erholsamen Schlaf, der vielleicht gerade nötig wäre. Dazwischen dann womöglich noch Arbeit im Studio, bei der häufig der Eindruck entsteht, dass auf ein Erfolgsalbum binnen kürzester Zeit gleich eine neue Scheibe hinterhergeschoben werden muss.
Wie viel von diesem Zeitdruck sich die Musiker selbst machen und wieviel davon die Plattenindustrie vorgibt, sei dahingestellt.
»Sag spürst Du's, Du brennst schon,
die Flammen heiß und innig!
Ich dreh Dich immer fester,
Du brennst schon - Du verlierst Dich!«
Sich verlieren - das ist eine der möglichen Auswirkungen des Burnout und kann bis hin zum 'Depersonalisationserleben' führen. Dabei hat der Betroffene dann das Gefühl, nicht mehr er selbst zu sein, neben sich zu stehen und alles nur noch unwirklich wahrzunehmen.
Das passiert oft auch bei normaler Übermüdung, bei der dann ein paar Extrastunden Schlaf genügen, um wieder zu sich selbst zu finden - beim Burnout wird es aber zu einem von mehreren Dauerbegleitern.
»Ich dreh Dich zu!
Ich dreh Dich fest!
Ich dreh Dich ab!
Nach fest kommt ab …«
Burnout kommt nicht schlagartig. Er entwickelt sich über etliche Stufen hinweg und - das ist die gute Nachricht - kann dann durchaus noch verhindert werden bevor es soweit kommt wie hier gesungen:
»Dann brennst Du aus!
Es bleibt nur Asche, nur Asche und Verderben!
Du brennst aus!
Mit vollem Tempo, Tempo an die Wand!
Dann brennst Du aus!
Bis auch die letzten, die letzten Funken sterben!
Du brennst aus!
Völlig antriebslos und leer und ausgebrannt ...«
Vorausgesetzt, man kennt und erkennt die Vorboten, die sich recht unterschiedlich äußern können. Wer darauf achtet, wenn der Kopf Durchhalteparolen ausgibt und der Körper durch Müdigkeit und Krankheitsanfälligkeit anfängt Widerwillen zu signalisieren, sensibilisiert sich rechtzeitig und kann Gegenmaßnahmen in Form von ausreichend Pausen zum Regenerieren, Abbau von überzogenen Erwartungshaltungen und dem rechtzeitigen und genügenden Setzen von Grenzen ergreifen, denn sonst:
»Die Zeichen sich häufen,
Du spürst die Änderung!
Die Hände, sie zittern,
kalt und taub - das lange schon! «
Gerade in den kreativen Berufen kann schon die Vorstufe des totalen Ausbrennens regelrecht arbeitsunfähig machen, indem sie zu Schreib- und sonstigen Blockaden führt; ein Problem, das auch in unserer Redaktion nicht ganz unbekannt ist.
Schnell und häufig gesellen sich weitere Begleiter dazu:
»Die Ängste, die Panik,
Alkohol und Nikotin!
Die Zeit läuft, musst weiter,
weiter zum Geschäftstermin!«
Ängste bis hin zu Panikattacken können die Erschöpfungszustände begleiten. Mit Alkohol, Nikotin oder auch noch härteren 'Wachmachern' wie Kokain, Amphetaminen und Ecstasy wird versucht, die Müdigkeit und Erschöpfung zu überwinden.
In der Folge gesellen sich gern Schlafstörungen dazu, die nicht selten mit Medikamenten, die wiederum ein hohes Suchtpotential aufweisen, 'kuriert' werden. Typische (körperliche) Stresserkrankungen können auftreten:
»Die Nächte, sind schlaflos,
Bluthochdruck und Depressionen!
Geschwüre im Magen,
sodverbrannte Explosionen!«
Neben Magengeschwüren und Bluthochdruck, Atemnot oder Verdauungsbeschwerden treten auch verstärkt Rücken-, Kopf- und sonstige Schmerzen auf. Das Immunsystem wird geschwächt und die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten jeder Art steigt. Oft folgt der dauerhaften Überforderung ein totaler, auch körperlicher Zusammenbruch.
Am Burnout selbst stirbt man nicht (nach Ansicht der Weltgesundheitsorganisation WHO stellt dieser noch nicht einmal eine eigenständige Erkrankung, sondern lediglich eine Rahmenbedingung dar) doch seine Begleiter Ängste, Depressionen und Sucht erhöhen die Selbstmord- und Unfallgefahr unter Umständen ganz erheblich. Auch wenn das Ausbrennen schon lang bekannt ist, ist es doch ein Kind unserer schnelllebigen Zeit.
Es ist wichtig und mutig dieses Thema anzusprechen und besonders mutig, sich als Betroffener dazu zu bekennen.
Jedem sollte bewusst sein oder werden, dass es nicht immer nur die anderen trifft.
Informationen darüber, in welcher Form auch immer, können helfen, die Voranzeichen zu erkennen und vielleicht in manchen Fällen zu verhindern, dass es soweit kommt:
»Dann brennst Du aus!
Bis auch die letzten, die letzten Funken sterben!
Völlig antriebslos und leer und ausgebrannt ...
ausgebrannt .... ausgebrannt ... «
Oder, um es mit Wolfgang Bucks Worten zu sagen:
»Achtet gut auf euch! Mir wird im Nachhinein bewusst, wieviele Signale ich übersehen und nicht beachtet habe. Es geht schneller, als man denkt, dass die Seele "stop!" sagt. Und dann geht erst mal gar nichts mehr.«
Auf dass die Funken vor Energie und Lebensfreude sprühen mögen!
[Die zitierten Textpassagen sind dem Song "Ausgebrannt" von Weto entnommen.]
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